Porsche wird Investor beim VfB: Die Hintergründe des 100-Millionen-Deals
Der VfB Stuttgart hat zwei neue starke Partner an seiner Seite: Porsche und MHP steigen beim Bundesligisten ein. 100 Millionen Euro schwer soll dieser Deal sein. Während MHP die Namensrechte am Stadion übernimmt und beispielsweise auch die Frauen-Mannschaft sponsert, ist der Porsche-Einstieg aber etwas komplizierter. Wie viel Geld fließt tatsächlich in die Profiabteilung? Und was haben die Schwaben mit dem Geldsegen konkret vor? Wir klären auf.
Porsche steigt beim VfB ein: Wie profitieren die Schwaben davon?
Mit dem Einstieg von Porsche ist dem VfB um den Vorstandsvorsitzenden Alexander Wehrle ein Coup gelungen. Der Sportwagenhersteller soll sowohl Sponsor als auch Investor werden. Die Unterscheidung ist wichtig, um zu verstehen, was wirklich hinter dem 100-Millionen-Deal steckt. Einen großen Teil des Geldes werden die Schwaben nämlich vorerst nicht aufs Konto überwiesen bekommen - und auch nicht in die Profiabteilung stecken können. Wie lässt sich der Porsche-Einstieg aufdröseln?
Zum einen steigt Porsche als neuer Sponsoring-Partner beim schwäbischen Erstligisten ein. Die Firma mit Sitz in Zuffenhausen wird in Zukunft das Nachwuchsleistungszentrum unter dem Motto „Turbo für Talente“ sponsern. Das Geld aus dieser Partnerschaft fließt also vor allem in den Jugendfußball und das NLZ – und nicht in die Profiabteilung des VfB. Sportdirektor Fabian Wohlgemuth hat durch dieses Sponsoring also nicht plötzlich mehr Geld für den Transfermarkt zur Verfügung.
Zum anderen plant der Sportwagenhersteller, Anteile an der VfB AG zu erwerben - das ist die eigentliche, große Nachricht des Deals. Neben den bisher bestehenden Investoren Mercedes-Benz (11,75 Prozent, 41,5 Millionen Euro) und Jako (1,16 Prozent, vier Millionen Euro) wird also ein dritter Investor hinzukommen. Auch das Porsche-Investment soll in der Größenordnung von Mercedes liegen, der VfB kann also mit rund 40 Millionen Euro rechnen - fast die Hälfte des verkündeten Deals.
VfB Stuttgart: Wie viel Geld fließt in den sportlichen Bereich?
Noch ist dieses Investment aber nicht offiziell. Beim Thema Porsche als AG-Investor „laufen gerade die finalen Gespräche. Es gibt noch ein paar offene Dinge, was Signing und Closing des Deals angeht“, erklärte VfB-Boss Wehrle den anwesenden Journalisten. Es bestehe noch formaljuristischer Klärungsbedarf, der VfB wolle den Deal aber „bis Ende Juli hinbekommen.“ Fünf Prozent der Anteile sollen noch in diesem Sommer verkauft werden, den Rest gibt es später.
Das bedeutet: Der VfB spricht zwar von einem 100-Millionen-Deal, vor allem weil die Summe medial eine große Wucht entfaltet - faktisch teilt sich diese Summe aber über mehrere Jahre und auf verschiedene Bereiche der VfB AG auf. Die Schwaben haben also nicht plötzlich eine dreistellige Millionen-Summe auf dem Konto.
Ohnehin könnte das Geld nicht eins zu eins in die Mannschaft und den sportlichen Bereich gesteckt werden. Das Geld, das Porsche als Investor in die VfB AG pumpt, soll nämlich auch in das Eigenkapital fließen und langfristig die Liquidität der Schwaben sichern. Man werde mit jedem Euro „schwäbisch und demütig umgehen“, so Wehrle. Und nicht wie nach dem Daimler-Einstieg 2017, als der damalige Präsident Wolfgang Dietrich zum Angriff auf Europa geblasen hatte. Letztlich landeten die Schwaben kurze Zeit später in der 2. Liga.
Warum der VfB immer noch Transfererlöse generieren muss
Die Kernfragen sind vielmehr: Wie viel Geld des Deals fließt in den sportlichen Bereich der Stuttgarter? Muss der VfB auch in Zukunft Transfererlöse generieren? Fakt ist: Selbst wenn Ende Juli „nur“ rund 15 bis 20 Millionen Euro des Porsche-Invests in die AG-Kassen fließen und Teile davon für den sportlichen Bereich verwendet werden, entspannt das die Situation ungemein.
„Es ist weniger Druck in den Transferaktivitäten da, wir können jetzt aus einer Position der Stärke agieren“, meinte Wehrle. Trotzdem sollte sich kein Fan dem Irrglauben hingeben, dass der VfB jetzt auf große Einkaufstour geht. Die anvisierten 40 Millionen Euro an Transfererlösen werden Fabian Wohlgemuth wohl nicht komplett erlassen werden. Denn: Das Geld für die Namensänderung des Stadions in "MHP-Arena" dürfte vermutlich größtenteils in den Stadion-Umbau fließen.
Viel schwerer als die tatsächliche Summe des Deals wiegt ohnehin die Signalwirkung, die das neue Weltmarktführer-Bündnis hervorruft. Mit Mercedes und Porsche bündeln sich zwei absolute Branchen-Könige hinter dem VfB – vor Jahren war das noch undenkbar. So könnten auch andere Firmen aus der Region auf den Zug aufspringen und beim VfB einsteigen. Da die Schwaben nach wie vor einen neuen Haupt- und Trikotsponsor suchen, kommt der große Deal vielleicht zum genau richtigen Zeitpunkt.