VfB Stuttgart

Winamax und Jokerstar als Partner beim VfB: Das sagt Alexander Wehrle zur Kritik

Wehrle VfB
CEO Alexander Wehrle bezieht Stellung: Wie passt Trikotsponsor Winamax zu den Werten des VfB Stuttgart? © Simeon Kramer

Der VfB Stuttgart hat mit Winamax einen neuen Hauptsponsor präsentiert. Der französische Anbieter für Online-Poker und Sportwetten ziert in den nächsten drei Jahren den Brustring des VfB-Trikots. Außerdem stellten die Schwaben am Dienstag (08.08.) mit der Jokerstar GmbH den nächsten Glücksspiel-Anbieter als Partner vor. Für beide Entscheidungen mussten die VfB-Verantwortlichen viel Kritik einstecken. Nun hat sich Alexander Wehrle zu den Vorwürfen geäußert. Im Interview mit unserer Redaktion erklärt der CEO, warum die Entscheidungen aus seiner Sicht nicht den Werten des VfB Stuttgart widersprechen.

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Herr Wehrle, Winamax ist der neue Trikotsponsor beim VfB. Wieso fiel die Wahl am Ende auf den französischen Wettanbieter?

"Hier gilt, was Rouven Kasper bereits in der vergangenen Woche ausgeführt hatte. Mit Winamax haben wir ein in allen Parametern attraktives und auf eine stabile Zusammenarbeit ausgerichtetes Paket abschließen können, das bei der aktuellen Marktlage im Sponsoring für einen Bundesligisten ohne europäischen Wettbewerb alles andere als selbstverständlich ist. Neben den wirtschaftlichen Parametern war bei der Entscheidung für einen Sportwetten-Anbieter für uns Voraussetzung, dass der Partner ein in Europa – und damit ist keine Briefkastenfirma auf Malta gemeint – sitzendes und lizenziertes Unternehmen ist, das sich vollständig den gesetzlichen Regelungen zum Jugend- und Spielerschutz unterwirft. Das ist bei Winamax der Fall."

Hatten Sie in der Endauswahl nur noch Winamax als Interessenten – oder gab es einen oder mehrere andere Unternehmen? Falls ja, wie weit lag das Angebot der anderen unter dem von Winamax?

"Wir waren über Wochen mit unterschiedlichen Unternehmen aus verschiedenen Branchen sowohl aus der Region, aus Deutschland als auch international im Gespräch. Es hat aus verschiedenen Gründen zu diesem Zeitpunkt mit einigen Unternehmen nicht geklappt. Winamax hat sich über den ganzen Prozess hindurch zu einer Partnerschaft mit dem VfB bekannt und dies jederzeit durch eine absolut seriöse und verlässliche Vorgehensweise in den Verhandlungen untermauert."

Gab es zumindest anfangs auch andere Angebote, die der VfB aussortiert hat? Und falls ja, aus welchen Gründen?

"Der VfB hat in der Tat höher dotierte Angebote aus dem Ausland nicht weiter verfolgt, weil die Firmen und/oder Herkunftsländer nicht zum VfB gepasst hätten."

Gab es denn keine regionalen Interessenten – Stichwort Weltmarkenbündnis?

"Es gab vor der Verkündung des Weltmarken-Bündnisses eine Einigung mit einem passenden Unternehmen, das dann aber aus Gründen, die nicht mit dem VfB Stuttgart zusammenhängen, kurzfristig doch abgesagt hat. In den vergangenen Wochen gab es daraufhin intensive Gespräche mit zahlreichen regionalen Unternehmen, auch mit vielen von denen, die von vielen Fans als logische Partner für das VfB-Trikot angesehen werden. Für diese Unternehmen war es aus wirtschaftlichen, strategischen oder organisatorischen Gründen nicht möglich, aktuell als Hauptsponsor des VfB Stuttgart einzusteigen. Jedoch sprechen wir ja auch im Sponsoring von einer Umstrukturierung und Entwicklung und bleiben selbstverständlich auch mit diesen Unternehmen weiter im Gespräch."

