Neue Stärke des VfB Stuttgart: Auch die Joker können Spiele gewinnen
Der VfB Stuttgart macht da weiter, wo er aufgehört hat: Gewinnen, gewinnen, gewinnen. Die Schwaben feierten beim 2:0-Erfolg gegen den 1. FC Köln bereits den vierten Bundesliga-Sieg in Folge. Doch nicht Top-Torjäger Serhou Guirassy oder Chris Führich, sondern die Einwechselspieler sorgten in der Domstadt für schwäbische Glücksgefühle – allen voran Doppelpacker Deniz Undav. Der VfB beweist damit eindrucksvoll: Auch unsere Bank kann Spiele gewinnen. Warum der breite Kader die neue Stärke der Schwaben ist.
Breite Bank beim VfB Stuttgart: Der große Trumpf in dieser Saison?
Der ein oder andere VfB-Fan dürfte sich momentan verwundert die Augen reiben. Nach sechs Spieltagen steht die Hoeneß-Elf mit 15 Zählern auf Platz zwei – noch vor Borussia Dortmund und dem FC Bayern München. „Ist das überhaupt noch unser VfB?“, dürften sich die schwäbischen Bruddler fragen. Die gute Antwort: Ja, ist er. Trainer Sebastian Hoeneß hat die Schwaben widerstandsfähiger, effizienter und abgezockter gemacht. Und: Er kann auf einen Kader zugreifen, bei dem selbst die Einwechselspieler Spiele entscheiden können.
Neben all den neuen Stärken, die der VfB im aktuellen Saisonstart stolz präsentiert, dürfte das die überraschendste sein. Wann konnte ein Trainer in Bad Cannstatt zuletzt Einwechselspieler in die Partie bringen, die das Team auf dem Feld sogar noch stärker machen? Gegen den Effzeh war genau dieser Trumpf der spielentscheidende Faktor - die frischen Kräfte brachten den VfB auf die Siegerstraße.
Mit Dan-Axel Zagadou und Silas wechselte Sebastian Hoeneß zwei Startelf-Kandidaten ein, mit Deniz Undav den späteren Doppelpacker. Alle drei Profis wären beim 1. FC Köln unangefochtene Stammspieler, beim VfB kommen sie erstmal von der Bank. Zum Vergleich: Köln-Trainer Baumgart brachte Luca Waldschmidt, Faride Alidou, Damion Downs und Max Finkgräfe in die Partie. Außer Waldschmidt, der Fußballfans ein Begriff sein dürfte, sind die anderen drei Profis wohl nur hartgesottenen Kickbase-Usern ein Begriff.
Das neue Teamgefühl beim VfB: Alle Spieler kennen ihre Rolle
„Mit den Einwechslungen hat man gesehen: Der Erfolg kann auf immer mehr Schultern verteilt werden“, meinte Fabian Wohlgemuth nach dem Spiel im Bauch des Rhein-Energie-Stadions. „Man sieht, dass es eine mannschaftlich geschlossene Leistung war, das tut gut.“ Dass auch die zweite Reihe beim VfB so gut funktioniere, spreche „für die Arbeit, die wir vor der Saison im Team geleistet haben.“ Zur Leistung seines Stürmers Deniz Undav meinte der Sportdirektor nur ganz trocken: „Dafür haben wir ihn aus England geholt.“
Beim VfB scheint jedem Spieler klar zu sein, welche Rolle er hat – auch den Ersatzspielern. „Es ist klar, dass Serhou den meisten Fokus kriegt. Er hat zehn Tore gemacht, das muss man erstmal machen, er ist ein überragender Spieler“, meinte Doppeltorschütze Undav. Wie er mit seiner Rolle als Ersatz umgeht? „Ich will frei aufspielen, Spaß haben und für die Mannschaft kämpfen. Das ist das Motto gewesen, das habe ich heute gemacht und das versuche ich immer zu machen. Heute konnte ich der Mannschaft zum Glück helfen“, so der Stürmer.
Steht Deniz Undav bald in der Startelf? Luxusprobleme für VfB-Trainer Hoeneß
Mit einer starken und breiten Bank entstehen aber auch Probleme – besser gesagt Luxusprobleme. Haben Profis wie Deniz Undav einen so großen Impact aufs Spiel wie gegen Köln, kann man ihnen einen Bankplatz eigentlich nicht mehr ernsthaft verkaufen. „Der Trainer hat in der nächsten Woche die Herausforderung, die richtige Aufstellung zu finden“, meinte Sportdirektor Wohlgemuth. Aber: Die Schwaben werden den großen Kader auch noch brauchen. Schließlich fehlen Serhou Guirassy, Silas und Hiroki Ito im Frühjahr durch den Afrika- und Asia-Cup mehrere Wochen.
Ob sein starker Auftritt gegen den Effzeh eine Bewerbung für eine Doppelspitze mit Serhou Guirassy gewesen sei, wurde Deniz Undav zum Abschluss der Gesprächsrunde noch gefragt. Der Stürmer antwortete mit einem verschmitzten Lächeln: „Das muss man den Trainer fragen.“ Nun liegt es an Sebastian Hoeneß, für das kommende Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg (07.10.) die richtige Startelf zu wählen. Aber egal, für welche elf Spieler er sich entscheidet: der Trainer kann sich sicher sein, dass seine Einwechselspieler funktionieren werden – eine beruhigende Erkenntnis.