Awareness und Sicherheit: Stuttgarter Start-up macht mit App feiern sicherer
Viele Frauen (und bestimmt auch Männer) kennen das Gefühl: Allein auf dem Heimweg überkommt einen das ungute Gefühl, es könnte jemand hinter einem her sein. Das junge soziale Start-up „Eve“ hat sich zur Aufgabe gemacht genau dieses Problem anzugehen, indem sie das Nachtleben sicherer gestalten wollen. Zuletzt waren sie beim Marienplatzfest in Stuttgart und auch auf dem Cannstatter Frühlingsfest dabei. Nicola Bürck, Mitgründerin von Eve hat uns im Gespräch verraten, wie das Konzept funktioniert und an welchen Orten es Safe Places gibt.
Start-up Eve bietet ein Monatsabo für Bars und Clubs an
Seit 2023 gibt es Eve jetzt schon. Ihre gleichnamige App haben die drei Gründer Nicola Bürck (Geschäftsführerin), Philippe Orner (Entwickler, Geschäftsführer) und Dennis Herr (Entwickler) im Herbst 2023 auf den Markt gebracht.
Das Besondere: Eve kann kostenlos genutzt werden. „Wir wollen nicht, dass Sicherheit etwas für die Nutzer: innen kostet“, sagt Bürck zum Konzept. Wie das funktioniert? Die Bars und Clubs bezahlen, um sich als Safe Place zertifizieren zu lassen. Eve bietet hierfür ein monatliches (9,99 Euro) oder jährliches Abo-Modell (99 Euro) an. Für die App-Nutzer und Nutzerinnen bleibt das Angebot somit umsonst.
Eve vereint in ihrer Applikation zwei Hauptfunktionen. Personen können sich zum einen virtuell von der App nach Hause begleiten lassen. Hierfür fragt Eve alle fünf Minuten, ob alles in Ordnung ist. Sollte die Person nicht oder mit "nein" antworten, erhalten die hinterlegten Sicherheitskontakte eine Nachricht mit dem Standort. In einer Notsituation kann auch direkt die Polizei verständigt werden. Wer auf dem Heimweg nicht allein sein möchte und jemanden zum reden braucht, erreicht über die App mit einem Tippen das Heimwegtelefon.
Zum anderen lässt sich durch Eve erfahren in welchen Bars und Clubs der Stadt es sicher ist. „Alle Veranstaltungen, Events oder Orte, die wir empfehlen sind von uns zertifizierte Safe Places“, erklärt die 25-Jährige weiter. Mittlerweile gibt es rund 20 solcher Orte in Stuttgart; in Ludwigsburg sind es bisher drei. „Wir wollen langfristig irgendwann ganz Deutschland einbeziehen.“
Sicherheit und Awareness: Wichtige Themen, die auch von anderen aufgegriffen werden
Eve stattet die Safe Places, wie beispielsweise das Romy S. oder La Conca, mit K.O.-Tropfen-Sets aus und schult das Personal zum Thema Awareness. In den Bars und Clubs gibt es zudem kostenloses Trinkwasser, eine Lademöglichkeit fürs Handy oder auch die Option ein Taxi bestellen zu können.
Sicherheit und Awareness wird nicht nur auf Festivals und in Clubs immer mehr zum Thema, auch Veranstaltungen wie das Frühlingsfest, die Europameisterschaft oder auch das Marienplatzfest achten vermehrt auf eine sichere, respektvolle Umgebung. So gibt es seit geraumer Zeit, das von der Stadt Stuttgart ins Leben gerufene Projekt der Nachtboje. Eine nächtliche Anlaufstelle, für all diejenigen die nach Hilfe suchen.
Die Nachtboje ähnelt vom Prinzip her sehr den Zielen von Eve. Entsteht hier vielleicht ein Konkurrenzdenken? Nein, wenn es nach Bürck geht: „Wir sehen Mitstreiter nicht als Konkurrenz, sondern als potenzielle Kooperationspartner an, da wir letztendlich alle am gleichen Strang ziehen.“ Eve sei bereits mit der Nachtboje im Gespräch gewesen. Bis jetzt habe sich aber noch keine Kooperationsmöglichkeit ergeben.
Eve und der Cannstatter Wasen: Weitere Kooperation mit Festzelt zum Wasenwirt steht unter gutem Stern
Eine Zusammenarbeit, die aber schon geklappt und umgesetzt wurde, ist mit dem Festzelt zum Wasenwirt auf dem diesjährigen Cannstatter Frühlingsfest. „Eine erneute Zusammenarbeit, in welcher Form auch immer, ist bereits geplant“, so Bürck. Das Angebot im Festzelt wurde gut angenommen: „Ich gehe zumindest davon aus, da wir nichts Gegenteiliges gehört haben“, ergänzt Bürck.
Ob es auch mit anderen Festzelten zu einer Kooperation kommt, steht allerdings noch in den Sternen. „Jedes Festzelt hat einen unterschiedlichen Umgang mit dem Thema Awareness“, sagt Bürck. Es habe schon Gespräche gegeben. „Aufgrund der unterschiedlichen Konzepte der Festzelte, kann ich nicht sagen, ob oder wie da eine Kooperation entstehen könnte.“
Eve und NoA auf dem Marienplatzfest in Stuttgart: „Wir waren froh darüber, das gemeinsam gemacht zu haben“
Auf dem diesjährigen Marienplatzfest in Stuttgart war Eve ebenfalls vertreten und das nicht allein. Sie hatten Unterstützung von NoA (Nummer ohne Anruf), einem Verein, der sich dafür einsetzt, Belästigung im Alltag abzubauen. „Wir waren glaube ich beide froh darüber, das gemeinsam gemacht zu haben“, sagt Bürck über die Zusammenarbeit, die das kleine Team sonst nicht allein hätte stemmen können.
Zu ihrem Stand auf dem Fest sind die Menschen wegen der unterschiedlichsten Sachen gekommen: „Von ‚Ich würde gern mein Handy laden‘ zu ‚Ich fühl‘ mich wirklich nicht so gut und brauche gerade Unterstützung‘, war eigentlich alles dabei“, so Bürck. Inzwischen ist NoA auch zu einer festen Funktion in der App von Eve geworden.
Was das junge Stuttgarter Start-up für die Zukunft plant
Für die Zukunft möchte das junge Start-up stetig ihre App weiterentwickeln. Zudem konnten sie bereits eine weitere Kooperation an Land ziehen, diesmal mit der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. "Eine Studierende hat für uns eine Schulung entwickelt, mit der wir das Bar- und Clubpersonal einheitlich in Sachen Awareness schulen können," sagt Bürck. Das Ganze werde jetzt digitalisiert, sodass jeder Safe Place seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen einfach online schulen kann. Mehr zu Eve gibt es unter eve-app.de.




