VfB Stuttgart

VfB hängt in Negativschleife fest: Eine Saison voller Pleiten, Pech und Pannen

Fußball SC Freiburg vs. VfB Stuttgart
Jedes Wochenende ebnet mindestens ein VfB-Profi mit einem individuellen Patzer dem Gegner den Weg zum Treffer. © Pressefoto Baumann

Der VfB Stuttgart ist unter dem neuen Trainer Bruno Labbadia auf einen direkten Abstiegsplatz abgerutscht. Dabei erleben die Schwaben eine Saison voller Pleiten, Pech und Pannen. Kann die überhaupt ein gutes Ende nehmen, wenn es jedes Wochenende heißt: Und täglich grüßt das Murmeltier? Ein paar Beobachtungen zur (mal wieder) bedrohlichen Lage am Wasen.

Von Punxsutawney nach Bad Cannstatt: VfB wie im Film

Das Städtchen Punxsutawney liegt im US-Bundesstaat Pennsylvania, hat knapp 6000 Einwohner und verdankt seine Berühmtheit einem Murmeltier und Bill Murray. Jedes Jahr am 2. Februar wird hier im Nordosten von Amerika der sogenannte Murmeltiertag gefeiert, an dem das Waldmurmeltier Phil den weiteren Verlauf des Winters prophezeit. Bekannt gemacht hat diesen Brauch eine Komödie von 1993 mit dem großartigen Bill Murray als zynischem Wettermoderator Phil Connors, der in einer Zeitschleife gefangen ist und eben jenen „Groundhog Day“ immer und immer wieder erleben muss. 

Wir brauchen Ihre Zustimmung
Dieser Inhalt wird von YouTube bereit gestellt. Wenn Sie den Inhalt aktivieren, werden ggf. personenbezogene Daten verarbeitet und Cookies gesetzt.
Mehr erfahren

Was uns ins Hier und Jetzt und nach Bad Cannstatt zum VfB Stuttgart führt, wo der Traditionsverein von 1893 nach einer schier endlosen Aneinanderreihung von Pleiten, Pech und Pannen mal wieder tief im Abstiegskampf der Bundesliga steckt. Und dabei Woche für Woche im selben (schlechten!) Film gefangen scheint.

Seit 14 Monaten ist das Team ohne Auswärtssieg, 31 Heimspiele in Folge kassierten die Stuttgarter immer mindestens einen Gegentreffer. Dazu reihenweise Slapstick-Aktionen in Defensive und Angriff, fragwürdige Schiedsrichter- und VAR-Entscheidungen, bislang drei Trainer sowie zwei Sportdirektoren. Und die Heimspiele trägt der VfB auch noch auf einer Baustelle aus. In Summe ist das eigentlich viel zu viel für den ohnehin schon leidgeprüften Anhang. Was VfB-Fans in einer Saison durchmachen, erleben Anhänger anderer Klubs vermutlich in zehn Jahren nicht.

Jede Woche war mehr drin für den VfB

Auch unter dem neuen Trainer Bruno Labbadia hat die Mannschaft die Negativschleife noch nicht durchbrochen. An fünf Spieltagen stand der ehemalige Bundesliga-Stürmer an der Seitenlinie. Fünfmal war mehr drin für den VfB. Heraus kamen aber lediglich zwei magere Pünktchen - viel zu wenig. Mittlerweile sind die Schwaben auf einen direkten Abstiegsplatz abgerutscht. Und in zwei Wochen geht’s zum Schlusslicht nach Gelsenkirchen. Der ultimative Kellerkracher und Charaktertest. 

Angesichts der vielen Unzulänglichkeiten im Stuttgarter Spiel und der zahlreichen Rückschläge ist es fast schon bemerkenswert, dass die Mannschaft nicht in ihre Einzelteile zerfällt. Vielmehr gab es auch am Samstagnachmittag (11. 2.) beim 1:2 in Freiburg positive Ansatzpunkte. Labbadia hat das Defensivspiel klarer strukturiert, die Mannschaft steht kompakter als unter Pellegrino Matarazzo und Michael Wimmer. Gegnerische Torchancen werden nur selten zugelassen. Aus dem Spiel heraus kamen die Freiburger (wie in der Vorwoche auch die Bremer) nur ein-, zweimal vor den VfB-Kasten. 

