VfB Stuttgart

Wie die VfB-Zocker am Böllenfalltor zu leidenschaftlichen Fightern wurden

Fußball Darmstadt 98 vs. VfB Stuttgart
Roaarrr! Nach dem Sieg in Darmstadt ließ auch der sonst so besonnene VfB-Trainer Sebastian Hoeneß seinen Emotionen freien Lauf. © Pressefoto Baumann

Der VfB Stuttgart hat in dieser Saison schon häufig spielerisch überzeugt. Beim 2:1-Sieg gegen den SV Darmstadt 98 entdeckte das Team von Trainer Sebastian Hoeneß am Samstag (17.02.) jetzt sein verblüffend großes Kämpferherz. In Unterzahl holten die Schwaben in einer hitzigen Atmosphäre am Böllenfalltor den nächsten Liga-Erfolg. Tabellenplatz drei wurde gefestigt, der klare Kurs Champions League gehalten. Und im emotionalen Duell mit dem Aufsteiger der nächste Entwicklungsschritt genommen.

Hitzig und laut war es noch einmal geworden in diesen letzten Minuten vor 17.810 Zuschauern im Wohnzimmer der Lilien, das so wunderbar Wucht entfalten kann und sich trotz Umbau seinen rauen Charme bewahrt hat. In der 92. Minute hatte der eingewechselte Mahmoud Dahoud mit seinem Premieren-Treffer für den VfB das Spiel vermeintlich entschieden, als der ebenfalls zuvor eingewechselte Aaron Seydel das 2:1 für den SVD erzielte und somit das Stadion noch ein letztes Mal anzündete.

VfB-Sportdirektor Wohlgemuth: „Das war heute nichts für schwache Nerven“

Mit einem Mann mehr auf dem Rasen war der emsige, aber glücklose Aufsteiger zuvor vergeblich dem Rückstand durch den Treffer von Serhou Guirassy aus der 13. Minute hinterhergelaufen. Nun noch ein allerletztes Aufbäumen. Dann war Schluss. Der SVD hatte alles investiert, es hatte nicht gereicht. Und der VfB? Marschiert weiter stramm in Richtung internationales Geschäft. „Das war heute nichts für schwache Nerven“, befand hinterher ein angesichts der wilden 98 Minuten zuvor erstaunlich abgeklärter Stuttgarter Sportdirektor. „Es war ein dreckiger Sieg“, so Fabian Wohlgemuth weiter, „keiner war sich fürs Rustikale zu schade.“

Die verblüffende Wandlung seiner Zocker in leidenschaftliche Fighter beeindruckte anschließend auch Cheftrainer Sebastian Hoeneß. „Ein großes Lob an die Mannschaft, sie hat einen großen Fight geliefert.“ Der Coach kann seinem Team derzeit Woche für Woche beim Wachsen zusehen. Überzeugten die Weiß-Roten zuletzt gegen RB Leipzig mit Spielwitz und Wucht (5:2), war es in der Vorwoche beim 3:1-Heimsieg gegen Mainz die Abgezocktheit eines Spitzenteams, die den Stuttgarter Spielvortrag auszeichnete. Am 22. Spieltag in Darmstadt waren jetzt andere Qualitäten gefragt. Und der VfB meisterte auch diese nächste Reifeprüfung.

Die Aufholjagd des SV Darmstadt kam auch in Überzahl nicht in Gang

Das Spiel hatte dabei wie so oft in dieser Saison mit einem dominanten und selbstbewussten VfB begonnen. Die logische Folge: Das 18 (!) Saisontor von Serhou Guirassy, der erstmals seit seiner Rückkehr vom Afrika Cup in der Startelf gestanden hatte. Doch das Schlusslicht aus Südhessen erwies sich als die erwartet harte Nuss. Auf die mittlerweile fast schon obligatorische Spielunterbrechung aufgrund der Fan-Proteste gegen den DFL-Investoren-Deal folgte die schwächste Spielphase der Hoeneß-Elf.

Darmstadt demonstrierte währenddessen eindrucksvoll, woran es bei den Mannen von Torsten Lieberknecht am meisten hakt: Es fehlt ein Knipser. Einige gute Gelegenheiten ließen die „Lilien“ liegen, die beste versemmelte der Ex-Stuttgarter Luca Pfeiffer frei vor Stuttgarts aufmerksamem Ersatzkeeper Fabian Bredlow, der den an der Hüfte verletzten Alexander Nübel fehlerfrei vertrat. Als dann auch noch VfB-Außenverteidiger Pascal Stenzel mit Gelb-Rot vom Platz flog, schien alles angerichtet für die Aufholjagd der Hausherren. Doch die kam nicht in Gang.

In Unterzahl fand kurioserweise der VfB wieder besser zu seinem Spiel. Es wurde gekämpft, gegrätscht und geackert. Es war eine Abwehrschlacht wie aus dem Bilderbuch. Mit dem Happy End für das Team aus der Spitzengruppe der Liga, das Spieltag für Spieltag neue Qualitäten zeigt. Und, wie die Fans immer lauter singen, nach „all der Scheiße“ wohl wirklich bald auf die Reise geht.

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