Der VfB und Europa: Warum es für die Schwaben ein besonderes Abenteuer bleibt
Stuttgart. Europäischer Glanz unter dem Stuttgarter Flutlicht: Der VfB Stuttgart startet am Donnerstag (21 Uhr/RTL) gegen Celta Vigo in die Europa League – und Trainer Sebastian Hoeneß mahnt, diesen Moment nicht als Routine zu sehen. Für ihn und sein Team bleibt jeder internationale Abend ein besonderes Abenteuer. Auch Torjäger Ermedin Demirovic schwärmt von „Kindheitsträumen, die wahr werden“. Gegen den zähen spanischen Gegner wollen die Schwaben den Grundstein für eine lange Europareise legen.
Es gibt Sätze, die klingen wie eine freundliche Erinnerung an das, was nicht selbstverständlich ist. „Ich hoffe nicht, dass das für irgendjemanden hier normal ist“, sagt Sebastian Hoeneß, und man spürt, dass der Trainer des VfB Stuttgart diesen Gedanken wirklich ernst meint. Denn auch wenn sein Team nun schon im zweiten Jahr in Folge international spielt, bleibt für ihn jeder Abend unter europäischem Flutlicht ein Ereignis. „Es wird ein Flutlichtspiel, vor 60.000 Zuschauern, gegen eine spanische Topmannschaft – das kann nicht Normalität sein.“
Flutlicht und Kindheitsträume beim VfB Stuttgart
An diesem Donnerstag (21 Uhr) beginnt für den VfB die nächste Reise: Europa League, Auftakt gegen Celta de Vigo. Die Gegner heißen diesmal nicht Real Madrid oder Paris Saint-Germain, sondern Vigo, Bern, Rotterdam, Istanbul. Doch wer Hoeneß zuhört, merkt: Es ist der Wettbewerb, der zählt, nicht das Etikett. „Es ist einfach großartig, international spielen zu dürfen“, sagt der 43-Jährige, „wir sind heiß auf die nächste internationale Reise.“
Dieses Gefühl teilt Ermedin Demirovic, der Stürmer, der längst zum Gesicht dieser Mannschaft geworden ist. „Du hast als Kind davon geträumt, Europa zu spielen, egal ob das dann die Champions League oder die Europa League ist“, sagt er – und man glaubt ihm sofort. Für den Kapitän sind die Flutlichtabende mehr als Spiele. „Es ist ein spannender und herausfordernder Modus. Wir freuen uns auf viele Flutlicht-Spiele gegen tolle Gegner und möchten uns bestmöglich präsentieren, um so lange wie möglich im Turnier dabeizubleiben. Dazu gehört, dass wir die Ligaphase überstehen.“
Und Demirovic denkt schon weiter. „Es sind viele Highlight-Spiele“, sagt er, „ich freue mich zum Beispiel sehr auf die Auswärtsbegegnung in Istanbul, weil ich dort noch nie eine Partie absolviert, aber schon viel über die Atmosphäre gehört und gesehen habe. Das ist sicherlich etwas Besonderes. Zunächst geht es für uns darum, erfolgreich in den Wettbewerb zu starten.“
Ein Gegner voller Remis – und Bundesliga-Referenzen
Der erste Schritt könnte allerdings komplizierter werden, als es der Tabellenstand des Gegners vermuten lässt. Celta de Vigo steht in der spanischen Liga nach sechs Spielen auf Rang 15 und wartet noch auf den ersten Sieg – hat zuletzt fünfmal in Serie 1:1 gespielt. „Das zeigt, wie schwer sie zu schlagen sind“, warnt Hoeneß. Die „Celtiñas“, die kleinen Kelten, sind in Spanien so etwas wie die ewigen Herausforderer: technisch sauber, defensiv gut organisiert, unangenehm in jeder Zone des Platzes. „Das Team tritt sehr gut organisiert auf, verfolgt einen spielerischen Ansatz und kann in verschiedenen Höhen kompakt verteidigen“, sagt Hoeneß.
Und es gibt bekannte Gesichter: Ilaix Moriba (RB Leipzig), Bryan Zaragoza (Bayern München) und Borja Iglesias (Bayer Leverkusen) haben alle schon Bundesliga-Luft geschnuppert. Die jüngsten Ergebnisse, allesamt Unentschieden, klingen zwar unspektakulär, sind aber ein Hinweis auf Vigos Zähigkeit.
Dass es gegen Celta auch hitzig werden kann, weiß der VfB bereits aus dem Sommer. Beim Testspiel der beiden Teams kam es zu Rudelbildungen, zu kleinen Scharmützeln. Hoeneß lächelt, wenn er daran denkt, und sagt: „Warum sollte das jetzt weniger werden? Wir sollten auf jeden Fall darauf eingestellt sein, auf eine emotionale Mannschaft zu treffen.“ Es passt zu diesem besonderen Abend: ein europäischer Gegner, ein volles Stadion, Flutlicht und vielleicht auch ein bisschen Reibung – genau das, was internationale Abende von gewöhnlichen Bundesligapartien unterscheidet.
Personal beim VfB Stuttgart: Einziger Ausfall Undav
Personell ist die Lage beim VfB klar. Von den für die Europa League gemeldeten Spielern fehlt nur Deniz Undav mit einem Innenbandanriss im Knie. Wieder dabei sind Luca Jaquez nach Nasenbeinbruch und Leonidas Stergiou, der ins Mannschaftstraining zurückgekehrt ist. Alles ist also angerichtet für diesen ersten europäischen Abend der Saison – und für das, was Hoeneß so sehr betont: Dass man sich nicht an solche Spiele gewöhnen darf. Es geht um Fußball, um Punkte und Prämien, aber eben auch um etwas anderes: um die große Bühne. „Es ist einfach großartig, international spielen zu dürfen“, sagt Hoeneß. Und man spürt: Für ihn und seine Mannschaft bleibt das mehr als nur ein Termin im Kalender. Es bleibt ein Abenteuer.
So könnten die Teams starten
VfB Stuttgart: Nübel - Mittelstädt, Chabot, Jeltsch, Assignon - Chema Andres, Stiller - Leweling, El Khannouss, Tomas - Demirovic
Celta Vigo: Radu – Fernandez, Lago, Ristic – Javi Rueda, Sotelo, Beltran, Carreira – Alvarez, Iglesias, Zaragoza
Schiedsrichter: Walsh, Nicholas (Schottland)