Stuttgart & Region

ÖBB Nightjet: 7 überlebenswichtige Tipps für das Reisen mit dem Nachtzug

nightjet nachtzug
Kaum aufgewacht, schon fast am Meer: Blick vom Bett des ÖBB Nightjet. © ZVW/Alexander Roth

Abends einschlafen, morgens im Urlaub aufwachen – klingt verlockend. Das dachte sich auch unser Redakteur Alexander Roth. Im August ist er mit dem Nachtzug nach Italien gefahren. Was er auf seiner Fahrt mit dem ÖBB Nightjet erlebt hat – und was andere Reisende daraus lernen können.

Die Eckdaten: Warum ich in München statt in Stuttgart gestartet bin

Nachtzüge fahren von Stuttgart aus wunderbare Ziele an: Venedig, Wien, Budapest und weitere. Hier haben wir sie aufgelistet. Ich wollte allerdings an die Adriaküste. Darum bin ich erst mit dem ICE von Stuttgart nach München, und dann dort mit dem ÖBB Nightjet (nicht die neuste Generation) weiter nach Ancona in Italien gefahren. Dort fährt der Zug von Stuttgart aus nicht hin. Auf der gleichen Strecke ging es eine Woche später wieder zurück. Diese sieben (überlebenswichtigen!) Tipps hätte ich gerne vorher gekannt:

Tipp 1: Vor dem Einsteigen in den Nachtzug separate Tasche packen

Von den Nachtzug-Kabinen gibt es wenige aussagekräftige Fotos. Ich wusste also nicht so ganz, was mich erwartet. Als ich dann in München in den Nightjet stieg, wurde mir klar, warum das so ist: Diese Kabinen sind sehr schmal, Fotos machen schwierig. Der Platz wird maximal effizient genutzt. Stauraum ist da, viel Bewegungsraum bleibt nicht. Das gilt für den Schlafwagen mit eigener Dusche ebenso wie für den Liegewagen ohne Bad. Einen Sitzwagen habe ich nicht ausprobiert.

Wegen des Platzmangels ist es ratsam, vorher eine Tasche mit wichtigen Dingen zu packen: Zahnbürste und Zahnpasta, Duschkram, Handtuch, Klamotten für den nächsten Tag, Handy-Ladekabel, ein Buch, was auch immer man im Nachtzug braucht. Dann muss man sich nicht auf engem Raum durch den großen Koffer wühlen. Brillenträger sollten auch ein Etui einpacken. Es gibt zwar Ablageplätze für die Brille, aber der Zug wackelt manchmal recht ordentlich, und das oberste Bett ist mehr als zwei Meter über dem Fußboden angebracht.

Tipp 2: Nightjet-Tickets vorher ausdrucken

Ein weiterer Tipp, der die Zeit vor dem Einsteigen betrifft: Drucken Sie Ihre Tickets vorher aus. Ich hatte mein Ticket erst kurz vor der Abfahrt heruntergeladen, und stand dann relativ verdutzt am Hauptbahnhof München – denn dort stand, man solle es in ausgedruckter Form bei sich tragen. Eine kurze Online-Suche ergab, dass Menschen schon mal Probleme bei der Reise hatten, weil sie das nicht getan haben. Es schien eher die osteuropäischen Länder zu betreffen, aber man weiß ja nie. Also suchte ich panisch nach Copyshops in der Umgebung. Google meldete: Alle schon geschlossen.

Es ging am Ende alles gut. Das digitale Ticket hat ausgereicht, es gab keine Diskussionen. Aber diesen Nervenkitzel kann man sich auch einfach ersparen.

Tipp 3: Nicht mit den ÖBB-Schlappen aufs Klo gehen

Nachtzug-Reisende erwartet im Nightjet eine Art Willkommenspaket: Kleine Wasserflaschen, einfache Filz-Schlappen und manchmal auch eher ungewöhnliche Snacks. Mit Schoko überzogene Kichererbsen, ernsthaft? Diese Hausschuhe sind ganz nett, aufs Klo sollte man damit aber nicht gehen. Barfuß oder mit Socken schon dreimal nicht.

Warum das? Wie schön erwähnt: Der Nachtzug wackelt manchmal ganz schön. Wer in dem Moment Hände oder Gesicht wäscht, verspritzt manchmal unfreiwillig Wasser in der Klo-Kabine. Während meiner Reise war der Boden jedenfalls mehrfach nass. Und ich hoffe einfach, dass verspritztes Wasser der Grund war. Ganz bestimmt. Feste Schuhe sind daher empfehlenswert.

