VfB Stuttgart

Der Dreikampf ums VfB-Präsidentenamt: Was Allgaier, Steiger und Haas vorhaben

VfB Stuttgart Vorstellung der Präsidentschaftskandidaten
Wer wird beim VfB Stuttgart Nachfolger von Claus Vogt? Interimspräsident Allgaier (li.) sowie die zwei Kandidaten Pierre-Enric Steiger (mi.) und Jochen Haas (re.) gehen mit unterschiedlichen Ideen an den Start. © Hansjürgen Britsch

Stuttgart. Drei Präsidentschaftskandidaten beim VfB Stuttgart – so viele wie noch nie? Iwo! 1975 konkurrierten gar vier Bewerber um den Chefposten im roten Clubhaus - unter anderem ein Schausteller vom Cannstatter Volksfest und ein Ex-Boxer und Discothek-Betreiber. Am Ende wurde Gerhard Mayer-Vorfelder gewählt – und der große VfB-Patriarch amtierte letztlich für 25 Jahre. Mehr Kontinuität wünschen sich die VfB-Mitglieder auch heute mit Blick auf ihre Vereinsführung. Bei der nächsten Mitgliederversammlung haben sie bei der Wahl ihres nächsten Präsidenten immerhin die Auswahl zwischen drei Kandidaten. Neben Amtsinhaber Dietmar Allgaier wollen auch Jochen Haas und Pierre-Enric Steiger das höchste Amt im e.V. übernehmen. Drei Kandidaten, drei ganz unterschiedliche Profile. Wir stellen das Bewerber-Trio vor.

Dietmar Allgaier: 58 Jahre alt, Landrat aus Ludwigsburg

Mit dem Amtsbonus geht der CDU-Politiker aus Kornwestheim ins Rennen. Er hat den Verein interimistisch nach der Abwahl von Claus Vogt geführt und zunächst betont, nur für diese Übergangszeit zur Verfügung zu stehen. Doch Allgaier hat Gefallen am Amt gefunden und sich schlussendlich doch für eine Kandidatur entschieden.

„Ich tue mir das Amt nicht an“, sagt Allgaier auf eine entsprechende Nachfrage: „Ganz im Gegenteil. Mit macht das sehr viel Freude, ich bin hochmotiviert und im Amt angekommen.“ Er will den Verein in „seiner ganzen Vielfalt weiterentwickeln“ und die Profimannschaft langfristig im oberen Tabellendrittel der Bundesliga etablieren. Auch eine bessere Infrastruktur im Neckarpark steht auf seiner Agenda für eine fünfjährige Amtszeit.

Weitere Details zu Positionen und Lebenslauf finden Sie hier auf der VfB-Homepage: www.vfb.de/de/1893/club/vfb-e-v-/mitgliederversammlung-2025/bewerber-praesidentenamt/dietmar-allgaier/  

Jochen Haas: 56 Jahre alt, ehemaliger Finanzvermittler aus Waldstetten

Der ehemalige Bankdirektor aus dem Ostalbkreis ist im VfB-Umfeld bislang vor allem aufgrund seiner Familiengeschichte bekannt: Er ist der Sohn von Ex-VfB-Präsident Manfred Haas, der die Geschicke des Klubs von 2000 bis 2003 lenkte. Seinen Job in der Finanzbranche hat er nun nach 27 Jahren an den Nagel gehängt.

„Ich kann mich voll und ganz auf das Amt konzentrieren und - wenn es ein muss - jeden Tag auf der Geschäftsstelle sein“, betont Haas, der seine Expertise einbringen will, um den Verein „der Zeit anzupassen und attraktiver zu werden“. Auch mit Blick auf mögliche neue Abteilungen. „Joint Ventures im Handball und Basketball. Oder mal ein Feldversuch mit einer Trendsportart.“ Eine weitere Idee: Über eine Dividende der AG soll künftig der e.V. finanziell unterstützt werden.

