Stadion-Umbau beim VfB Stuttgart wird nochmal teurer: Die Hintergründe
Die Stadt Stuttgart muss weitere 20 Millionen Euro investieren, um die MHP-Arena rechtzeitig zur Fußball-Europameisterschaft in Deutschland im Sommer fertigzustellen. Warum kommt es zur erneuten Kostensteigerung beim Millionen-Projekt im und um das Wohnzimmer des VfB Stuttgart? Wir beleuchten die Hintergründe.
Die Ausgangslage: Bauarbeiten in der MHP-Arena in Stuttgart unter Zeitdruck
Im Stuttgarter Stadion sollen insgesamt fünf EM-Spiele (vier Vorrunden-Partien und ein Viertelfinale) ausgetragen werden, dafür wird die Haupttribüne aktuell aufwendig saniert. Das erste Gruppenspiel zwischen Slowenien und Dänemark ist für den 16. Juni angesetzt, drei Tage später trifft Gastgeber Deutschland auf Ungarn. Da die UEFA im Vorfeld des Turniers die Abläufe vor Ort einem Testlauf unterziehen will, müssen die Arbeiten in der Arena einige Monate vor EM-Start abgeschlossen sein. Vor allem die neu verbaute Haustechnik muss im Betrieb einer Art Generalprobe unterzogen werden – weshalb inzwischen die Zeit rennt. Und das gewaltig.
Ohne Geldspritze stehe das Terminziel „Inbetriebnahme Haupttribüne“ zum 8. März mit dem Bundesliga-Heimspiel des VfB gegen Union Berlin infrage, schreibt Finanzbürgermeister Thomas Fuhrmann (CDU) in einer Vorlage. Eine Verzögerung hätte „weitreichende Konsequenzen“ für die EM und den VfB, der dann ohne VIP-Bereich dastünde, weil das VIP-Zelt auf der für die Fernsehsender reservierten Fläche stehe, heißt es in der Vorlage. Die Anzahl der Arbeitskräfte auf der Stadionbaustelle soll noch einmal erhöht und zudem auch nachts gearbeitet werden.
Warum die Kosten für die VfB-Arena erneut steigen
Der Gesamtaufwand für den Stadionumbau beläuft sich mittlerweile auf knapp 140 Millionen Euro. „Davon trägt der Pächter und Hauptnutzer VfB Stuttgart 61 Millionen Euro – unmittelbar über Kapitaleinlagen und mittelbar über höhere Pachtzahlungen an die Stadion KG. Losgelöst hiervon investiert der VfB Stuttgart weitere rund 30 Millionen Euro in den Innenausbau, die Ausstattung und die Veranstaltungstechnik“, heißt es aus dem Stuttgarter Rathaus.
Im Zuge der Bauarbeiten seien Probleme mit dem Tribünenfundament erkannt und behoben worden. „Der daraus folgende Bauverzug machte intensive Maßnahmen wie Wochenend- und Nachtarbeit erforderlich, damit Terminziele nicht übermäßig überschritten werden“, so die Stadt. Der Generalunternehmer habe bereits umfangreiche Leistungen „zur Beschleunigung und Terminsicherung erbracht oder veranlasst“. Diese führen nun zu einem sogenannten Mittelbedarf, der über einen weiteren Baukostenzuschuss in Höhe von bis zu 20 Millionen Euro finanziert werden soll.
Der Gemeinderat entscheidet am Donnerstag (01.02.) ob der Stadion NeckarPark GmbH & Co. KG die entsprechenden Mittel bereitgestellt werden. Die Verwaltung hat am Mittwoch (31.01.) den Verwaltungsausschuss darüber in nichtöffentlicher Sitzung informiert. Der Ausschuss hat die Pläne mehrheitlich gebilligt.
„Die Kurzfristigkeit eines solchen Beschlusses ist nahezu einmalig“
Wie teilen sich der VfB und die Stadt die erneuten Mehrkosten? Dazu heißt es in der mittlerweile veröffentlichten Beschlussvorlage: „Nach Klärung der endgültigen Kosten werden die Projektpartner LHS, Stadion KG und VfB Stuttgart beauftragt, über eine angemessene Aufteilung der Nachtragskosten aus den Umplanungen (anteilig in den o.g. 20 Mio. EUR enthalten) zu verhandeln.“
Sprich: Das ist noch unklar. Aktuell gibt es schlicht dringlichere Probleme als die Gespräche über die Kostenaufteilung. Zunächst einmal soll sichergestellt werden, dass die Arena überhaupt rechtzeitig zur EM fertig wird. Das hat die oberste Priorität. Weshalb Thomas Fuhrmann sagt: „Die Kurzfristigkeit eines solchen Beschlusses ist nahezu einmalig.“