VfB Stuttgart

VfB nach Mainz-Doppelpack: Stabil, selbstbewusst – und bereit für RB Leipzig

Fußball 1. FSV Mainz 05 vs. VfB Stuttgart
VfB-Kapitän Atakan Karazor erzielte das 2:0 in Mainz und trug damit entscheidend zum souveränen Einzug ins Pokal-Achtelfinale bei. © Pressefoto Baumann

Mainz.  Der VfB Stuttgart gewinnt beim FSV Mainz 05 mit 2:0, zieht in das Achtelfinale des DFB-Pokals ein und zeigt, dass er inzwischen mehr kann als schönen Fußball. Trainer Sebastian Hoeneß lobt die Stabilität, Atakan Karazor und Deniz Undav sprechen vom neuen Mannschaftsgeist. Jetzt wartet das nächste große Spiel: das Bundesliga-Topduell bei RB Leipzig. Dort wird sich zeigen, wie weit die Stuttgarter Entwicklung schon wirklich ist.

Das Duell in der Mainzer Mewa-Arena war kein Spiel für Feinschmecker, kein Abend für Fußball-Ästheten. Aber es war ein Sieg, wie ihn reife Mannschaften feiern: abgeklärt, unaufgeregt, souverän. Der VfB hat mit 2:0 gewonnen und dabei eine Qualität gezeigt, die ein echtes Top-Team braucht: Stabilität.

VfB in Mainz: Kein Spektakel, kein Glanz, aber kontrollierte Energie

Sebastian Hoeneß, sonst nicht der Mann für große Selbstbeweihräucherung, klang nach dem Abpfiff fast zufrieden. „Wir haben das erwartete Spiel bekommen – hitzig, intensiv, leidenschaftlich“, sagte er. „Für uns war es wichtig, die Partie mit der frühen Führung auf unsere Seite zu ziehen.“ Nach sechs Minuten köpfte Luca Jaquez nach einer Ecke das 1:0. Der Rest war Arbeit. Kein Spektakel, kein Glanz, aber kontrollierte Energie. Und am Ende das 2:0 durch Atakan Karazor, der den Ball mit seinem schwächeren linken Fuß im Mainzer Kasten unterbrachte – ein Symbol dafür, wie selbstverständlich zuletzt formschwache Spieler in dieser Mannschaft jetzt wieder glänzen können.

Hoeneß hatte seine Elf wie gewohnt durcheinandergewirbelt: zehn Wechsel im Vergleich zur Liga. Trotzdem blieb der Rhythmus derselbe. Kein Bruch, kein Chaos, kein Zittern. „Wir haben uns den Sieg gemeinsam verdient“, sagte Karazor. „Jeder Spieler ist enorm wichtig, gerade in dieser Phase mit den vielen Partien.“ Solche Sätze klingen gewöhnlich, aber sie sind in Stuttgart inzwischen glaubwürdig. Der VfB hat ein System, das unabhängig von Namen funktioniert – und einen Geist, der trägt.

Undav kritisiert Kohr: „Er ist bekannt dafür, Leute zu verletzen“

Mainz hielt dagegen mit der Wucht einer Mannschaft, die weiß, dass sie anders kaum bestehen kann. Vor allem Dominik Kohr pflegte seinen Ruf als „emotionaler“ Zweikämpfer. Deniz Undav fand dafür deutliche Worte: „Er ist bekannt dafür, Leute zu verletzen, deswegen sollte er irgendwann auch mal bestraft werden.“ Undav selbst sah Gelb, weil er zu laut protestierte – „verdientermaßen“, wie er anfügte. Auch das: eine kleine Szene, die zeigt, dass diese Stuttgarter gelernt haben, ihre Emotionen zu kontrollieren, ohne die Haltung zu verlieren.

Dass Hoeneß den Zweitrundensieg als „Ziel erreicht“ abhakte, passt ins Bild: kein Überschwang, keine Euphorie, sondern ein nüchterner Pragmatismus, der diesem Klub lange gefehlt hat. Der Trainer weiß, dass die größeren Aufgaben noch kommen. Am Samstag (15.30 Uhr/Sky) wartet RB Leipzig, der Tabellenzweite der Bundesliga. Zweiter gegen Dritter – ein Spitzenspiel, das früher unter dem Etikett „Prüfung“ gelaufen wäre, heute aber eine echte Standortbestimmung ist.

Warum der VfB Stuttgart selbstbewusst nach Leipzig fährt

Denn der VfB reist mit einer Serie von fünf Ligasiegen an, mit frischem Selbstvertrauen und der Gewissheit, dass er mittlerweile auch ohne Hochglanzmomente bestehen kann. „Unsere Formkurve zeigt nach oben, dieses Niveau wollen wir halten“, sagt Karazor. In Mainz war das nicht immer elegant, aber es war reif: Stuttgart ließ sich von der Härte des Gegners nicht beeindrucken, verteidigte kompakt, schaltete schnell, blieb ruhig. Fabian Bredlow, der im Pokal das Tor hütete, sprach von einer „super Mannschaftsleistung“, die zeige, „was für einen guten Spirit wir untereinander haben“.

Vielleicht ist das die entscheidende jüngste Entwicklung unter Hoeneß: Stuttgart hat im Vergleich zum holprigen Saisonstart gelernt, mit den verschiedenen Gesichtern eines Spiels umzugehen. Zu Beginn der Runde wurde man hektisch, wenn das Kombinationsspiel nicht lief; heute bleibt man geduldig, sucht die Lösung im Kollektiv. Manchmal reicht dann eine Ecke, ein Abpraller, ein Moment der Konsequenz – und ein Sieg steht auf der Anzeigetafel.

Leipzig wird nun ein anderer Maßstab sein. Dort wartet Tempo, Präzision, Pressing. Ein Gegner, der die schwäbische Stabilität in jeder Sekunde prüft. Doch der VfB wirkt bereit. Hoeneß wird erneut rotieren, die Kräfte verteilen, aber das Grundprinzip bleibt: Stabilität vor Spektakel, Struktur vor Show. Das klingt trocken – aber es bringt Punkte, Siege und inzwischen sogar Pokalerfolge.

Und so könnte man sagen: Stuttgart hat in Mainz kein Feuerwerk gezündet, sondern ein Fundament gegossen. Eines, auf dem sich auch in Leipzig bauen lässt. Vielleicht wird der VfB dort verlieren, vielleicht wieder gewinnen. Aber er wird sich nicht verlieren. Und das allein zeigt, wie weit dieser Klub gekommen ist.

VG WORT Zahlpixel