VfB Stuttgart

Selbstbewusst an den Bosporus: Darum reist der VfB gefestigt zum Istanbul-Spiel

Fußball VfL Wolfsburg vs. VfB Stuttgart
Auf Tiago Tomás und den VfB wartet am Donnerstag in Istanbul die nächste echte Bewährungsprobe. © Pressefoto Baumann

Wolfsburg/Stuttgart. Ruhig, souverän, spielfreudig: So präsentierte sich der VfB Stuttgart beim 3:0 in Wolfsburg. Jetzt wartet der nächste richtige Härtetest in der Europa League: Bei Fenerbahce Istanbul will die Mannschaft von Trainer Sebastian Hoeneß am Donnerstagabend (18.45 Uhr/RTL) zeigen, dass sie nicht nur national, sondern auch international glänzen kann. Die Ausgangslage dafür scheint alles andere als schlecht. Die Schwaben reisen selbstbewusst an den Bosporus. Warum das so ist, lesen Sie hier in unserer Analyse.

Für Tiago Tomás war das Spiel in Wolfsburg nicht irgendeine Partie. In den Katakomben der Volkswagen-Arena begrüßte der Portugiese seine ehemaligen Mitspieler, umarmte sie – ein Moment voller Respekt und Erinnerung. „Hier war zwei Jahre lang mein Zuhause, daher habe ich nichts als Respekt für Wolfsburg. Ich habe dort viele Freundschaften fürs Leben geschlossen“, sagte Tomás. Auf Jubelgesten beim Treffer zum 1:0 verzichtete er bewusst, ähnlich wie im Februar, als er noch für den VfL in Stuttgart getroffen hatte. Erst im Sommer war der 23-Jährige nach zwei Jahren zurück zum VfB gekommen – ungetrübte Wiedersehensfreude mit den Ex-Teamkollegen dürfte aber wohl nur er empfunden haben.

Wolfsburg nur Durchgangsstation für den spielstarken VfB

Der VfB dominierte die Partie von Beginn an. 123 Kilometer liefen die Stuttgarter, 57 Prozent Ballbesitz, klarer spielerischer Vorteil – und doch mussten sie körperlich nie an die absolute Grenze gehen. Angelo Stiller dirigierte das Mittelfeld, war an allen drei Toren beteiligt. Tiago Tomás, Maximilian Mittelstädt und Stiller selbst sorgten für die Treffer. Nikolas Nartey, beim ersten Startelf-Einsatz seit über zwei Jahren, brachte frischen Schwung auf die linke Angriffsseite.

Und auch ohne Torjäger Ermedin Demirovic blieb die Offensive gefährlich. Bilal El Khannouss trieb das Spiel nach vorn, Mittelstädt verwandelte seine Enttäuschung über die Nicht-Nominierung für die Nationalmannschaft in ein Tor. Der VfB zeigte einen reifen, abgeklärten Auftritt – die vierte „Zu-Null“-Bilanz der Bundesliga-Saison ist ein weiterer Beleg für die defensive Stabilität. Wolfsburg hingegen wirkte erschreckend schwach; Trainer Paul Simonis konnte nur zuschauen, wie sein Team weitgehend chancenlos blieb.

Mit dem Sieg im Rücken geht es nun nach Istanbul. Am Donnerstagabend wartet Fenerbahce in der Europa League – das erste echte internationale Kräftemessen der Saison. Und auch Fenerbahce steht vor dem VfB-Duell in der Liga gut da: Das Team von Trainer Domenico Tedesco, einst B-Jugend-Coach am Wasen, gewann am Wochenende in der Süper Lig mit 2:1 gegen Karagümrük und liegt nun auf Rang drei der Tabelle, sechs Punkte hinter Spitzenreiter Galatasaray. „Das war eine gute Vorbereitung für Istanbul und da nehmen wir auch viel Selbstbewusstsein mit“, sagt Stuttgarts Sportvorstand Fabian Wohlgemuth. Hoeneß kann aus einem breit besetzten Kader schöpfen, muss aber weiter variabel planen. Verletzungen von Schlüsselspielern wie Demirovic oder Jamie Leweling zwingen ihn, taktische Anpassungen vorzunehmen, um sowohl Entwicklung als auch Ergebnisse unter einen Hut zu bringen.

Nikolas Nartey und Tiago Tomás als Vorboten der Reife

Nikolas Nartey, lange verletzt und von Pech verfolgt, bewies in Wolfsburg, dass er wieder auf hohem Niveau mithalten kann. „Man kann ihn überall einsetzen, nur im Tor habe ich ihn noch nicht gesehen“, lobt Hoeneß den Dänen, der auf der linken Angriffsseite überraschend wirkte, aber spielerisch und läuferisch überzeugte. Für die Europa League ist Nartey allerdings nicht spielberechtigt.

Tomás wiederum zeigt, dass er mit seinen 23 Jahren sowohl emotional als auch sportlich gefestigt ist. Die Begegnung mit den ehemaligen Wolfsburgern war für ihn ein Moment des Respekts, aber auch ein Schritt in der eigenen Entwicklung – ein Symbol dafür, dass der VfB in den kommenden Wochen auf Reife und Konsequenz setzen will.

Hoeneß betont: „Wir haben noch eine junge Mannschaft. Es geht darum, Entwicklungsschritte zu machen. Dafür brauchst du Ergebnisse – die haben wir jetzt geholt, aber wir müssen Schärfe und Wachsamkeit bewahren.“ Der Sieg in Wolfsburg liefert nicht nur Selbstvertrauen, sondern auch Erkenntnisse für die kommenden Aufgaben: Variabilität im Angriff, defensive Stabilität und die Fähigkeit, Ausfälle von Schlüsselspielern zu kompensieren.

Die bevorstehenden „Englischen Wochen“ in Bundesliga, Europa League und DFB-Pokal werden zur nächsten Bewährungsprobe für die junge Mannschaft. Mit dem Wolfsburg-Erfolg im Rücken und dem Wissen um die Breite des Kaders reist der VfB selbstbewusst an den Bosporus.

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