Der VfB Stuttgart im Schwebezustand: Zukunft von Bruno Labbadia weiter offen
Die Entscheidung über die Zukunft von Trainer Bruno Labbadia beim VfB Stuttgart wurde vorerst vertagt. Eine Trennung steht aber wohl bevor. Der aktuelle Stand vom frühen Sonntagabend (02.04.).
Magath und Gisdol sind keine Kandidaten, Willig wird’s auch nicht
In der Öffentlichkeit sind branchenüblich längst die ersten Namen von potentiellen Nachfolgern für den erfolglosen Stuttgarter Cheftrainer aufgeploppt. Markus Gisdol und Felix Magath spielen dabei nach Informationen unserer Redaktion keine Rolle, die Spur zum 2007er Meisterspieler Ludovic Magnin könnte hingegen noch heiß werden.
Auch die vereinslosen Fußballlehrer Robert Klauß und Alexander Blessin sollen im Fokus sein. U-19-Trainer Nico Willig, der 2019 schon einmal im Schlussspurt übernahm, steht derweil laut der Stuttgarter Zeitung dieses Mal nicht zur Verfügung.
Eine Entscheidung wird jedenfalls am Sonntagabend aller Voraussicht nach nicht fallen. Die Führungscrew um Sportdirektor Fabian Wohlgemuth und Sportvorstand Alexander Wehrle hinterlässt so einen Klub im Schwebezustand - und das mitten im Abstiegskampf.
Eigentlich haben die Entscheider nicht viel Zeit zum Handeln
Dabei kann die Hängepartie um die Labbadia-Zukunft eigentlich nur zwei Gründe haben. Variante A: Die Entscheider sind sich uneins in der Frage, ob Labbadia gehen oder bleiben soll. Variante B: Eine Alternative zu Labbadia ist nicht zu finden. Vermutlich bedingt Variante B die Variante A. Ähnlich wie vergangene Woche beim FC Bayern, wo Julian Nagelsmann wohl noch im Amt wäre, wenn mit Thomas Tuchel nicht ein adäquater Ersatz bereit war, direkt zu übernehmen. Wie man es dreht und wendet: Keine der Varianten wirft ein gutes Licht auf die Klubführung.
Dabei haben die Verantwortlichen eigentlich nicht viel Zeit zum Handeln. Mit dem Viertelfinale am Mittwoch (05.04.) im DFB-Pokal beim Zweitligisten 1. FC Nürnberg wartet schon vor dem Abstiegsduell beim VfL Bochum am Ostersonntag (09.04.) gleich die nächste Bewährungsprobe.
Labbadia betrat also am Sonntagvormittag gemeinsam mit dem noch angeschlagenen Stürmer Serhou Guirassy, dem großen VfB-Hoffnungsträger im Abstiegskampf, den Rasen für die lockere Einheit der Ersatzspieler. Währenddessen tagten nur wenige Meter entfernt im Clubzentrum die Bosse und berieten über die Trainer-Frage. Labbadia ertrug diese seltsame Situation mit der Professionalität des Routiniers.
Die Auslöser der Fotografen klickten. Vor allem als sich Labbadia an seine Uhr am linken Handgelenk griff - eine Szene mit Symbolcharakter. Ist meine Zeit hier nach knapp vier Monaten schon wieder vorbei? Labbadia selbst dürfte nach all den Jahren im Zirkus Profifußball wohl am besten wissen, dass es eine weitaus größere Überraschung wäre, wenn er seinen Job behalten darf.
Wohlgemuth: „Den Alleinschuldigen werden wir nicht finden“
Der 57-Jährige probiert sich schon als dritter Trainer der Schwaben in dieser Saison, die Sorgen sind seit Beginn der Spielzeit immens. Pellegrino Matarazzo hatte gehen müssen, nachdem der VfB nicht eins der ersten neun Saisonspiele gewann. Ein kurzzeitiger Aufschwung unter Michael Wimmer reichte dem Interimstrainer nicht zur Beförderung. „Wir haben drei Trainer, alle mit einem sehr unterschiedlichen Profil. Das heißt, den Alleinschuldigen werden wir nicht finden“, betonte Sportdirektor Wohlgemuth am Samstag in den Katakombem der Alten Försterei.
Nur ein Sieg aus elf Spielen in der Liga unter Labbadia sagt viel aus, sieben Niederlagen aus den neun vergangenen Partien erst recht. Seit dem 0:1 gegen den VfL Wolfsburg vor zwei Wochen ist der VfB Letzter, tabellarisch steht der VfB unter ihm noch schlechter da. Nun misslang mit der Pleite beim Champions-League-Kandidaten Union Berlin auch noch der Auftakt in die alles entscheidende Phase nach der Länderspielpause.
Der erhoffte Labbadia-Effekt blieb aus. Der 57-Jährige war im Dezember mit dem Ruf gekommen, Mannschaften vor dem Abstieg retten zu können. Auch mit dem VfB hatte er in seiner ersten Amtszeit zwischen 2010 und 2013 den Klassenerhalt geschafft. Jetzt rückt der dritte Abstieg des fünfmaligen deutschen Meisters seit 2016 immer näher.
Labbadia sind längst die Argumente ausgegangen
„Tabellenletzter, da ist es nun mal so, dass es Kritik hagelt. Da sieht keiner, was positiv ist“, sagte Labbadia am Samstagabend. Seine Mannschaft hatte eine Halbzeit lang überzeugt, sich aber nicht belohnt und die Chancen nicht genutzt. „Man kann nicht behaupten, dass man keine gut eingestellte Mannschaft gesehen hat heute. Trotzdem haben wir keine Argumente.“
Am Ende liege es nicht immer nur am Trainer, meinte derweil Torhüter Fabian Bredlow. Er sei nicht die Mannschaft, sondern nur ein Spieler und er wolle mit Labbadia weitermachen. „Jeder ist jetzt gut beraten, auch heute nach dem Spiel vor der eigenen Haustüre zu kehren und zu schauen, was er besser hätte machen können“, sagte Bredlow: „Es ist die Art und Weise, die uns zu denken geben muss.“ Und die offensichtlich auch die Verantwortlichen zu einer intensiven Klausur veranlasst - aktuell noch ohne Ergebnis.