VfB Stuttgart

Das sagt VfB-Vorstandschef Alexander Wehrle zur Fahnen-Posse von Bochum

Fußball VfL Bochum vs. VfB Stuttgart
Weil Zaunfahnen Fluchttore versperren, dauert die Pause im Spiel zwischen Bochum und Stuttgart fast eine Stunde. Es droht gar ein Spielabbruch. Für den VfB nicht der einzige Grund, gefrustet zu sein. © Pressefoto Baumann

Sebastian Hoeneß war sichtlich bedient. Die Fahnen-Posse von Bochum und der Fehlstart seiner Mannschaft ins neue Jahr drückten dem Trainer des VfB Stuttgart mächtig auf die Stimmung. «Keiner schaut gut aus, wenn so eine Situation entsteht. Da haben wir alle - wir, die andere Seite - einfach kein gutes Bild abgegeben», kommentierte der 41-Jährige nach dem unglücklichen 0:1 (0:0) der Schwaben mit Blick auf das Chaos, das die Geduld aller Beteiligten vor Beginn der zweiten Halbzeit auf eine harte Probe stellte. 

Eine Stunde Halbzeitpause im Bochumer Ruhrstadion 

Die fast einstündige Halbzeitpause und der drohende Spielabbruch hatten auch nach dem Schlusspfiff für weitere Diskussionen gesorgt. VfB-Vorstandschef Alexander Wehrle wies eine Verantwortung der Stuttgarter zurück und griff verbal die Verantwortlichen in Bochum an. Im Vergleich zum April, als der VfB im gleichen Stadion mit den gleichen Bannern ohne Diskussion gespielt habe, hätten nach Wehrles Angaben die Verantwortlichen gewechselt und neue Regularien aufgestellt. «Wenn man die Regeln verändert, muss man vor dem Spiel entsprechend die Freigabe genau überprüfen», sagte Wehrle am Sonntagmorgen (21.01.) in der Sport1-Talkrunde «Doppelpass».

Der VfL Bochum hatte mitgeteilt, dass auf Anweisung des Bauordnungsamts ein Sicherheitsmangel zur laufenden Saison beseitigt werden musste. Der Gastverein sei vorab über die Sicherheitsbestimmungen informiert worden. Nach Angaben der Westfalen waren Zaunfahnen «regelwidrig» angebracht worden. Diese seien erst im Laufe der ersten Halbzeit unter dem zuvor abgenommenen Protestbanner sichtbar geworden. Die Gästefans hätten «vor Beginn der ersten Halbzeit die Dauer einer Lagebesprechung genutzt, um Banner regelwidrig aufzuhängen und diese mit einem Protestbanner zu kaschieren.»

Laut Wehrle waren die Banner hingegen vor dem Spiel «mit dem Ordnungsdienst gemeinsam» angebracht worden. «Es wurde alles freigegeben.» Wegen der ligaweiten Protestaktion gegen den Investoren-Einstieg bei der Deutschen Fußball Liga sei kurzzeitig ein zusätzliches Banner aufgehängt worden. Es stehe außer Frage, dass die Sicherheit jederzeit gewährleistet sein müsse, teilte der VfB mit. «Das war aus unserer Sicht der Fall.» Der Deutsche Fußball-Bund will die Vorgänge in der kommenden Woche untersuchen.

VfB-Boss Wehrle: «In dem Fall war es ein Thema der Ordnungsbehörde in Bochum»

Die VfB-Fans seien zudem lösungsbereit gewesen, sagte Wehrle: «Die Fans, die Ultras haben angeboten, das Banner abzuhängen und dann das Stadion zu verlassen. Die Verantwortlichen wollten es dann nicht. Denn am Ende hat sich herausgestellt, dass sich die Fluchttore haben öffnen lassen trotz der Banner», sagte Wehrle. Man solle nicht in die Debatte reinbringen, dass die Vereine vor den Ultras kuschen: «In dem Fall war es ein Thema der Ordnungsbehörde in Bochum».

