VfB Stuttgart

Nach Pleite auf Schalke: Der VfB bleibt in vielerlei Hinsicht ein großes Rätsel

Fußball FC Schalke 04 vs. VfB Stuttgart
Zum Verzweifeln: Der VfB und Stürmer Silas blieben auf Schalke vieles schuldig. © Pressefoto Baumann

Der verblüffend mutlose Auftritt des VfB Stuttgart im Kellerduell beim FC Schalke 04 hinterlässt viele Fragezeichen. Die Verantwortlichen platzieren nach dem 1:2 vom Samstagabend (25.02.) unterschiedliche Analysen der Pleite - was die Verwirrung nur noch vergrößert. Die Mannschaft bleibt in vielerlei Hinsicht ein großes Rätsel, das auch der dritte Trainer in dieser Saison noch nicht gelöst bekommt.

Schalke gleicht spielerische Defizite durch Leidenschaft aus

„Wir haben offensichtlich nicht mit der Entschlossenheit der Schalker gerechnet“, sagte Sportdirektor Fabian Wohlgemuth mit Blick auf die unterirdische erste Halbzeit seines Teams. Dem widersprach Trainer Bruno Labbadia: „Wir haben sie vorbereitet auf das, was uns erwartet. Sie wussten schon, was kommt.“

Was kam, war eine leidenschaftliche Schalker Mannschaft, die all ihre unübersehbaren technischen und taktischen Defizite durch Willen und Leidenschaft ausglich. Und gegen eine mutlose VfB-Elf folgerichtig mit einer Zwei-Tore-Führung in die Pause ging. Woraufhin es in der Stuttgarter Kabine ungemütlich wurde. Die Spieler hätten „zu Recht einen Einlauf“ von Labbadia bekommen, berichtete Torhüter Fabian Bredlow: „Da ist er schon laut geworden.“ 

Zwar besserte sich der Stuttgarter Spielvortrag in Halbzeit zwei in Sachen Einstellung und Engagement. Dennoch benötigte es die gütige Mithilfe von S04-Keeper Ralf Fährmann, um die Angriffsbemühungen der Gäste auch in ein zählbares Resultat zu überführen (63.). Einen harmlosen Schuss von Borna Sosa ließ der 34-Jährige durch die Hosenträger flutschen. Wenige Augenblicke später war das Schalker Urgestein dann aber zur Stelle, als er einen Endo-Kopfball aus kurzer Distanz prächtig parierte (66.). 

Anschließend mühten sich die Schwaben nach Kräften, um immerhin einen Zähler aus dem Pott zu entführen. Beim letzten Eckball eilte sogar Keeper Bredlow mit nach vorne - ohne Erfolg. Letztlich mangelte es der Stuttgarter Schlussoffensive an Tempo, Ideen und der nötigen Durchschlagskraft. Wie schon so oft in dieser Saison. Am Ende blieb der fatale Eindruck einer Mannschaft, die den Ernst der Lage immer noch nicht erkannt hat. Wie schon so oft in dieser Saison.

Fehlerbehaftet und ohne Überzeugung: Ein VfB-Auftritt zum Vergessen

Und so melden sich die nach der Hinrunde quasi schon abgestiegenen Schalker endgültig wieder zurück im Abstiegskampf. Der VfB hingegen bleibt in vielerlei Hinsicht ein großes Rätsel, das mit Bruno Labbadia auch der dritte Trainer in dieser Saison noch nicht gelöst bekommt. Ausgerechnet im Abstiegskracher verfiel die Mannschaft wieder in alte Muster, spielte fehlerbehaftet, ohne Überzeugung und Aggressivität. 

Beispiel Borna Sosa: Gegen Köln noch der gefeierte Mann, auf Schalke aber mitunter stümperhaft in seiner eigentlichen Rolle als Linksverteidiger. Oder der gelernte Flügelstürmer Silas, der erneut im Angriffszentrum ran durfte und gegen den 34 Jahre alten Maya Yoshida kaum einen Stich machte. 

Was fast schon zwangsläufig zu der Frage führt, ob der von den Gegnern immer wieder vielgelobte VfB nur glänzen (und in der Konsequenz gewinnen) kann, wenn es eben jene Gegner zulassen? Ob die Mannschaft nicht in der Lage ist, sich am eigenen Schopf aus dem Schlamassel zu ziehen?

In den vergangenen Jahren blieb das Team jedenfalls in diversen sogenannten „Sechs-Punkte-Spielen“ den Nachweis der eigenen Stärke schuldig. „Wir haben kein Problem mit der Qualität, sondern eher mit der Konstanz“, sagte derweil Sportchef Wohlgemuth. Aber ist eben jene geforderte Stabilität in den Leistungen nicht ein entscheidendes Qualitätsmerkmal? 

Eine Lernkurve in Sachen Stressresilienz ist jedenfalls nicht erkennbar. Wobei der Verweis auf die vielen jungen Spieler auf dem Platz nur noch begrenzt stichhaltig ist. Chris Führich (25), Atakan Karazor (26) und Waldemar Anton (26) sind beileibe keine unbedarften Talente mehr, Genki Haraguchi (31) und Wataru Endo (30) ebenso wenig.

Wie der Köln-Sieg zum „Befreiungsschlägle“ verkommt

Lediglich drei Punkte trennen die Stuttgarter auf dem 15. Tabellenplatz nach dem Samstagabend vom Schlusslicht aus Gelsenkirchen. In der Rückschau verkommt der vermeintlich befreiende 3:0-Sieg gegen den 1. FC Köln aus der Vorwoche zum „Befreiungsschlägle“ ohne wirkliche Wucht. Ohne die Bestätigung im Abstiegskracher erscheinen die Köln-Punkte nur plötzlich noch die Hälfte wert. Und am nächsten Spieltag kommt der Rekordmeister aus München nach Bad Cannstatt, sieben Tage später gehts ins Waldstadion zu Eintracht Frankfurt - düstere Perspektiven im Abstiegskampf. 

Zumal die chronische Stuttgarter Auswärtsschwäche auch in der Veltins-Arena keine Ende fand. Zuletzt siegreich auf fremdem Platz war der VfB am 11. Dezember 2021. Da graut es manchem Fans schon vor den kommenden Kellerduellen gegen Bochum (08.04.), Augsburg (22.04.) und die Hertha (06.05.). Sie finden allesamt auswärts statt.  

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