VfB Stuttgart

Kommentar zur Entlassung von Labbadia: Die allerletzte Patrone der VfB-Bosse

Fußball 1. FC Union Berlin vs. VfB Stuttgart
Ist beim VfB nach wenigen Monaten schon wieder Geschichte: Trainer Bruno Labbadia. © Pressefoto Baumann

Der VfB Stuttgart hat Bruno Labbadia entlassen und damit ein bizarres Schauspiel beendet: Noch am Sonntag hatte der 57-Jährige das Training der Reservisten geleitet. Eine Entscheidung in der Trainerfrage fiel erst am Montagnachmittag – weil es wenig überraschend hochkompliziert war, einen neuen Coach für die brenzlige Lage beim Schlusslicht zu finden. Nun übernimmt Sebastian Hoeneß eine Rettungsmission, die kaum noch Chancen auf ein Happy End zu haben scheint. Er ist die allerletzte Patrone der Verantwortlichen in einer historischen Vier-Trainer-Saison, kommentiert unser Reporter Danny Galm.

Vier Spiele im DFB-Pokal, vier unterschiedliche VfB-Trainer – ein Wahnsinn

Es ist wohl einmalig in der deutschen Fußball-Historie, dass eine Mannschaft in einer Saison in vier Pokalspielen vier unterschiedliche Cheftrainer hatte. Und natürlich schafft es der VfB, ein solches Kunststück zu vollbringen: In der 1. DFB-Pokalrunde coachte Pellegrino Matarazzo (1:0 bei Dynamo Dresden), in der 2. Runde Michael Wimmer (6:0 gegen Bielefeld), im Achtelfinale stand Bruno Labbadia an der Seitenlinie (2:1 in Paderborn), am Mittwoch im Viertelfinale wird Sebastian Hoeneß das Team betreuen – und mehr muss man zur bisherigen VfB-Saison eigentlich nicht wissen. Ein Wahnsinn.

In Stuttgart verschwimmt die Grenze zur Realsatire. Nur wachen die leidgeplagten Fans nicht aus dem Alptraum auf. Womöglich steht ihnen das Schlimmste sogar noch bevor. Die Posse der letzten 48 Stunden - Labbadia leitete am Sonntag noch eine Einheit, während die Verantwortlichen im Clubhaus über seine Zukunft beratschlagten - hat nun immerhin ein Ende gefunden.

Sebastian Hoeneß übernimmt. Der Sohn von Dieter Hoeneß war zuletzt in der Bundesliga bei der TSG Hoffenheim tätig und war schon im vergangenen Herbst als Matarazzo-Nachfolger am Wasen gehandelt worden. Er soll nun in den verbleibenden Saisonspielen das Ruder noch herumreißen. Mit einer bis ins Mark verunsicherten Mannschaft, die in der Liga zuletzt im Dezember 2021 (!) ein Auswärtsspiel gewonnen hat und im freien Fall dem nächsten Absturz in die Zweitklassigkeit entgegentaumelt.

Die Trennung von Labbadia war letztlich unausweichlich

Labbadia hat einen großen Anteil an der aktuellen Misere. Er hat das Team in ein unpassendes System gepresst und immer wieder Spieler positionsfremd auf den Rasen geschickt. Entsprechend gärte es längst in der Truppe. Unter seiner Regie stürzten die Schwaben vom Relegationsplatz auf den letzten Platz. Eine Ausrede für die Nicht-Leistung mancher Stuttgarter Profis in wichtigen Spielen wie zum Beispiel auf Schalke (0:2) darf das aber nicht sein. Letztlich war die Entlassung von Labbadia nach nur 120 Tagen unausweichlich. Zu katastrophal war der Trend der letzten Wochen und zu zerrüttet das Verhältnis des Trainers zu seinen Spielern.

Dass sich mit Hoeneß nun der vierte Trainer in einer Spielzeit am Stuttgarter Kader versucht, offenbart einmal mehr, dass die Probleme beim taumelnden Traditionsverein tiefer liegen. Viel tiefer. Sollte Hoeneß mit dem VfB noch den Klassenverbleib schaffen, wäre das fast ein ebenso großes Wunder wie die Last-Minute-Rettung im letzten Jahr.

Mit der Labbadia-Entlassung ist auch der Plan von Alexander Wehrle gescheitert

Hoeneß ist in jedem Fall die allerletzte Patrone der VfB-Verantwortlichen. Diese Entscheidung muss jetzt sitzen. Die Idee mit dem erfahrenen Feuerwehrmann Labbadia ist krachend gescheitert – und damit auch der Plan von Vorstandsboss Alexander Wehrle. Es droht der Totalschaden. Der dritte Abstieg innerhalb von sieben Jahren. Sportlich wie finanziell wäre das der absolute Worst Case für die Stuttgarter.    

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