VfB Stuttgart

Warum der VfB Stuttgart mit Philipp Kipp einen neuen Standardtrainer an Bord hat

Fußball 1. FSV Mainz 05 vs. VfB Stuttgart
Luca Jaquez köpft den VfB nach einer Ecke von Bilal El Khannouss zum 1:0 in Mainz – Co-Trainer Malik Fathi jubelt an der Seitenlinie: Standards als Stuttgarter Erfolgskonzept. © Pressefoto Baumann

Stuttgart. Manchmal steckt in den unscheinbaren Momenten ein ganzes Konzept. Eine Ecke in Mainz, getreten von Bilal El Khannouss, wuchtig vollendet von Luca JaquezZweite Pokalrunde überstanden, ein weiteres Stück Stuttgarter Stabilität zementiert. Und irgendwo an der Seitenlinie jubelte einer, der sonst selten im Rampenlicht steht: Co-Trainer Malik Fathi, der beim VfB Stuttgart seit dieser Woche auch als heimlicher „Fathi des Erfolgs“ (Bild-Zeitung) gilt.

Der frühere Nationalspieler ist so etwas wie der Standardflüsterer des Teams. Er steht bei Ecken und Freistößen an der Seitenlinie, gibt Zeichen, korrigiert Laufwege, lenkt die Dynamik im Strafraum. Doch nun bekommt er Verstärkung – und zwar ausgerechnet in dem Bereich, der im modernen Fußball zur heimlichen Kunstform geworden ist: Standardsituationen.

Philipp Kipp vom aus dem Kölner Nachwuchs: Ein Spezialist für die Details

Der neue Mann heißt Philip Kipp, 41, Standardtrainer, zuletzt im Nachwuchs des 1. FC Köln und bei Rot-Weiß Essen. Nun ergänzt er das Trainerteam der Stuttgarter Lizenzspielermannschaft – und zwar genau dort, wo es im Profifußball inzwischen keine Nebensache mehr gibt. Sportdirektor Christian Gentner erklärt die Verpflichtung nüchtern, aber mit einem klaren Ziel: „Philip Kipp kann als zusätzlicher Experte für den komplexen Bereich der Standardsituationen wertvolle Impulse liefern. Insbesondere bei der Vielzahl an Spielen, die wir in den drei Wettbewerben haben, ist er eine sinnvolle Unterstützung für unser Trainerteam.“

Tatsächlich ist der Trend längst sichtbar: Viele Top-Klubs beschäftigen Spezialtrainer für Eckbälle, Freistöße und Einwürfe. Sie sezieren den Moment zwischen Stillstand und Bewegung, aus dem Tore entstehen. Beim VfB hat Sebastian Hoeneß das Prinzip verinnerlicht – und nun professionalisiert: „Wir sind zu der Erkenntnis gekommen, dass der Bereich Standardsituationen elementar wichtig ist und die Entwicklung ohnehin in diese Richtung geht“, sagt Hoeneß. „Insbesondere in der Kürze der Zeit hilft es, wenn sich jemand sofort an das Thema setzen kann – auch während der Spiele von oben, mit einem anderen Blickwinkel.“

Feinjustierung im Hintergrund: So arbeitet das VfB-Trainerteam

Im Spielbetrieb bleibt die Aufgabenverteilung klar: Fathi dirigiert unten am Spielfeldrand, Kipp beobachtet von oben, analysiert, plant, justiert nach. Eine Arbeitsteilung, die auf den ersten Blick unspektakulär wirkt – aber genau das ist der Punkt: Im Detail liegt die Dominanz.

Denn der VfB hat sich in dieser Saison nicht nur spielerisch stabilisiert, sondern auch in jenen Momenten, in denen früher oft der Zufall regierte. Bei Standards verteidigt Stuttgart wacher, greift variabler an, erzielt Tore, die früher so nicht fielen. „Es wird alles immer besser, immer eingespielter“, sagt Hoeneß über sein Trainerteam – und meint damit auch die Feinmechanik hinter den Kulissen.

Dass der VfB nun auch bei den vermeintlichen Nebenschauplätzen erstklassig denkt, passt ins Gesamtbild. Die Mannschaft spielt nicht mehr nur mutig, sie arbeitet auch präzise. Und manchmal genügt dann eben ein gut getimter Laufweg, ein sauberer Ball, ein Coach mit scharfem Blick von oben – und ein anderer, der unten dirigiert. So erklärt sich vielleicht auch, warum der VfB derzeit nicht nur stabil, sondern so gefährlich konstant wirkt. Selbst in der Standardsprache des Fußballs.

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