VfB Stuttgart

VfB-Coach Hoeneß auf dem Zaun: Der emotionale Höhepunkt einer Traumreise

Fußball VfB Stuttgart vs. FC Bayern München
Trainer Sebastian Hoeneß auf dem Zaun bei den VfB-Ultras. © Pressefoto Baumann

Sebastian Hoeneß hat sein Wort gehalten. Nach dem 3:1-Heimsieg im Südschlager gegen den FC Bayern München kletterte der Trainer des VfB Stuttgart zu den Fans auf den Zaun. Das hatten die bereits im letzten Spiel vor der Winterpause gefordert. Dort oben umringt von freudetrunkenen Schwaben ließ der gebürtige Münchner sein Herz sprechen. Es war der emotionale Höhepunkt einer Stuttgarter Traumreise, die ihren Anfang vor über zwölf Monaten tief im Tabellenkeller auf dem letzten Platz nahm. Und die in der kommenden Saison in die Fußballtempel Europas führen wird.

Zunächst kam ein überaus schüchternes „Hört man mich?“, als der stets aufgeräumte Fußball-Lehrer in ungewohnter Position beim Vorsänger der Cannstatter Kurve das Mikrofon von Stadionsprecher Holger Laser übernommen hatte. Typisch Hoeneß eben, der in seiner bisherigen Zeit am Wasen noch nie als Lautsprecher aufgefallen ist. Und dessen abgeklärte Art dem viele Jahre chronisch aufgeregten Traditionsverein ganz offensichtlich wunderbar gut zu Gesicht steht. Womöglich hat es sogar genau diese Art Trainer gebraucht, um den altehrwürdigen VfB wieder in kaum für möglich gehaltene Sphären zurückzuführen.

 „Danke, dass ihr den Spaß zurückgebracht habt ins Neckarstadion“

Es sei unbeschreiblich, „was wir in dieser Saison mit euch erleben durften“, rief Hoeneß in die Menge, fügte aber umgehend an: „Ich möchte auch gar nicht so lange hier oben bleiben, denn der wirkliche Applaus gehört den Jungs da unten. Die sind so überragend.“ Der Rest ging im ohrenbetäubenden Jubel unter. Mit feinem Gespür für den besonderen Moment übernahm daraufhin der Capo vom Commando Cannstatt 97 das Wort und sprach vielen Anhängern aus der Seele: „Danke, dass ihr den Spaß zurückgebracht habt ins Neckarstadion.“

Diesen Spaß, diese Leidenschaft und vor allem diese Spielfreude hatte zuvor der Rekordmeister zu spüren bekommen. Im Sandwich zwischen den Halbfinal-Spielen gegen Real Madrid wollten die Bajuwaren an diesem Nachmittag eigentlich nur eine Sache: Ohne größere Blessuren wieder nach Hause kommen. Mit dieser Arbeitseinstellung kamen die Münchner gegen euphorisierte Stuttgarter aber nicht sonderlich weit.

Leonidas Stergiou, Woo-Yeong Jeong und Silas schossen den VfB zum ersten Heimsieg gegen die Bayern seit über 16 Jahren. Da wollte im Nachgang auch niemand ernsthaft über die nächste strittige Schiedsrichter-Entscheidung vor dem zwischenzeitlichen Ausgleichstreffer von Harry Kane diskutieren. Das Erreichen des großen Ziels, der Rückkehr in die Königsklasse, überstrahlte an diesen Nachmittag in Bad Cannstatt alles. 

So hat sich VfB-Coach Hoeneß auf dem Zaun gefühlt

Ein wenig runtergekühlt war der emotionalisierte Stuttgarter Cheftrainer dann wenige Minuten später auf der Pressekonferenz im Bauch der umgebauten Haupttribüne. Dort auf dem Podium bestätigte er, dass er sich oben auf dem Podest des Ultravorsängers nicht wirklich wohlgefühlt habe. „Es war auf jeden Fall so, dass ich aus der ganzen Nummer nicht mehr rauskam“, meinte Hoeneß mit Blick auf sein Versprechen aus dem Dezember: „Meine Performance war dann auch nicht die beste, aber es hat mich bisschen überwältigt“. Es sei dennoch großartig gewesen, „in all die unendlichen Gesichter zu schauen. Alle haben gestrahlt, alle waren glücklich. Das war ein einmaliges Gefühl.“

Auch auf der PK rückte Hoeneß das Team in den Vordergrund. Die Mannschaft habe „all die Anerkennung und den Support verdient“. Dass der Fast-Absteiger aus dem Vorjahr in dieser Spielzeit am Ende um den Einzug in die Champions-League gespielt hat, habe eine neue Art von Drucksituation geschaffen. „Und damit ist die Mannschaft überragend gut umgegangen. Deshalb gehört dem Team alle Anerkennung.“ So spricht ein Trainer aus Überzeugung. Hoeneß ist am Wasen jetzt schon ein ganz Großer. Auch weil er sich in den entscheidenden Momenten zurücknimmt. 

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