Das große Problem: Die Gegner brauchen nicht viele Chancen. Und die schwäbischen Angreifer auf der Gegenseite wiederum viel zu viele. 

Eine fast schon groteske Pannen-Serie

Jedes Wochenende ebnet mindestens ein VfB-Profi mit einem individuellen Patzer dem Gegner den Weg zum Treffer. Mal patzt der Torhüter, mal der Innenverteidiger, mal ist es ein leichtfertiger Fehlpass eines Stürmers, mal ein schlecht geführter Zweikampf im Zentrum. In der aktuellen Phase ist nicht die Frage, ob ein Fehler passiert, sondern lediglich wann und wem dieser unterläuft. Und so lange diese fast schon groteske Pannen-Serie kein Ende findet, scheint der erste Liga-Dreier unter Labbadia in unerreichbarer Ferne. 

Auch weil das Team in seiner Grundstruktur auf Sicherheit und Stabilität ausgelegt ist - und sich daraus keine wirkliche Torgefahr entwickeln lässt. Labbadias 4-3-3-System zündet offensiv noch nicht. Weil auf den Flügeln die Durchschlagskraft fehlt, von den Achtern nach wie vor zu wenige Impulse kommen und mit Serhou Guirassy der einzige wirklich treffsicher Angreifer verletzt ausfällt. Exemplarisch dafür steht Offensivmann Chris Führich. Der Blondschopf jagte im Breisgau zwar ein Traumtor aus über 20 Metern in die Maschen, vergab später aber aus deutlich weniger anspruchsvollen Lagen fast schon kläglich. Auch Guirassy-Ersatz Luca Pfeiffer ist in der aktuellen Verfassung keine Hilfe.

Was all das mit dem Selbstvertrauen einer ohnehin schon unsicheren Mannschaft macht, ist eine rhetorische Frage.

Die Konkurrenz schwächelt nicht mehr

Erschwerend hinzu kommt die Form der Konkurrenz: War in den letzten Wochen noch die größte Stärke des VfB die Schwäche der anderen Kellerklubs, so hat sich das inzwischen verändert. Beim FC Schalke 04 steht mittlerweile regelmäßig hinten die Null und auf der Ergebnistafel zuletzt immerhin dreimal ein Remis. Hertha BSC Berlin hat den Sturzflug fürs Erste gestoppt, Gladbach 4:1 geschlagen und ist damit am VfB vorbeigezogen. Und der VfL Bochum hat sich zur Heimmacht entwickelt und unlängst die taumelnde TSG Hoffenheim mit 5:2 aus dem Ruhrstadion geschossen. 

Dem VfB bleibt aktuell also nichts anderes übrig, als sich an den guten Elementen im eigenen Spiel hochzuziehen. Zagadou war trotz der verschuldeten Elfmeter ein guter Aufbau- und Führungsspieler. Führich kann ein Unterschiedspieler werden - vorausgesetzt er wird effizienter vor dem Tor. Und die zuletzt verletzten Sosa und Silas kehren als kleine Hoffnungsträger nach Verletzungen zurück. Die Frage ist lediglich: Bleibt dem VfB noch genügend Zeit? 

Wie sich Bill Murray im Film aus der Zeitschleife befreit

Im Hollywood-Klassiker nutzt Wettermoderator Phil Connors die scheinbar endlosen Zeitschleifen, um sich von einem notorischen Griesgram zu einem besseren Menschen zu wandeln. Nur so kann er dem sich ständig wiederholenden Wahnsinn entkommen. Er lernt Klavierspielen und das Schnitzen von Eisskulpturen. Schlussendlich hält er eine bewegende Rede über den Murmeltiertag. Und gewinnt so die Herzen der Einwohner von Punxsutawney und seiner Aufnahmeleiterin Rita. 

Nun sollten die VfB-Profis weder ein neues Instrument noch künstlerische Fertigkeiten mit Naturmaterialien erlernen, sondern vor allem die individuellen Fehler abstellen und aus ihren Chancen mehr Kapital schlagen. Damit Bruno Labbadia am nächsten Spieltag nicht wieder mit gequälter Miene dem gegnerischen Trainer zum Sieg gratulieren muss - und nach dem Spiel wieder das Murmeltier grüßt.

VG WORT Zahlpixel