VfB Stuttgart

Ärger im VfB-Aufsichtsrat: Und im Hintergrund schwelt ein Brandherd

Fußball VfB Stuttgart vs. 1. FC Union Berlin
Der neue VfB-Investor Porsche wünscht sich einen "Neuanfang" im Aufsichtsrat mit einem neuen Vorsitzenden. Claus Vogt, derzeit VfB-Präsident und Vorsitzender des Gremiums in Personalunion, habe das zugesichert, teilte der Autobauer unlängst mit. © Pressefoto Baumann

Während die Mannschaft des VfB Stuttgart in der Bundesliga weiter klar auf Kurs in Richtung Königsklasse ist und die Fans verzückt, schwelt im Hintergrund mal wieder ein vereinspolitischer Brandherd. Es geht dabei im Detail um den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden und mit Blick auf das große Ganze letztlich auch um 50+1.

So gab es auch beim Heimsieg gegen Union Berlin am Freitagabend (08.03.) ein deutliches Spruchband in der Cannstatter Kurve. Die Botschaft: „Meschke & Co. in die Schranken weisen – Der AR-Vorsitz bleibt beim e.V.-Präsidenten!“

Der Hintergrund: In der vergangenen Woche wurden mit Lutz Meschke und Albrecht Reimold zwei Vertreter des neuen Investoren Porsche in den Aufsichtsrat der VfB-AG berufen. Dadurch verändern sich die Machtverhältnisse im Kontroll- und Beratungsgremium. Zumal sich der Sportwagenbauer aus Zuffenhausen eine Neuordnung an der AR-Spitze wünscht. Und diese offenbar im Zuge der Verhandlungen über den millionenschweren Einstieg beim Bundesligisten auch zugesichert bekommen hat. Das teilte das Unternehmen Ende Februar mit.

Was die von Porsche gewünschte Neuordnung so brisant macht

Gerüchten zufolge hätten die Präsidiumsmitglieder im Vorfeld des Deals mit Porsche einer Absichtserklärung zugestimmt, die einen personellen Wechsel auf der Position des Aufsichtsratsvorsitzenden vorsieht, heißt es nun in einer vom Commando Cannstatt 97, der größten VfB-Ultragruppierung, veröffentlichten Protestnote: „Dieses Vorgehen wäre für uns schlicht inakzeptabel und wir erwarten hierzu Antworten!“

Was den Vorgang besonders brisant macht, ist die Tatsache, dass den Mitgliedern des Traditionsvereins im Zuge der Ausgliederung 2017 folgendes Versprechen gegeben wurde: Der Präsident des e.V. ist immer auch der Vorsitzende des AG-Aufsichtsrates. Diese Zusage wurde damals allerdings nur mündlich in diversen Runden und Veranstaltungen geäußert, schriftlich fixiert ist sie nicht. Und dementsprechend rein formal auch einfach aus dem Weg zu räumen.

VfB-Präsident und AR-Boss Claus Vogt will sich aktuell nicht öffentlich äußern

Für den aktuellen Präsidenten und AR-Boss Claus Vogt sowie für die Präsidiumsmitglieder Rainer Adrion und Christian Riethmüller (die beide ebenfalls im Aufsichtsrat sitzen) birgt der aktuelle Konfliktherd aber auch eine moralische Komponente. Sollte es tatsächlich im vergangenen Sommer eine Vereinbarung mit Porsche über eine Neuordnung an der AR-Spitze gegeben haben, warum wurden die Mitglieder dann darüber nicht in Kenntnis gesetzt, geschweige denn darüber abgestimmt?

Das Vereinspräsidium sah sich auch deshalb gezwungen, am 05. März ein mehr oder minder nichtssagendes Statement abzugeben: „Unser Vorsitzender und Präsident des VfB Stuttgart 1893 e.V. wird sich derzeit noch nicht öffentlich äußern, weil wir einige Diskussionspunkte und Wahrnehmungen zunächst intern klären sollten.“ Die Leitlinie solle dabei sein, „dass auch in einer nun veränderten Zusammensetzung des Aufsichtsrats die besondere Stellung des Hauptgesellschafters - also des VfB Stuttgart 1893 e.V. - und seiner Vereinsmitglieder stets im Vordergrund stehen.“

Warum man sich darüber nicht schon im Vorhinein Gedanken gemacht hat, bleibt unklar. Abseits des überaus selbstbewussten neuen Investors Porsche, der im Vorfeld der ersten Sitzung medienwirksam seine Sicht der Dinge offenbarte, geben so auch die Vereinsvertreter keine gute Figur ab. Aktuell sitzen elf Personen im Aufsichtsrat der VfB-AG. Fünf davon vertreten die Investorenseite. Allein das verschiebt bereits die Balance zu Ungunsten des Vereins, der mit über 75 Prozent eindeutig die Mehrheit der Anteile an der ausgegliederten Profisparte hält.

Gerne betonen sie am Wasen deshalb, dass es beim VfB nicht nur 50+1, sondern gar 75+1 gebe. „Über den VfB entscheidet nur der VfB. Ist so. Bleibt so“, hieß es vor sieben Jahren während der Ausgliederungskampagne. Die sogenannte 50+1-Regel begrenzt den Einfluss externer Geldgeber der Profi-Vereine. Sie soll sicherstellen, dass Muttervereine selbst dann die letzte Entscheidungsgewalt behalten, wenn der Profibereich in eine Kapitalgesellschaft ausgegliedert wurde. 

Der Brandherd rund um den Chefposten im Kontrollgremium schwelt nun aber schon seit einigen Wochen im roten Clubhaus an der Mercedesstraße. Die Frage scheint aktuell nur, wann und wie heftig bricht das Feuer aus. Oder bekommen die Funktionäre das Feuer womöglich doch noch irgendwie ausgetreten? 

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