Wettanbieter Winamax wird VfB-Sponsor: Wie man sich den Deal schönreden könnte
Auf dem Trikot des VfB Stuttgart prangt jetzt Werbung für den französischen Wettanbieter Winamax. Viele Fans sind empört. Sie weisen darauf hin, dass der Fußball sich von einem gesellschaftlich zerstörerischen Geschäftsmodell mit Knatter mästen lasse. Moooment! Wir hätten da ein paar Vorschläge, wie die VfB-Marketingabteilung den Winamax-Deal schönreden könnte. Gedanken zu Glücksspiel, Kondomen und Moral - eine Glosse von ZVW-Redakteur Peter Schwarz.
Winamax und Sportwetten beim VfB Stuttgart: Was Kritiker des Deals sagen
Der Sportwettenmarkt wächst wie verrückt, allein 2021 hat er einem Bericht der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen zufolge um 410 Prozent an Umsatz zugelegt, sich also mehr als verfünffacht. Die Branche boomt dermaßen, weil Fußball mittlerweile tagein, tagaus von morgens bis nachts im Fernsehen und bei Streamingdiensten läuft. Und das Internet hilft natürlich auch: Ein Klick, und das Geld ist futsch.
Kurzum: Abhängig machen rund um die Uhr, Turbokapitalismus der abgründigsten Sorte. So schimpfen die Fans – aber hallo, was ist denn das jetzt schon wieder für ein Moralismus! Winamax auf dem Trikot? Ist doch nichts dabei. Und zwar aus drei Gründen ...
Erstens: Der kategorische Imperativ nach Immanuel Kantersieg
Tipico ist Platin-Partner von Bayern München, bwin mit Borussia Dortmund, Betway mit Eintracht Frankfurt, Interwetten mit Borussia Mönchengladbach, Tipwin mit Bayer Leverkusen – wenn der VfB da nun auch mitmischt, gehorcht er doch nur vorbildlich dem berühmten Kategorischen Imperativ, der sich in dem philosophischen Standardwerk „Lob der Doppelmoral“ von Immanuel Kantersieg findet: „Wenn’s alle machen, kann’s nicht falsch sein.“
Zweitens: Es gibt ja noch schlimmere Heuchler als die beim VfB
In der Heuchelhitliste derer, die mit Worten Werte beschwören und mit Taten darauf pfeifen, sobald es Schotter zu schaufeln gibt, belegt der VfB nicht den Spitzenrang, sondern maximal Platz zwei. Als Kay Bernstein 2022 Präsident von Hertha BSC werden wollte, sagte er, er halte nichts von „schmutziger Sportwetten-Kohle“ – 2023 führt die Hertha auf den Trikots „Crazybuzzer“ Gassi. Ein Sportwettenanbieter.
Alexander Wehrle vom VfB hingegen hatte bloß angekündigt, dass der neue Sponsor kein „chinesischer Wettanbieter“ sein würde. Versprechen glanzvoll gehalten! Jetzt ist es ein französischer geworden – und das ist natürlich ein moralisch sehr viel stubenreinerer Bereicherungspartner als, sagen wir, ein chinesischer Glasnudel-, Wantan-Suppen- oder gar, schaurige Vorstellung, Glückskeks-Hersteller.
Drittens: Winamax statt Durex Intense Orgasmic
Drittens: In den 1980er Jahren kam Aids auf. Just in dieser Zeit wählte der FC Homburg Trikotwerbung des Kondom-Herstellers „London“. Worauf der DFB mit Punktabzügen drohte, denn das verstoße gegen „Sitte und Moral“.
Da nun aber der VfB nur Werbung für ruinöses Zocken macht und nicht für sicheres Schnackseln – weder für „Mister Size“ noch für „Durex Intense Orgasmic“ oder gar, nicht auszudenken, für „Safedom“ (chinesische Überzieher!) –, ist sittlich und moralisch beim Schwabenstolz alles im grünen Bereich; beziehungsweise, um es stilechter mit der identitätsstiftenden VfB-Brustringfarbe zu sagen: im roten.