Während der Unterbrechung hielten sich die Profis auf dem Rasen bei eisiger Kälte mit Trainingsübungen warm. «Das war das längste Spiel, das ich je gespielt habe», klagte Bochums Kapitän Anthony Losilla. Zwischenzeitlich drohte sogar ein Spielabbruch. «Wir standen kurz davor», verriet VfL-Sportdirektor Marc Lettau. Für Bochums Trainer Thomas Letsch wäre das ein unwürdiges Szenario gewesen: «Ich möchte mir nicht vorstellen, dass solch ein Spiel abgebrochen wird wegen so einer unnötigen Geschichte.»

So erklärt Schiedsrichter Bastian Dankert die Szene

Für Schiedsrichter Bastian Dankert war die lange Verzögerung jedoch unvermeidlich. «Das Regelwerk besagt, dass man nach 30 Minuten sagt: Sehen wir noch ein bisschen Licht am Ende des Tunnels oder nicht. Wir wurden nach 30 Minuten darüber informiert, dass es schon eine Möglichkeit gebe, dass wir das Spiel wieder fortsetzen können», sagte der Referee der ARD: «Dementsprechend haben wir diesen Moment auch ausgereizt.» 

Einen ähnlichen Vorfall hatte es bereits beim Heimspiel der Bochumer Ende September gegen Mönchengladbach gegeben, als erst mit Verspätung angepfiffen wurde. Kritik an der Vorgehensweise, die Zaunfahne nicht eigenmächtig zu entfernen, wies der VfL Bochum in einer Mitteilung zurück: «Ein Entfernen der Banner durch Ordnungskräfte des VfL stellte keine Option dar, um die angespannte Situation nicht weiter eskalieren zu lassen.» 

Wie VfB-Sportdirektor Fabian Wohlgemuth reagiert

Fabian Wohlgemuth stellte eine Aufarbeitung des Vorfalls in Aussicht, der auch lange nach dem Schlusspfiff für Diskussionen sorgte. «Grundsätzlich muss man die Situation analysieren - mit unseren Fans, mit dem Veranstalter», sagte der Stuttgarter Sportdirektor. Auch der Revierclub sieht noch Gesprächsbedarf. «Der VfL Bochum 1848 wird die Vorkommnisse erneut zum Anlass nehmen, um über weitere zukünftige Maßnahmen zu beraten», hieß es in der Vereinsmitteilung. 

Mehr noch als die rund einstündige Halbzeitpause machte den Stuttgartern die erneute Niederlage zu schaffen. Denn auch das Tor von VfL-Keeper Manuel Riemann war für die Stuttgarter Offensive wie blockiert. Auch im vierten Saisonspiel ohne Torjäger Serhou Guirassy gab es keinen Punkt. Zwar bot die Mannschaft in Bochum eine bessere Leistung als bei der Schlappe eine Woche zuvor in Mönchengladbach, ließ aber trotz spielerischer Dominanz viele Torchancen ungenutzt. 

VfB-Coach Hoeneß: «Wir haben über 90 Minuten viel richtig gemacht»  

Der vor der Winterpause noch üppige Sieben-Punkte-Vorsprung des Tabellendritten auf den Fünften BVB ist binnen kürzester Zeit auf einen Zähler zusammengeschrumpft. «Den Start ins neue Jahr hatten wir uns anders erhofft als mit zwei bitteren Niederlagen», klagte Sportdirektor Wohlgemuth. «Dennoch kann man der Mannschaft nicht allzu viel vorwerfen. Wir haben es mit allem versucht, was wir hatten - nachher mit der Brechstange.» Auch Hoeneß verzichtete auf harsche Kritik an seinen Profis: «Gegen Gladbach waren wir mehr schlecht als gut. Heute sehe ich das anders. Wir haben über 90 Minuten viel richtig gemacht.»    

Der VfB-Trainer ist zuversichtlich, dass sich die aktuelle Schwächephase nicht zum Dauertrend entwickeln wird: «Diese Phasen gibt es. Jetzt ist es wichtig, dass wir eine gute Balance finden aus cool bleiben, aus zusammenbleiben. Aber auch ein Bewusstsein schaffen, dass man diese Phasen nicht einfach so übersteht, ohne etwas zu machen.» 

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