VfB Stuttgart

Der zerrissene Klub: Riethmüller und Adrion melden sich VfB-Machtkampf zu Wort

Christian Riethmüller
Christian Riethmüller sitzt im Vereinspräsidium und im Aufsichtrat der AG. © Danny Galm

Hinter dem VfB Stuttgart liegt eine denkwürdige Woche – und das nicht im positiven Sinn. Der Konflikt im Aufsichtsrat ist am Dienstag (12.03.) mit einem großen Knall eskaliert, Präsident Claus Vogt wurde als Vorsitzender des Kontrollgremiums abgesetzt und durch die ehemalige Landesministerin Tanja Gönner ersetzt. Kampflos geschlagen geben will sich Vogt jedoch nicht. Weshalb die jüngste Eskalationsstufe erst der Auftakt in die nächste Runde im Ringen um die Macht beim Traditionsverein zu sein scheint.

Zu tief scheinen die Gräben, die sich selbst durch die Vereinsgremien ziehen. So hat den wuchtigen Gegenschlag von Präsident Claus Vogt lediglich der Vereinsbeirat unterzeichnet. Das Signum des dreiköpfigen Präsidiums des e.V. fehlte unter dem brisanten Schreiben, da sich laut Medienberichten die beiden Präsidiumsmitglieder Christian Riethmüller und Rainer Adrion gegen eine Veröffentlichung in dieser Form ausgesprochen haben.

Auch die VfB-Ultras werden am Wochenende wohl ein Statement setzen 

Keine Einigkeit soll auch im Vereinsbeirat geherrscht haben, immerhin gab es hier wohl einen Mehrheitsbeschluss (sieben zu zwei Stimmen), der den Versand in dieser Form und Schärfe befürwortete. Und auch die aktive Fanszene dürfte im kommenden Auswärtsspiel bei der TSG Hoffenheim am Samstag (16.03.) ein Statement setzten – in welcher Form auch immer.

Adrion und Riethmüller gehen auf Distanz zu Vogt

Am Freitag haben sich nun Riethmüller und Adrion in einer weiteren Stellungnahme zu Wort gemeldet (hier zum kompletten Text auf der VfB-Homepage), um ihre Position zu erklären. Sie gingen aber auch auf Distanz zu ihrem Präsidiumskollegen Claus Vogt. Sie hätten der brisanten Stellungnahme vom Donnerstag (14.03.) „in dieser Form nicht zustimmen“ können, erklärten sie. Demnach hatten sie diese auch nicht unterzeichnet. Vorneweg schickte Vizepräsident Adrion, dass er zuletzt „argumentativ alles versucht habe, diese Abstimmung zu verhindern. Ich bin der Meinung, dass dieser Zeitdruck nicht nötig war und eine andere Lösung hätte gefunden werden müssen.“

Riethmüller, der sich bei der entscheidenden Abstimmung in einer turbulente Sitzung enthalten hatte, erklärte sein Handeln wie folgt: „Ich habe mich bei der Abwahl nur enthalten, weil ich als Präsidiumsmitglied auf der einen Seite das mich moralisch bindende Ausgliederungsversprechen nicht brechen wollte, auf der anderen Seite aber auch die Notwendigkeit gesehen habe, aufgrund des gegebenen Vertrauensverlustes der Aufsichtsratsmitglieder gegenüber dem Vorsitzenden durch eine Neubesetzung des Vorsitzes im Aufsichtsrat die Handlungsfähigkeit des Gremiums sicherzustellen.“

Warum im Machtkampf noch lange kein Ende in Sicht ist

Das sogenannte „Ausgliederungsversprechen“ (der Präsident des e.V. ist auch gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender ist) sollte zukünftig aus Sicht von Riethmüller und Adrion „ohne Einbindung der Mitglieder nicht verändert werden“. Sollte es „bei einem aufstrebenden VfB mit ambitionierten sportlichen und wirtschaftlichen Zielen Argumente geben, dies zu ändern oder anzupassen“, müsse man das mit den Mitgliedern ausführlich diskutieren.

Die Porsche AG habe die Verhandlungen über den Einstieg beim VfB im Sommer 2023 mit der konkreten Erwartung verknüpft, „dass Claus Vogt den Aufsichtsratsvorsitz abgibt. Nachdem der Präsident dies schriftlich akzeptierte, haben die weiteren Präsidiumsmitglieder und die Mehrzahl der Aufsichtsräte dem zugestimmt“. Die Hoffnung sei dann gewesen, „dass wir eine gemeinsame Lösung zum Wohle des Vereins und seiner Mitglieder finden“. Was überhaupt nicht funktioniert hat.

Der VfB ist im März 2024 ein auf vielen Ebenen zerrissener Klub. Auf dem Rasen funktioniert das Stuttgarter Gebilde als Einheit. Immerhin. Was neben dem Platz alles noch kommen mag, ist aktuell kaum zu prognostizieren. Nur eine Sache steht fest: Eine Ende ist noch lange nicht in Sicht. Schließlich ließ Claus Vogt in seinem Statement anklingen, dass er seine Abwahl möglicherweise auch juristisch anfechten möchte. Man wolle die jüngsten Vorgänge „im Sinne des Vereins und deren Mitglieder prüfen und agieren“. Wann der nächste Akt im Machtkampf an der Mercedesstraße zur Aufführung kommt, scheint demnach nur eine Frage der Zeit zu sein.

VG WORT Zahlpixel