VfB-Hoffnung Sebastian Hoeneß: Kein Zauberer, aber auch kein Zauderer
Sebastian Hoeneß hat in seinem ersten Monat als Trainer des VfB Stuttgart bereits viel bewirkt. Der 40-Jährige wirkt reifer als noch in Hoffenheim. In Berlin erwartet ihn jetzt am Samstag (06.05.) ein ganz spezielles Spiel.
Hoeneß hat beim VfB keine Zeit zu verlieren
Wieder mal überpünktlich erschien Sebastian Hoeneß am Freitag (05.05.) zur Pressekonferenz. Dass er keine Zeit zu verlieren habe, hatte der Trainer schon bei seiner Vorstellung am Wasen vor gut einem Monat betont. Sechs Spiele sind seitdem vergangen - und der schwäbische Fußball-Bundesligist hat nur eines davon verloren.
Hoeneß war und ist die letzte Hoffnung des VfB im Abstiegskampf. Bislang wurde sie erfüllt. Der 40-Jährige hat sich - offenbar gut vorbereitet - direkt in die Arbeit gestürzt und in Stuttgart für einen erstaunlichen Stimmungsumschwung gesorgt. Die kaum noch für möglich gehaltene Rettung ist wieder greifbar.
Auf dem letzten Tabellenplatz, auf dem er den VfB als Nachfolger von Bruno Labbadia übernommen hatte, steht inzwischen Hertha BSC. Die Partie in Berlin am Samstag (15.30 Uhr/Sky) ist für beide Teams extrem wichtig - und gerade für Hoeneß speziell.
Er selbst spielte einst mehrere Jahre in der Reserve des Hauptstadt-Clubs, sein Vater Dieter war früher dessen Manager. «Wenn es eine Konstellation gibt, dass wir das Spiel gewinnen und sie trotzdem drinbleiben, würde ich die wahrscheinlich begrüßen», sagte Hoeneß über die Hertha. Er betonte aber auch, wie glücklich er beim VfB sei. Es scheint, als sei da der richtige Mann am richtigen Ort.
Was ist das Erfolgsrezept des neuen Trainers?
«Was niemand weiß: Er ist Miraculix und hat den Zaubertrank», scherzte Stuttgarts Torhüter Fabian Bredlow, als er im «Kicker» jüngst über Hoeneß' Erfolgsrezept sprach. Dann schob er aber auch ganz ernst hinterher: «Ich habe das Gefühl, dass alle an Bord sind. Der eine oder andere, der vielleicht vorher den Kopf in den Sand gesteckt hat, weil er meinte, sowieso nicht zu spielen, ist voll da.» Alle seien bereit, sich «den Allerwertesten aufzureißen.»
Die französischen Talente Enzo Millot oder Tanguy Coulibaly, die unter Labbadia kaum eine Rolle spielten und nun aufblühen, dienen als Beispiele dafür. Hoeneß hat aber auch das Selbstvertrauen anderer Spieler gestärkt, indem er sie wieder auf die Positionen stellte, auf denen sie sich wohlfühlen. Waldemar Anton etwa, der unter Labbadia häufig rechts verteidigen musste und nun wieder im Abwehrzentrum ran darf. Der Coach scheint bei den Profis den richtigen Ton zu treffen, hat sie emotional wieder aufgeladen. Er wirkt sehr klar in seiner Ansprache - auch den Medien gegenüber.
Hoeneß hat in seinem Reifeprozess den nächsten Schritt gemacht
Bei der TSG 1899 Hoffenheim, die er von 2020 bis 2022 trainierte, war Hoeneß' Auftreten womöglich auch noch von einer gewissen Dankbarkeit für die erste Chance bei einem Bundesligisten geprägt. Inzwischen hat er in seinem Reifeprozess den nächsten Schritt gemacht. Die ersten beiden Pflichtspiele als VfB-Coach im Pokal in Nürnberg (1:0) und in der Liga in Bochum (3:2) gewonnen zu haben, half ihm natürlich auch. Die Stuttgarter Spieler entwickelten einen Glauben an ihn und das 3-4-2-1-System, in das er sie gesteckt hat.
Der junge Coach hat natürlich keinen Zaubertrank und ist auch kein Zauberer. Er ist aber eben auch kein Zauderer, sondern wirkt fest entschlossen. Schnell nach dem Trainerwechsel habe man gemerkt, «dass es einen Effekt gab, einen Reiz», sagte Sportdirektor Fabian Wohlgemuth nach dem wilden 3:3 gegen Dortmund Mitte April, dem bislang wohl besondersten Spiel des VfB unter Hoeneß.
Das sagt Hertha-Coach Pal Dardai über den VfB-Trainer
Ein «ehrlicher Junge, super Charakter» und «guter Typ» sei das, sagte Hertha-Trainer Pal Dardai diese Woche über Hoeneß, den er noch aus seiner Zeit als Spieler in Berlin kennt. Hoeneß selbst betonte, bei aller Verbundenheit zur alten Wirkungsstätte genau «zu wissen, was ich möchte.»
Nämlich mit einem Sieg in der Hauptstadt die Lage des VfB weiter zu verbessern. Sie schien zwischenzeitlich fast schon aussichtslos. Dann brachte Hoeneß die Hoffnung zurück.
So könnten die Teams spielen:
Hertha BSC Berlin: Christensen - Kenny, Rogel, Kempf, Plattenhardt - Tousart, S. Serdar - Lukebakio, Jovetic, Ejuke - Ngankam
VfB Stuttgart: Bredlow - Anton, Zagadou, Ito - Vagnoman, Endo, Millot Sosa - Silas, Tomas - Guirassy
Schiedsrichter-Team:
- Deniz Aytekin
- Assistenten: Christian Dietz und Eduard Beitinger
- Vierter Offizieller: Patrick Ittrich
- VAR: Benjamin Brand und Felix-Benjamin Schwermer
Zuschauer: Laut der Hertha werden mindestens 60.000 Besucherinnen und Besucher am Samstag nach Westend pilgern. 6100 Gästetickets wurden über den VfB verkauft.




