Warum der Ausfall von Serhou Guirassy den VfB Stuttgart ins Mark trifft
Der VfB Stuttgart kommt unter dem neuen Trainer Bruno Labbadia nicht in Schwung. Auch der dritte Übungsleiter in dieser Saison bekommt die zahlreichen Probleme der Mannschaft nicht in den Griff – weshalb die Schwaben im Abstiegskampf drohen, den Anschluss zu verlieren. Ausgerechnet jetzt fällt der einzige treffsichere Stürmer mehrere Wochen aus.
Aufbruchstimmung nicht in Sicht
Mit Labbadia versucht sich nach Pellegrino Matarazzo und Michael Wimmer bereits der dritte Fußballlehrer an der Mannschaft. Bislang mit überschaubarem Erfolg. Zwei Remis und zwei Pleiten in der Liga, dazu ein Last-Minute-Erfolg gegen einen Zweitligisten im Pokal. Zur Aufbruchstimmung taugt der aktuelle Trend beileibe nicht. Eher im Gegenteil.
Team, Staff und Maskottchen Fritzle standen nach dem verlorenen Heimspiel gegen Werder Bremen im Regen bedröppelt vor den enttäuschten Fans. Wer die aktuelle Lage am Cannstatter Wasen illustrieren wollte, musste am Sonntagabend nicht lange nach Motiven suchen. Die abgerissene Haupttribüne im Hintergrund vollendete das Gesamtbild: Der VfB ist im trüben Februar 2023 eine einzige große Baustelle.
Die Stimmung beim Anhang droht zu kippen. Dabei wollte Labbadia genau das Gegenteil erreichen und die heimische Arena zu einer Festung ausbauen. Wie das geht, zeigt aktuell eindrucksvoll der VfL Bochum, der unter Trainer Thomas Letsch zuletzt fünf Heimsiege in Serie eingefahren hat – unter anderem gegen Union Berlin und Eintracht Frankfurt aus den Top Five der Liga. Das Labbadia-Team verspielt hingegen aktuell den Rückhalt der Kurve. Und auf dem Platz Woche für Woche wichtige Punkte im Abstiegskampf.
Stürmer Guirassy fällt wochenlang aus
Gegen Aufsteiger Bremen wurde dabei schmerzlich offengelegt, dass dem VfB-Angriff ohne Serhou Guirassy die Durchschlagskraft quasi komplett abgeht. Der Stürmer aus Guinea hatte sich mit seiner Fleißarbeit, vor allem aber durch seine Treffsicherheit, mehr und mehr zur Stuttgarter Lebensversicherung entwickelt.
Jetzt hat sich der 26-Jährige im Bremen-Spiel einen Sehnenabriss im Adduktorenbereich zugezogen. Er fällt mehrere Wochen aus - und fehlt damit unter anderem im Kellerduell gegen den FC Schalke 04 am 25. Februar. Eine Hiobsbotschaft für Fans, Spieler und Trainer. Die greifbare Verunsicherung vieler Spieler dürfte dieser Rückschlag nur noch weiter verstärken, er trifft den VfB ins Mark.
Dabei kann der Stuttgarter Mannschaft kein Fan die Einstellung absprechen. Alle wollen - aber kaum einer kann. Nach drei Siegen aus 19 Spielen verdichten sich die Anzeichen, dass dem Kader auf zu vielen Positionen die Qualität fehlt. Kein Spiel vergeht ohne individuellen Fehler im Abwehrverbund. Und die Stuttgarter Offensive inklusive Mittelfeld genügt allem Anschein nach nicht den höchsten Ansprüchen. Selbst gegen biedere Mainzer (1:1) und verunsicherte Hoffenheimer (2:2) gelang kein Sieg.
Die bittere Erkenntnis: Geht der VfB weiter so verschwenderisch mit seinen Torchancen um und legt sich pro Spiel mindestens ein Gegentor selbst rein, ist mehr als Tabellenplatz 16 nicht möglich. Vielmehr muss der Blick nach unten gerichtet werden.
Kaum einen Schritt vorangekommen
Hinzu kommt das Zwischenfazit, dass der VfB auch unter Trainer Bruno Labbadia kaum einen Schritt vorangekommen ist. Weder in der Tabelle noch in der Entwicklung der Mannschaft. In der fast zweimonatigen Winterpause hat der erfahrene Coach zwar die zahlreichen VfB-Problemfelder identifiziert und auch öffentlich benannt. In den Griff bekommen hat er sie noch nicht. Und die Zeit rennt.
In Bezug auf den Kampf um den Klassenerhalt spricht Labbadia wahlweise von einem Marathonlauf oder der Tour de France. Damit will er aufzeigen, wie beschwerlich, mühsam und lange der Weg zum Saisonziel werden wird. Aber gleich welche Metapher auch gewählt wird: Aktuell droht der VfB den Anschluss zu verlieren.