Konkurrenzkampf beim VfB zurück: Warum das für Labbadia zum Trumpf werden könnte
Am Samstag (25.02.) trifft der VfB Stuttgart im Keller-Duell auf den FC Schalke 04. Trainer Bruno Labbadia will in der Veltins-Arena den zweiten Liga-Sieg in Folge einfahren – muss davor aber ein Luxusproblem lösen. Bei den Stuttgartern ist der Konkurrenzkampf zurückgekehrt, der VfB-Trainer hat die Qual der Wahl. Ob im Tor, in der Abwehr oder im Angriff: Gleich mehrere Profis kämpfen um einen Stammplatz. Dieses Überangebot könnte für den VfB zum Trumpf im Abstiegskampf werden.
Trainingslager in Marbella: Dünner VfB-Kader frustriert Labbadia
Anfang Januar war die Gemengelage beim VfB noch eine andere. Im Trainingslager in Marbella war von Konkurrenzkampf wenig zu spüren. Bruno Labbadia hatte unter der Sonne Spaniens kaum die Möglichkeit, verschiedene Optionen auszuprobieren. Die Verletztenliste war lang: Ob Chris Führich, Dan-Axel Zagadou, Konstantinos Mavropanos, Josha Vagnoman oder Borna Sosa – der erfahrene Coach musste auf wichtige Spieler verzichten.
So wirkte Bruno Labbadia in Andalusien mitunter leicht frustriert, die erste Elf stellte sich gefühlt von allein auf. Mit einem harten Kern von 13 oder 14 Spielern wolle er in die ersten Saisonspiele gehen – aus Mangel an Alternativen, so der VfB-Trainer.
Doch der Wind in Bad Cannstatt hat sich inzwischen gedreht, Labbadia hat mittlerweile die Qual der Wahl. Außer im Mittelfeld, wo Atakan Karazor, Wataru Endo und Genki Haraguchi als unantastbar gelten, herrscht auf allen anderen Positionen ein reger Konkurrenzkampf.
Ob in der Abwehr oder im Angriff: Labbadia hat die Qual der Wahl
Angefangen im Tor, wo Fabian Bredlow der nominellen Nummer eins (Florian Müller) den Rang abgelaufen hat. „Fabian steht gegen Schalke im Tor, er hat es gegen Köln gut gemacht“, so Labbadia auf der Pressekonferenz. Doch auch Florian Schock, der dritte Keeper, heizt den beiden Platzhirschen mächtig ein. „Mit Schocki haben wir jemanden, der jeden Tag ans Leistungsmaximum geht. Er macht es wirklich gut und pusht die beiden anderen.“ Ausruhen können sich also weder Bredlow noch Müller – zumal sich der VfB-Trainer auf keine neue Nummer eins festlegen will.
Auch in der Abwehr hat der VfB inzwischen ein Überangebot. Momentan haben Mavropanos und Ito in der Innenverteidigung die Nase vorn. „Wenn ich es mir aussuchen kann, spiele ich mit einem Linksfuß und einem Rechtsfuß.“ Das erleichtere den Spielaufbau, erklärt Labbadia seine Entscheidung. Da er zudem in der Innenverteidigung nicht gerne wechselt, bleibt Dan-Axel Zagadou aktuell nur der Platz auf der Bank.
Der Winter-Neuzugang ist aber das perfekte Beispiel, warum der VfB von dem Konkurrenzkampf enorm profitiert. Anstatt mit Blick auf seine drohende Reservisten-Rolle die Lust zu verlieren und den Kopf hängen zu lassen, gibt er bei den Einheiten weiter Gas. „Daxo hat es im Training sehr gut gemacht. Das zeigt, welche Professionalität er an den Tag legt.“ Mit potenziellen Ersatzspielern wie Zagadou arbeite Labbadia in solchen Situationen besonders eng zusammen – damit sie weiter an ihr Limit gehen "und damit die Leistung der anderen noch besser machen“.
Guirassy kehrt bald zurück: Überangebot in der VfB-Offensive
Auf der Position des Rechtsverteidigers sieht es nicht anders aus. Obwohl Waldemar Anton und Borna Sosa gesetzt scheinen, kehrt mit Josha Vagnoman eine fitte und ernstzunehmende Alternative in den Kader zurück. „Josha macht Druck. Er konnte die Vorbereitung nicht so gestalten, wie er wollte. Man merkt aber Woche für Woche, dass da mehr kommt.“ Labbadia hofft, dass Vagnoman genauso dranbleibt. „Ich glaube, dann kommt da auch noch mal ein Schub für uns.“
Mit dem 22-Jährigen hat der VfB sogar noch eine Alternative für die offensiven Außenbahnen – wo wir beim Angriff wären. Mit Silas, Chris Führich, Tiago Tomas, Luca Pfeiffer und dem Neuzugang Gil Dias streiten sich bereits fünf Profis um einen der drei Plätze. Kehrt dann noch Top-Stürmer Serhou Guirassy zurück und die Youngsters Perea und Kastanaras machen weiter Druck, platzt die Stuttgarter Offensive aus allen Nähten.
Doch nicht nur das: Auch Tanguy Coulibaly und Enzo Millot drängen zurück in den Spieltagskader. Die jungen Franzosen schienen zuletzt komplett abgemeldet, kämpfen sich aber wieder ran. „Viele Sachen waren nicht gut, aber das hat sich gewandelt. Beide haben Druck gemacht, dadurch haben wir mehr Alternativen", so Labbadia. Wie es scheint, hat der Ex-Stürmer im Angriff also die Qual der Wahl.
Labbadia als Trainer gefordert: Wird das Überangebot zum großen Vorteil?
Jammern will der VfB-Coach über den Konkurrenzkampf aber nicht. „Es gibt größerer Probleme, als dass wir eine Auswahl haben. Genau das wollen wir. Es ist wichtig, dass die Spieler merken, dass sie ihre Chance bekommen, wenn ihre Trainingsleistung passt." Aber: Die Startelf des VfB hat nur elf Plätze - und der Trainer wird nicht um den ein oder anderen Härtefall herumkommen.
Wenn Labbadia seine Personal-Entscheidungen aber klug trifft und klar kommuniziert, könnte genau dieses Kader-Überangebot zum großen Trumpf im Abstiegskampf werden. Konkurrenz belebt das Geschäft, heißt es in der Manager-Welt. Und wenn sich die VfB-Profis weiter zu Höchstleistungen pushen, dürften sie über 34 Spieltage hinweg die Konkurrenz aus Schalke, Bochum oder Berlin hinter sich lassen - und am Ende den erneuten Klassenerhalt feiern.