Weitere Details zu Positionen und Lebenslauf finden Sie hier auf der VfB-Homepage: www.vfb.de/de/1893/club/vfb-e-v-/mitgliederversammlung-2025/bewerber-praesidentenamt/jochen-haas/ 

Pierre-Enric Steiger: 53 Jahre alt, Präsident der Björn-Steiger-Stiftung aus Winnenden

Er nimmt einen zweiten Anlauf. Schon 2021 hatte der Winnender gegen den amtierenden Präsidenten Claus Vogt kandidiert – und war letztlich deutlich unterlegen. Seine Ambitionen auf das Amt tat das aber keinen Abbruch. „Man sieht mich nicht als Problemfall, man hat mich eher motiviert, ein weiteres Mal zu kandidieren“, berichtet Steiger vom Feedback der Basis. Er fühle sich „jetzt noch breiter aufgestellt.“ Und hat sich bereits mit einem 27-seitigen Positionspapier aus der Deckung gewagt.

Darin schlägt er unter anderem vor, die noch verbliebenen 3,9 Prozent der Anteile an der VfB-AG an die Vereinsmitglieder zu verkaufen. Aus seinen Gesprächen mit den Mitgliedern, der Fan- und der Ultraszene habe er vor allem ein Thema mitgenommen: „Wir haben keine Transparenz und Mitbestimmung mehr. Daraus entstand der Claim: Der VfB gehört uns allen.“ Laut Steiger sind aktuell noch 260.000 Einzelaktien verfügbar. „Das wäre mein Hebel, damit die Mitglieder wieder Bestandteil der AG werden.“

Weitere Details zu Positionen und Lebenslauf finden Sie hier auf der VfB-Homepage: www.vfb.de/de/1893/club/vfb-e-v-/mitgliederversammlung-2025/bewerber-praesidentenamt/pierre-enric-steiger/

Wahlkampf startet direkt: Allgaier und Haas sehen Steigers Aktien-Idee skeptisch

Rund um Steigers Aktien-Vorschlag entstand am Freitagmittag (31.01.) beim ersten öffentlichen Auftritt des Trios direkt eine lebhafte Diskussion. Haas und Allgaier stehen der Idee skeptisch gegenüber – gerade mit Blick auf rechtliche Gefahren und hohe Verwaltungskosten. „Für mehr Mitbestimmung brauchen wir keine Aktien ausgeben. Wir brauchen einen starken Präsidenten“, so Haas. Allgaier bringt eine Art Genossenschaftsmodell als möglichen Gegenvorschlag ins Gespräch.

Der Dreikampf um das Präsidentenamt ist damit eröffnet. Und klar ist direkt: Die Mitglieder haben dieses Mal die Wahl zwischen drei ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten und Konzepten. Auf der einen Seite Allgaier, der auch den Merkel-Wahlkampf von 2013 fahren könnte: „Sie kennen mich“. In weiten Teilen der Anhängerschaft ist der Kommunalpolitiker hoch angesehen. Schließlich hat er das Ruder in unruhigen Zeiten übernommen und wieder für Ruhe gesorgt. Er geht als klarer Favorit ins Rennen. Steiger und Haas sind die Außenseiter, die aber beide über Profil und eigene Ideen verfügen, um dem Amtsinhaber den Thron streitig zu machen. Sie müssen Gas geben. Und Fehler vermeiden. Die kurze Zeit bis zur MV am 22. März werden alle drei bestmöglich nutzen wollen.

Welche VfB-Gremien auf der MV neben dem Präsidenten neu gewählt werden

Auf der Mitgliederversammlung werden neben dem Präsidenten auch der Vereinsbeirat und das Präsidium gewählt. Den Kandidatenkreis für die weiteren Mitglieder des Vereinspräsidiums bilden Andreas Grupp, Stefan Jung, Bernadette Martini, Michael Reichl und Bertram Sugg. Für den Beirat sind 28 Bewerbungen beim Wahlausschuss eingegangen. Diese werden derzeit dahin gehend überprüft, ob alle satzungsrechtlichen Voraussetzungen erfüllt sind. „Nach Abschluss der Prüfung wird der Wahlausschuss Gespräche mit dem Bewerberfeld führen und dann im weiteren Prozessverlauf bis zu sechs Kandidatinnen oder Kandidaten für jede der drei Säulen nominieren“, heißt es vom Verein. Die Bekanntgabe des kompletten Kandidatenkreises soll Ende Februar 2025 erfolgen.

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