Tipp 4: Nicht selbst Hand anlegen beim Umklappen der Nachtzug-Betten

Wenn man die Nachtzug-Kabinen betritt, findet man in der Regel stinknormale Sitze vor. Die Betten werden erst ausgeklappt. Kennen Sie die Transformers-Filme? Effiziente Platz-Nutzung, wie gesagt. Wer müde ist, sollte sich unbedingt an das Nightjet-Personal wenden, und nicht selbst versuchen, die Sitze umzuklappen. Die Mechanik ist relativ robust, wenn man nicht weiß, was wie funktioniert, klemmt man sich schnell einen Finger ein. Dann lieber kurz warten – mit der Betonung auf kurz. Das Personal ist schnell da, die Betten in wenigen Sekunden verfügbar. Überhaupt sind alle wahnsinnig hilfsbereit. 

Tipp 5: Gurte der Nightjet-Betten unbedingt nutzen

Von den Betten baumeln teilweise Gurte herunter, die aussehen, wie bei einem Autositz. Eine Einweisung habe ich dazu nicht bekommen. Diese Gurte sollte man unbedingt nutzen. Ich habe im obersten Bett geschlafen, und konnte mithilfe der Gurte eine Art Sicherheitsnetz hochziehen. So heftig wie der Zug manchmal wackelte, war ich sehr froh über diese zusätzliche Sicherheitsmaßnahme. So konnte ich ruhig schlafen. Gebraucht habe ich sie nicht. Es soll ja aber auch Leute geben, die sich im Traum wild herumwälzen oder gar Schlafwandeln.

Tipp 6: Nackt im Nachtzug schlafen? Lieber nicht

Manche Menschen tragen einen Schlafanzug, manche schlafen in Unterwäsche, andere komplett nackt. Mir ist das völlig wumpe, soll jede(r) machen, wie er oder sie will. Bei der Wahl der Nachtwäsche sollte man aber eines im Hinterkopf behalten: Bei der Wiedereinreise nach Deutschland kann es zu Kontrollen der Bundespolizei kommen. Das war zumindest in meinem Fall so. Schon am Abend vorher wurde angekündigt, dass die Bundespolizei am frühen Morgen kurz die Abteile durchschauen und Pässe kontrollieren würde.

Nicht alle wurden davon offenbar in Kenntnis gesetzt, vielleicht hat die Familie nebenan auch einfach nur verschlafen. Jedenfalls hörte ich gegen 7 Uhr, wie jemand an die Nachbartür hämmerte und „Aufmachen, Polizei!“ rief. Und ganz ehrlich? In so einem Moment bin ich lieber halbwegs angezogen.

Tipp 7: Finger weg vom Nachtzug-Kaffee!

Im Nachtzug gibt es Frühstück. Helle Brötchen, Butter, Marmelade, O-Saft – man kann sich vorher was aussuchen. Nichtsahnend habe ich mir einen Kaffee bestellt. Und es bereut. Bei aller Liebe für den Nightjet und sein Personal: Diese Brühe war so spektakulär schlecht, ich konnte sie nicht mal ironisch trinken. Und ich trinke löslichen Kaffee aus der Alu-Campingtasse, ohne mit der Wimper zu zucken.

nachtzug nightjet
Finger weg: Mit dem Kaffee im Nachtzug hat unser Redakteur keine gute Erfahrungen gemacht. Und der Mann ist wahrlich kein Gourmet. Die Polizei (im Hintergrund) ist aber aus einem anderen Grund im Einsatz gewesen. © ZVW/Alexander Roth

Zugegeben: Meine Stichprobe ist klein. Vielleicht hatte ich zwei Nachtzüge, bei denen die Kaffeemaschine defekt war, oder jemand die Menge schlecht dosiert hat. Auf der Rückfahrt habe ich zwei Päckchen Zucker und die gesamte Kaffeesahne rein geleert. Es war immer noch furchtbar, aber ich habe es komplett getrunken. Beim nächsten Mal werde ich aber lieber den Schwarztee bestellen. Nur zur Sicherheit.

Urlaub mit dem Nachtzug: Ein Fazit

Meine Reise mit dem Nachtzug war, alles in allem, fantastisch. Wie eingangs beschrieben: Man wacht im Urlaub auf, zack. Die Zeit dahin kommt einem verdammt kurz vor, logisch – man verschläft den größten Teil. Ich kann nur allen empfehlen, diese Art der Fortbewegung auszuprobieren. An den Zielbahnhöfen gibt es in der Regel auch einen guten Kaffee, mit dem es sich perfekt in den Urlaub starten lässt. In diesem Sinne: Gute Fahrt!

VG WORT Zahlpixel