Rückkehr zur rechten Zeit: So plant VfB-Coach Sebastian Hoeneß mit Deniz Undav
Stuttgart. Deniz Undav meldet sich zurück – und ausgerechnet jetzt. Ausgerechnet in dieser Woche, in der der VfB Stuttgart seinen Torjäger Ermedin Demirovic ersetzen muss. Ausgerechnet vor dem Spiel in Wolfsburg (Samstag, 15.30 Uhr/Sky), mitten hinein in ein Programm, das selbst gestandene Profis ins Schnaufen bringen dürfte. Sieben Spiele in nicht einmal vier Wochen. Wenn man so will: der perfekte Moment für ein Comeback. Wie aber plant Trainer Sebastian Hoeneß mit dem Stürmer?
Undav selbst klingt, als hätte er die sieben Wochen Zwangspause im Schnelldurchlauf abgelegt. „Ich fühle mich so gut wie vor der Verletzung“, sagt er dem Kicker. Sein Trainer Sebastian Hoeneß allerdings denkt in längeren Zeiträumen. „Ich muss natürlich schauen, dass er nicht nur durch dieses Spiel kommt, sondern dann auch für die nächsten Wochen zur Verfügung steht“, sagt er. Also: Ja, Undav ist zurück – aber wie viel er zurückgibt, das wird Hoeneß steuern.
Tiago Tomás wird gegen seinen Ex-Club in der Startelf stehen
Die Personallage gibt den Ton an. Neben Demirovic fehlen auch Ersatzkeeper Stefan Drljaca und Jamie Leweling. Bei Letzterem immerhin Entwarnung: keine „längerfristige Geschichte“, sagt Hoeneß. Adduktorenprobleme, vielleicht schon nächste Woche wieder dabei. Trotzdem: Die Offensive ist auf Kante genäht. Nach Nick Woltemades Rekordabgang nach Newcastle und dem gescheiterten Last-Minute-Transfer von Hyeon-gyu Oh lastet viel auf wenigen Schultern. Wenn gleich zwei dieser Schultern fehlen, wird es eng.
Hoeneß reagiert pragmatisch. Tiago Tomás wird gegen seinen Ex-Club in der Startelf stehen. Wo genau, lässt der Trainer offen – aber spielen wird er. „Seine Flexibilität tut uns enorm gut“, sagt Hoeneß. Und vielleicht hilft ja auch die Psychologie: Ein Stürmer gegen seinen früheren Verein, das hat im Fußball schon oft Geschichten geschrieben. Undav? Der könnte als Joker kommen. Oder als Hoffnungsträger. Oder beides.
Während vorne die Optionen knapp werden, steht im Mittelfeld einer, der eigentlich allen Grund zur Freude hätte – und doch ein bisschen im Wartesaal feststeckt: Atakan Karazor. Zum dritten Mal wurde er für die türkische Nationalmannschaft nominiert, zum dritten Mal blieb das Debüt aus. Mal nicht im Kader, mal 90 Minuten Bank, diesmal auch noch gesundheitlich gehandicapt.
Karazor muss weiter auf Türkei-Debüt warten: Das sagt VfB-Coach Hoeneß
Hoeneß drückte öffentlich sein Mitgefühl aus. „Natürlich mache ich keinen Hehl daraus: Ich hätte es Ata sehr gewünscht, dass er sich jetzt auch ganz offiziell Nationalspieler nennen kann“, sagte er. Dass es bislang nicht gereicht hat, liegt auch an der Konkurrenz: „Es ist die türkische Nationalmannschaft, sehr viele gute Spieler spielen für die Türkei“, so Hoeneß. „Trotzdem denke ich, dass er in der Lage wäre, seine Stärken einzubringen.“
Gleichzeitig zeigte der VfB-Trainer Verständnis für Nationalcoach Vincenzo Montella. Es sei eben wie überall: „Es gibt dort einen Trainer, der diese Entscheidung trifft“, sagte Hoeneß – und zog den Vergleich zu Bundestrainer Julian Nagelsmann. „Auch bei ihm werde ich mich dazu nicht äußern, das wäre nicht korrekt, weil er so viele Dinge einbeziehen muss, die ich gar nicht nachvollziehen kann.“
Der Trend jedenfalls spricht für den VfB: Drei Ligasiege nacheinander, eine „eher gute Tendenz“, wie Hoeneß nüchtern feststellt. Der Gegner dagegen: Wolfsburg gewann nur am ersten Spieltag in Heidenheim, seither zwei Unentschieden, drei Niederlagen. „Wir wollen versuchen, eine vermeintliche Unsicherheit und Instabilität auszunutzen – insbesondere dann, wenn das Spiel auch in unsere Richtung läuft“, sagt Hoeneß.
So könnten die Teams starten
VfL Wolfsburg: Grabara - Fischer, Jenz, Koulierakis, Maehle - Arnold - Svanberg, Vinicius Souza - Skov Olsen, Amoura - Pejcinovic
VfB Stuttgart: Nübel - Assignon, Jeltsch, Chabot, Mittelstädt - Chema, Stiller - Bouanani, El Khannouss, Führich - Tiago Tomas
Schiedsrichter: Florian Badtübner (Nürnberg)