VfB Stuttgart

Kommentar zum Porsche-Einstieg: Wie der VfB die einmalige Chance nutzen kann

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VfB-Vorstandsboss Alexander Wehrle (li.) und Präsident Claus Vogt. © Simeon Kramer

Lange schien es undenkbar, jetzt machen Porsche und Mercedes beim VfB Stuttgart gemeinsame Sache: Der Sportwagenbauer aus Zuffenhausen wird als Investor und Sponsor einsteigen. Dazu übernimmt das Porsche-Tochterunternehmen MHP zur neuen Saison die Namensrechte am Stadion. Den VfB-Verantwortlichen um Vorstandsboss Alexander Wehrle und Präsident Claus Vogt ist damit ein historischer Coup gelungen, kommentiert unser Reporter Danny Galm. Jetzt müssen die Schwaben diese einmalige Chance auch nutzen. Und dafür muss eine zukunftsfähige Gesamtstrategie auf die Beine gestellt werden.

Dem VfB winken bis zu 100 Millionen Euro

Der Deal kann bis zu 100 Millionen Euro in die klammen Klub-Kassen spülen. Eine gewaltige Finanzspritze. Die Allianz der Weltkonzerne aus dem Schwabenland soll dabei auch nach außen strahlen und eine Sogwirkung auf weitere Unternehmen entfalten – eine Art schwäbischer Doppel-Wumms. „Wir kommen nicht etwa, um jemanden zu ersetzen. Vielmehr ist es unsere Absicht, die Kräfte zu bündeln – aus der Region und für die Region“, sagte Porsche Finanzchef Lutz Meschke.

Künftig wird also nicht mehr in der Mercedes-Benz-Arena, sondern in der MHP-Arena gekickt. Dass Mercedes-Benz auf die Namensrechte am Stadion verzichtet obwohl der Vertrag noch bis 2038 gelaufen wäre, darf getrost als Coup bezeichnet werden. Darüber hinaus bleibt Mercedes Mobilitäts- und Businesspartner beim Nachbarn im roten Clubhaus. 

Mit dem frischem Kapital auf dem Konto soll es jetzt auch auf dem Rasen wieder aufwärts gehen. Nachdem der Traditionsverein dem Abstieg in den letzten beiden Spielzeiten erst in letzter Sekunde (bzw. in der Relegation) entgangen ist, verbinden viele Fans mit dem Porsche-Einstieg die Hoffnung auf mehr sportliche Stabilität dank der neuen finanziellen Stärke.

Warum der VfB aus dem Daimler-Einstieg lernen muss

Dazu muss mit dem Geld allerdings sinnvoll gewirtschaftet werden. Schon 2017 haben die Stuttgarter ein millionenschweres Invest quasi komplett verbrannt: Auf die Ausgliederung der Profi-Sparte in eine AG und den Einstieg von Daimler als Ankerinvestor (damals 11,75 Prozent für 41,5 Millionen Euro) folgte der Abstieg. Das sollte eine Lehre für die Zukunft sein.

Andernfalls wird der 27. Juni 2023 nicht als Startpunkt für eine neue, positivere Entwicklung in die VfB-Annalen eingehen, sondern als Anfang vom Ende. Die Fehler der Vergangenheit dürfen sich nicht wiederholen.

Dass Fußball-Klubs gewaltige Summen in Rekordzeit pulverisieren können, hat unlängst die Hertha aus Berlin eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Mehr Geld ist nicht gleichbedeutend mit mehr Erfolg. Wenn diese Gleichung in der turbokapitalistischen Fußballbranche in der Regel auch aufgehen mag– siehe Manchester City oder RB Leipzig.

Der sportliche Erfolg fußt dabei aber nur zum - zugegeben maßgeblichen - Teil auf dem großen Geld. Der entscheidende Faktor ist und wird immer ein tragfähiges Sportkonzept und dessen stringente Umsetzung sein – eingebettet in eine stimmige und nachhaltige Gesamtstrategie und ohne Kompetenzgerangel samt vereinspolitischer Streitereien. Das braucht jetzt auch der VfB. Damit künftig nicht mehr bis in die Relegation um den Klassenverbleib in der Bundesliga gezittert werden muss.

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