VfB gegen Leverkusen: Das Beste, was der deutsche Fußball aktuell zu bieten hat
Das Spitzenspiel zwischen dem VfB Stuttgart und Bayer 04 Leverkusen (1:1) hat zwar keinen Sieger gefunden, war aber dennoch ein fußballerischer Hochgenuss. Die Schwaben und die Werkself sind aktuell das Beste, was der deutsche Fußball zu bieten hat. Und die Fußball-Fans in der Republik können sich freuen: Schon in wenigen Wochen gibt es das Kräftemessen erneut.
Hammerlos im DFB-Pokal: So reagieren Wohlgemuth und Rolfes
Dann allerdings im DFB-Pokal, wenn Bayer den VfB in der heimischen Arena zum Viertelfinale empfängt. „Das ist ohne Frage das schwerste Los, das möglich war“, sagte der Stuttgarter Sportdirektor Fabian Wohlgemuth über das Hammerlos. Sein Leverkusener Amtskollege Simon Rolfes pflichtete bei: „Dass wir mit dem VfB Stuttgart den mit Sicherheit stärksten Gegner gezogen haben, ist klar.“
Schließlich war im Lostopf neben Stuttgart und Leverkusen mit Borussia Mönchengladbach nur noch ein anderer Erstligist. Die Runde der letzten acht Teams wird Anfang 2024 an vier verschiedenen Tagen ausgetragen – am 30. und 31. Januar sowie am 6. und 7. Februar. Wann genau die Teams von Sebastian Hoeneß und Xabi Alonso erneut die Klingen kreuzen, steht derweil noch nicht fest. Es dürfte aber erneut ein Spektakel werden. So wie am Sonntagnachmittag (10.12.) in der MHP-Arena.
Mit einer beeindruckenden Intensität hatten dort die Gastgeber eine spektakuläre Dominanz und Chancenfülle kreiert. Und das gegen den in dieser Spielzeit noch ungeschlagenen Titelaspiranten aus dem Rheinland. „Der Flow von Stuttgart ist super“, musste daher auch Alonso einräumen: „Wir hatten viele Probleme.“
Wäre nicht der bärenstarke Lukas Hradecky im Bayer-Tor gestanden oder hätte Serhou Guirassy die Treffsicherheit der ersten zehn Spieltage an den Tag gelegt, für die Werkself hätte es zu Pause sehr düster ausgesehen. Eine ganze Reihe an besten Torchancen versiebte die VfB-Offensive, ehe Chris Führich in der 40. Minute den Bann brach und das zu diesem Zeitpunkt hochverdiente 1:0 erzielte.
Mittelstädt legt den Finger in die Wunde: „Ist in den letzten Wochen ein größeres Thema“
„Wir haben eine super erste Halbzeit gespielt, müssen eigentlich mehr rausholen“, sagte der erneut sehr auffällige Maximilian Mittelstädt und legte anschließend noch den Finger in die Wunde: „Das ist in den letzten Wochen ein größeres Thema bei uns. Wir machen vieles bis zum Tor richtig, dann fehlt manchmal das letzte Quäntchen Glück im Abschluss. Heute haben wir das auch nicht gehabt.“
Zustimmung gab es für diese Ausführungen vom Gästekeeper: „Wir sind glücklich, dass wir nicht 0:2 oder 0:3 zur Halbzeit zurückgelegen haben.“ In Durchgang zwei drehte dann Bayer auf und erinnerte die 54.500 Zuschauer im ausverkauften Stuttgarter Stadion, dass auch die Werkself über ganz hervorragende Fußballer verfügt. Der Ausgleich durch den so herrlich spielintelligenten und feinfüßigen Florian Wirtz war die frühe, aber durchaus logische Folge (47.).
Umso beeindruckender erscheint in der Rückschau die Leistung des VfB in der ersten Halbzeit, als man die fußballerische Wucht der Alonso-Elf quasi komplett eindämmen konnte. Es war mit Ausnahme der Effizienz vor dem gegnerischen Tor ein perfekter Spielvortrag, ein dickes, fettes Stuttgarter Ausrufezeichen. Dass der VfB nach 14 Spieltagen vollkommen zurecht in der Spitzengruppe der Liga mitmischt, kann mittlerweile wahrlich niemand mehr als eine gute Laune des Fußball-Gottes oder als Geschenk des Spielplans abtun. Dieser VfB spielt aktuell schlicht und ergreifend einen mitreißenden Fußball. Punkt.
Bayer-Coach Xabi Alonso musste in der Halbzeit laut werden
Zu einem richtigen Topspiel gehört aber immer auch eine zweite Mannschaft. „Nach der Pause mussten wir leiden – unterm Strich finde ich das Ergebnis gerecht“, sagte VfB-Coach Hoeneß. Derweil hatte Xabi Alonso bei seiner Halbzeitansprache zum groben Besteck greifen müssen. „Er kann schon emotional und laut werden“, schilderte Jonas Hofmann im Nachgang: „Das war auch angebracht, da wir die erste Halbzeit fast schon verschlafen haben.“ Der Weckruf kam an.
„Die zweite Hälfte war total was anderes. Wir haben gut gespielt, hatten Kontrolle und Chancen“, meinte Alonso. Am Ende sei es „ein gutes Spiel“ mit einem „gerechten Ergebnis“ geworden. Und letztlich ein Fußball-Nachmittag, der bei den Fans beider Lager für gute Laune gesorgt hat. Bei Bayer, da sie durch das Remis im Schwabenland ihre Sieglos-Serie aufrechterhalten konnten. Für den VfB, weil sie die Vorfreude auf den Südschlager in der Allianz Arena am kommenden Sonntag (17.10.) noch einmal in die Höhe schrauben konnten. Denn das Duell zwischen Schwaben und Bajuwaren ist endlich wieder das, was es lange Zeit regelmäßig war: ein echtes Spitzenspiel.
Besonderes Bayern-Duell auch für VfB-Coach Hoeneß
Zumal es für Sebastian Hoeneß auch noch in anderer Hinsicht speziell ist. „Es ist ein besonderes Spiel, nicht weil wir ihnen auf den Fersen sind, sondern weil ich natürlich eine Vergangenheit in München habe und natürlich eine gewisse Verbundenheit“, sagte der Sohn von VfB-Legende Dieter Hoeneß und Neffe von Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß. „Wir freuen uns auf das Spiel“, blickte er nur kurz voraus: „Jetzt versuchen wir es halt mit dem nächsten Topteam aufzunehmen.“ Gerüstet sind sie dafür am Wasen allemal. Der nächste Fußball-Festtag wartet.