VfB Stuttgart

Suche nach neuem VfB-Sportvorstand: Wie Wohlgemuth beste Eigenwerbung betreibt

Fabian Wohlgemuth
Fabian Wohlgemuth. © Danny Galm

In den vergangenen Wochen haben sich gleich drei Leistungsträger aus der aktuellen Mannschaft des VfB Stuttgart langfristig an den Verein gebunden. Sportdirektor Fabian Wohlgemuth bastelt fleißig am Kader der Zukunft – und könnte für seine Arbeit womöglich mit einer Beförderung belohnt werden. Immerhin hat der Berliner durch sein bisheriges Wirken am Wasen beste Eigenwerbung betrieben.

Die kaum für möglich gehaltene sportliche Entwicklung des VfB Stuttgart

Als Fabian Wohlgemuth im Dezember 2022 seinen Dienst in Bad Cannstatt antrat, war die schwäbische Fußballwelt nicht nur vom Gefühl her eine komplett andere. Der VfB steckte einmal mehr knietief im Abstiegskampf. Und die Stimmung rund um den Klub war wie die Lage der Mannschaft: im Keller. Inzwischen hat der Traditionsverein von 1893 eine kaum für möglich gehaltene sportliche Entwicklung genommen: Vom Fast-Absteiger zum Europapokal-Aspiranten.

Der Höhenflug hat dabei sehr viel mit der Arbeit von Cheftrainer Sebastian Hoeneß und der daraus resultierenden Weiterentwicklung der Mannschaft zu tun. Dabei war Wohlgemuth im April 2023 die treibende Kraft, die auf einen erneuten Trainerwechsel drängte – und durch die Trennung vom glücklosen Bruno Labbadia den Weg für Hoeneß freimachte. Eine, wie sich zeigen sollte, wegweisende und vor allem richtige Entscheidung. Und nebenbei Wohlgemuths erste wirkliche Weichenstellung, nachdem er zuvor im Winter-Transferfenster (auch aufgrund der angespannten Finanzlage) lediglich kleinere kosmetische Korrekturen hatte vornehmen können.

Seine Handschrift beim Thema Kaderplanung kam dann im Sommer nach der Rettung in der Relegation erstmals zum Vorschein. Die klugen Transfers von Angelo Stiller, Deniz Undav und Alexander Nübel erwiesen sich schnell als absolut sinnige Verpflichtungen. Zumal im Wechsel-Sommer 2023 durch die Verkäufe von Konstantinos Mavropanos (20 Millionen Euro), Borna Sosa (8 Millionen Euro) und Wataru Endo (20 Millionen Euro) auch das gewünschte Transferplus erzielt wurde.

In der abgelaufenen Winter-Wechselperiode hat Wohlgemuth nun konsequent die Arbeiten am Kader der Zukunft vorangetrieben. Mahmoud Dahoud wurde ausgeliehen (mit Kaufoption), mit den Stammspielern Waldemar Anton (bis 2027), Enzo Millot und Chris Führich (bis 2028) wurden langfristige Verträge abgeschlossen. Es entsteht eine Mannschaft mit Perspektive, die aber auch im Hier und Jetzt schon liefern kann.

Auch der Aufsichtsrat soll inzwischen mit einer Wohlgemuth-Beförderung liebäugeln

Bald könnte sich derweil im Hinblick auf den bisherigen Arbeitsbereich des Sportdirektors etwas tun. Wie der Kicker berichtet, soll nämlich der für die Ernennung zuständige Aufsichtsrat mit einer Beförderung von Wohlgemuth auf den Posten des Sportvorstandes liebäugeln. Und eine bessere Eigenwerbung als durch seine bisherigen Arbeitsnachweise kann Wohlgemuth in dieser Sache eigentlich nicht betreiben. Wie das Team auf dem Rasen, so hat sich auch der 44-jährige Manager weiterentwickelt und gute Ergebnisse geliefert. Seine Chancen auf den Job dürften sich in den letzten Monaten jedenfalls nicht verschlechtert haben - eher im Gegenteil.

Auch weil zuletzt bei der Suche nach einer vierten Vorstandskraft neben CEO Alexander Wehrle, Finanzchef Thomas Ignatzi und Marketing-Boss Rouven Kasper nicht wirklich etwas vorangegangen war. Zahlreiche Namen (Horst Heldt, Joti Chatzialexiou, Fredi Bobic, Stefan Kuntz, Jochen Sauer) waren schon im Umlauf, wirklich überzeugen konnte dabei offensichtlich keiner der Kandidaten. Auch eine Beratungsagentur soll in die bislang erfolglose Suche involviert sein. Gefahndet wird dabei nach einem Superstrategen, der alle Sportbereiche im Blick hat und verbindet sowie nebenbei noch als Galionsfigur dient. 

„Wir haben bei der Besetzung des Postens keinen Zeitdruck, weil wir im Sportbereich aktuell sehr, sehr gut aufgestellt sind“, hatte der Präsident und Aufsichtsratsvorsitzende Claus Vogt unlängst erklärt. Dabei hat Fabian Wohlgemuth bereits seine Bereitschaft zur Übernahme des Postens erklärt, auch Alexander Wehrle, der den Posten seit Amtsantritt in einer Art Doppelrolle bekleidet, hat sich für eine Beförderung des Berliners starkgemacht. „Es gibt eine Reihe guter Kandidaten. Fabian macht als Sportdirektor einen hervorragenden Job. Weiter möchte ich mich zu konkreten Personen nicht äußern, was nichts mit Fabian und seiner Arbeit zu tun hat“, erklärte Vogt dazu vor kurzem gegenüber der Stuttgarter Zeitung.

Darüber hinaus hätte eine interne Lösung – Wohlgemuth wird Sportvorstand, Christian Gentner (aktuell Leiter der Lizenzspielerabteilung) steigt zum Sportdirektoren auf – den Vorteil, dass sich der VfB kein neues Hierarchie-Problem ins Haus holen würde. Laut der Stuttgarter Zeitung trifft sich das Kontrollgremium vor dem anstehenden Auswärtsspiel in Freiburg am Samstag (03.02.) zu einer Klausur. Dabei soll es um personelle Veränderungen (die Porsche-Manager Lutz Meschke und Albrecht Reimold sollen als Vertreter des neuen Investors zeitnah berufen werden), die Besetzung des Präsidialausschusses sowie die Doppel-Rolle von Vogt als Präsident und Aufsichtsratschef gehen.

Und es wäre wohl keine Überraschung, wenn in dieser Runde auch das Thema Sportvorstand noch einmal diskutiert wird. Wann und wie die Suche nach dem Superstrategen letztlich zu einem Ende kommt, ist aber nach wie vor offen. Zeitdruck in dieser Angelegenheit verspürt derzeit schließlich niemand. 

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