Von Ihrer Seite wurde im Vorfeld immer wieder kommuniziert, dass der neue Trikotsponsor zu den Werten des VfB passen muss und am besten aus der Region kommt. Im VfB-Leitbild steht: „Wir leben klare Werte vor und lassen uns an ihnen messen.“ Diese Aussagen und die Partnerschaft mit Winamax widersprechen sich doch – oder?

"Die Zusammenarbeit mit einem vom deutschen Staat lizenzierten Anbieter, der sich selbst zu Jugend- und Spielerschutz verpflichtet, verstößt nicht gegen die genannte Aussage. Dass man grundsätzlich Sportwetten kritisch sehen kann, ist völlig legitim und wir nehmen diese Kritik sehr ernst. Wir standen vor der Aufgabe, auf dem Trikot einen sehr großen Anteil unseres Sponsoringvolumens zu ersetzen, das bisher komplett von Mercedes abgedeckt war. Der VfB-Vorstand hat mit Zustimmung des Aufsichtsrats in dieser Konstellation die bestmögliche Entscheidung getroffen. Mit Winamax, hep global und Q-nnect hat der VfB drei neue Partner für Brust, Ärmel und Trainingsausrüstung gewonnen und wir haben es geschafft, trotz der gesamtwirtschaftliche Lage in dieser Saison deutlich mehr Sponsoringeinnahmen zu erzielen als in den Jahren zuvor."

Suchtforscher kritisieren seit langem, dass die Sportwetten-Werbung im Profifußball den Einstieg in Glücksspiele erleichtert. Außerdem wird es Sucht-Abhängigen durch das permanente Setzen von Werbe-Reizen ungemein erschwert, den Ausstieg zu schaffen. Der VfB macht da nun mit – siehe Winamax und Jokerstar. Sehen Sie das nicht auch kritisch?

"Der VfB Stuttgart verzeichnet, so wie fast alle Bundesligisten, auf verschiedenen Ebenen seiner Sponsorenpyramide seit vielen Jahren auch Sportwettenanbieter. Seit rund zwei Jahren ist das Thema Glücksspiel in Deutschland glücklicherweise gesetzlich geregelt, so dass es endlich einfacher ist, zwischen seriösen und unseriösen Anbietern zu unterscheiden. Es gibt einen vom Staat geregelten und kontrollierten Markt, in dem 2,4 Milliarden Euro Steuern generiert werden. Und es gibt einen illegalen Markt, der kriminell ist. Die Haltung des Gesetzgebers ist die, dass die bestehende Nachfrage nach Glücksspielangeboten nicht von den kriminellen Anbietern befriedigt werden sollte, die es zu Hauf gibt, sondern durch entweder staatliche Anbieter wie die Lottogesellschaften oder durch die vom Staat lizensierten und kontrollierten Anbieter. Durch Einzahlungslimits, eine zentrale Spielerdatei und andere von der gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder vorgegebene Richtlinien sollen die Spieler geschützt werden."

Durch Ihre Art der Kommunikation haben Sie große Hoffnungen beim Thema Trikotsponsor aufgebaut. Ist das nun der Grund dafür, dass die Kritik so groß ausfällt? Würden Sie das im Nachhinein anders machen?

"Das Weltmarken-Bündnis hat einen enormen Schub auch in Sachen Sponsoring gebracht, auch in der Region, was man an zahlreichen neuen sowie verlängerten und ausgeweiteten Partnerschaften sieht. Die Verkürzung des gesamten Themas auf die Kritik an Winamax wird der tatsächlichen Situation nicht gerecht. Deutschland befindet sich derzeit in einer sehr schwierigen wirtschaftlichen Lage, die sich auf dem nationalen Sponsoringmarkt spürbar niederschlägt. Dass wir trotzdem mit unseren drei neuen Partnern für Trikot und Trainingskleidung sowie dem Weltmarken-Bündnis unsere Sponsoringerlöse deutlich erhöhen konnten, ist für den VfB daher ein sehr großer Erfolg. Wenn man sich in der Bundesliga umsieht, ist das einzigartig."

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