VfB Stuttgart

Bratislava im Blick: Wie die Breite im VfB-Kader zum großen Trumpf wird

Fußball VfB Stuttgart vs. SC Freiburg
Drei Spiele, drei Siege: Der VfB macht dank verschiedener Erfolgsfaktoren nach der Winterpause wieder Spaß. © Volker Müller

Stuttgart - So weit oben standen sie in dieser Spielzeit noch nie. Der 4:0-Heimsieg gegen den SC Freiburg lässt den VfB Stuttgart in der Tabelle auf den vierten Platz klettern. „Das war schon ein Stück weit eine Demonstration“, befand Sportvorstand Fabian Wohlgemuth nach dem überzeugenden Auftritt der Schwaben gegen einen harmlosen Sportclub. Mit der Maximalausbeute von neun Punkten aus den drei Auftaktpartien im neuen Jahr hat der VfB einen Start nach Maß hingelegt. Und damit auch ein Signal an die Konkurrenz verschickt. War der Saisonstart noch etwas holprig und der Abschluss ebenso: Die Stuttgarter Maschinerie nimmt allmählich Fahrt auf. Dank neuer Optionen im Kader und alten Tugenden.

Lediglich zwei Punkte mehr hatte der VfB zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison, an deren Ende man die Vizemeisterschaft feiern durfte. Die Breite im Stuttgarter Kader macht sich nun endgültig bezahlt. Sie wird zum großen Trumpf. Denn: Trainer Sebastian Hoeneß kann ohne Qualitätsunterschiede munter rotieren und so Kräfte schonen für die nächsten englischen Wochen. Ein himmelweiter Unterschied im Vergleich zur Situation im Endspurt 2024, als verletzungsbedingt gerade in der Angriffsreihe die Alternativen fehlten.

VfB-Innenverteidiger Ameen Al-Dakhil war der schnellste Spieler auf dem Platz

Diese Variabilität macht sich auch in der Defensive bemerkbar. Gegen Freiburg saß Abwehrchef Jeff Chabot zunächst nur auf der Bank. Ameen Al-Dakhil übernahm die Rolle als linker Innenverteidiger. Dort spielte der 22-Jährige in seinem zweiten Bundesliga-Startelfeinsatz – auch dank der überschaubaren Bemühungen der Freiburger – einen grundsoliden Stiefel. Der Belgier war mit 32,71 km/h sogar der schnellste Spieler auf dem Platz. Und das wohlgemerkt als Abwehrspieler.

Hinten wie vorne können inzwischen verschiedenste Varianten gespielt und damit die Belastung auf allen Schultern gleichmäßig verteilt werden. „Die schöne Nachricht für mich heute ist, dass wir ohne Leistungsabfall so viele Wechsel vornehmen und unser dominantes Spiel trotzdem aufrechterhalten konnten“, meinte Fabian Wohlgemuth.

Hoeneß hat folglich in den nächsten Wochen – bleiben größere Blessuren aus – die Qual der Wahl. Und er wird davon auch Gebrauch machen. Drei weitere englische Wochen stehen an. Gelingt der Einzug in die Playoff-Runde der Champions-League folgen direkt zwei weitere. Hoeneß wird den kompletten Kader brauchen. Der gestiegene Konkurrenzkampf habe automatisch einen „Ruck“ in der Mannschaft ausgelöst, hatte Hoeneß vor dem Freiburg-Spiel gesagt. „Jeder Spieler nimmt wahr, dass er gut trainieren muss. Da musst du als Trainer keinen Einfluss nehmen. Das passiert automatisch.“

Der fußballbejahende Hoeneß-Ansatz bleibt ein Pfund.

Da trifft es sich gut, dass neben den neu hinzugewonnenen Optionen (durch die Verpflichtung von Jacob Bruun Larsen oder den gefühlten Neuzugang Al-Dakhil) auch althergebrachte Hoeneß-Tugenden der Mannschaft Halt geben. Der fußballbejahende Ansatz des Stuttgarter Cheftrainers bleibt ein Pfund. Die VfB-Spielidee kann immer noch eine Wucht entwickeln, der nur wenige Teams in der Liga Paroli bieten können. Zumal der VfB auch in dieser Saison über eine echte Mannschaft verfügt. Komplizierte Spielphasen kann das Team auch aus sich heraus lösen. Mit Rückständen umgehen? Kein Problem. Jüngst zu beobachten beim 2:1 gegen RB Leipzig. Schon neun Punkte holten die Schwaben in dieser Saison nach Rückständen – so viele wie kein anderes Team in der Liga.

Das war gegen ein überraschend unorganisiertes Freiburg allerdings nicht nötig. Vom Anpfiff weg dominierten die Hausherren das baden-württembergische Landesduell. 3:0 stand es bereits zur Pause. Anthony Rouault (2.) und Ermedin Demirovic (17.) hatten per Kopf getroffen, Nick Woltemade vom Elfmeterpunkt (45.+5). Allen drei Treffern war eine Ecke vom an diesem Nachmittag überragenden Angelo Stiller vorausgegangen. Und Deniz Undav traf nach seiner Einwechslung selbstverständlich auch (80.). Was auch sonst. Der Nationalstürmer hat seine Verletzung aus dem November vollends auskuriert. Er sammelte 2025 bislang in jedem Bundesliga-Spiel einen Scorer-Punkt (zwei Tore, eine Torvorlage).

Der VfB muss als Nächstes in der Königsklasse bei Bratislava liefern

„Es war eine richtig starke Mannschaftsleistung“, lobte der Angreifer im Nachgang. Positiv sei auch, „dass bei uns viele Spieler treffen. Wir haben heute vier verschiedene Torschützen. Diese Flexibilität ist gut für uns, das hilft uns und macht uns auch ein Stück weit unberechenbar.“ Zu spüren bekommen soll diese Unberechenbarkeit als nächstes Slovan Bratislava. Am Dienstag ist der VfB in der Champions League in der slowakischen Hauptstadt gefordert und muss vom vorletzten Vorrundenspiel wahrscheinlich mit einem Sieg heimkehren, um das Weiterkommen schaffen zu können.

„Da müssen wir liefern“, sagte Wohlgemuth. Der Trend stimmt Fans und Verantwortliche jedoch optimistisch. Während der VfB voll im Flow ist, hat der kommende Gegner seit über einem Monat kein Pflichtspiel mehr bestritten.

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