VfB Stuttgart

VfB-Horrorszenario rückt näher: Der Abstieg droht und Keeper Bredlow wackelt

Fußball VfB Stuttgart vs. Bayer 04  Leverkusen
Hat in den letzten drei Spielen zwei Elfmeter verursacht: VfB-Keeper Fabian Bredlow. Hier räumt er Leverkusens Edmond Tapsoba rüde aus dem Weg. © Pressefoto Baumann

Die Diskussionen rund um seine Torhüter wird der VfB Stuttgart in dieser Saison nicht los - genauer betrachtet schwelen sie seit dem Weggang von Aufstiegskeeper Gregor Kobel. Zunächst stand Florian Müller in der Kritik, dann folgte der Wechsel auf Fabian Bredlow und nach einer kurzen Phase der Stabilität wackelt jetzt auch die neue Nummer eins - zur absoluten Unzeit im Saisonendspurt. Das schwäbische Horrorszenario rückt näher. Im Worst Case könnte der Abstieg am nächsten Wochenende besiegelt sein.

Bredlow gab in den letzten drei Spielen keine gute Figur ab

Schon vor dem Heimspiel gegen Bayer Leverkusen hatte das Murren in Fankreisen begonnen. In Berlin hatte Bredlow beim zweiten Treffer kurz vor der Halbzeitpause eine unglückliche Figur abgegeben, davor im Pokal gegen Frankfurt einen Elfmeter verursacht. Trainer Sebastian Hoeneß ließ dennoch keine Zweifel an seiner Nummer eins aufkommen. Ebenso Sportdirektor Fabian Wohlgemuth. Es ergebe keinen Sinn, über einen Einzelnen zu sprechen, sagte er vor dem Duell mit der Werkself. „Fakt ist, dass wir jeden Einzelnen bis Saisonende brauchen, um unsere Ziele zu erreichen.“ 

Zur Wahrheit gehört jedoch auch: Ein erneuter Torwarttausch ist keine ernsthafte Alternative. Und am Sonntag (14.05.) folgte gegen die Werkself der nächste folgenschwere Wackler von Bredlow

„Eine Scheißsituation“ sei das gewesen, räumte Bredlow ein, nachdem er gegen Bayer-Verteidiger Edmond Tapsoba einen Strafstoß verursacht hatte, den Exequiel Palacios zum 1:1-Endstand verwandelte. „Am Ende war es sicher nicht die richtige Entscheidung, das weiß er selbst“, kommentierte Coach Hoeneß die unglückliche Aktion seines Torwarts. „Im nächsten Fall wird er wieder die richtige treffen“, schob er mit einer gehörigen Portion Zweckoptimismus noch hinterher. 

Individuelle Patzer könnten den VfB den Klassenerhalt kosten 

Die öffentliche Diskussion um den zuletzt wieder wackligeren Schlussmann, die die Schwaben trotz aller Rückendeckung für den 28-Jährigen einfach nicht loswerden, dürfte weitergehen. So wie das große Zittern in und um ganz Stuttgart. Dabei gehört es zur Gesamtbetrachtung dieser so dermaßen schief geratenen VfB-Saison, dass individuelle Patzer (nicht nur der Torhüter) den Klub schmerzhaft viele Punkte gekostet haben - womöglich letztlich auch die Spielberechtigung für ein weiteres Jahr Bundesliga. 

Dabei fallen die Fehler der Keeper naturgemäß besonders schwer ins Gewicht. Und dass die Schwaben mit dem Duo Müller/Bredlow allenfalls biederen Bundesliga-Durchschnitt im Kader haben, dürfte nach 32 Spieltagen ohne unumstrittene (und konstant stabile) Nummer eins klar sein. Dennoch stehen die Stuttgarter Schlussmänner allenfalls sinnbildlich für eine Mannschaft, die viel zu oft nicht in der Lage war, an ihr Leistungslimit und darüber hinaus zu gehen. Und da Führungsspieler wie Borna Sosa ausgerechnet im Endspurt ihrer Bestform hinterherhinken und Spektakelspieler wie Silas nur noch selten Spektakel veranstalten, spitzt sich die Situation weiter zu. 

Zumal beim Team seit dem Aus im DFB-Pokal ganz eindeutig ein Spannungsabfall zu spüren ist. Und selbst das sonst so lautstarke Publikum in der Mercedes-Benz-Arena wirkte am Sonntag phasenweise erstaunlich gleichgültig. 

Der immense Druck im Abstiegskampf steigt weiter

Bangen Blickes dürften sie beim VfB jedenfalls am kommenden Samstag (20.05.) die Spiele der Bundesliga verfolgen. Bei Erfolgserlebnissen der in der Tabelle direkt vor ihnen platzierten Teams der TSG 1899 Hoffenheim, des VfL Bochum und des FC Schalke 04 würde der ohnehin schon immense Druck auf die Schwaben im Abstiegskampf weiter steigen. Und sollten die Stuttgarter am Sonntag (15.30 Uhr/DAZN) beim FSV Mainz 05 dann selbst verlieren, wäre ihr dritter Absturz in die zweite Liga seit 2016 womöglich schon besiegelt

Das schwäbische Horrorszenario nimmt immer konkretere Formen an. Wenn auch die Chance auf den Klassenerhalt natürlich noch greifbar ist. Zwei Siege aus den Spielen gegen Mainz (21.05.) und Hoffenheim (27.05.) würden in der Endabrechnung 35 Punkte bedeuten. Ob das dann letztlich für die direkte Rettung reichen würde, bleibt abzuwarten. Zumal die Punkte erst einmal eingefahren werden müssen und die Stuttgarter Formkurve zuletzt nach unten zeigte. 

Immerhin: Im Mai 2022 reichten dem VfB 33 Punkte für die rettende Position 15.

„Es ist natürlich immer schwierig, wenn man es nicht selbst in der Hand hat“, sagte Abwehrchef Waldemar Anton zur Ausgangslage des VfB, die sich durch das 1:1 (0:0) gegen Bayer Leverkusen noch mal verschlechtert hat. Vor den verbleibenden beiden Spieltagen liegen die Stuttgarter auf dem vorletzten Tabellenplatz, ihr Rückstand auf den Relegationsrang 16 beträgt aktuell einen Zähler. Die Rechnerei geht jetzt also so richtig los.

Im Saisonfinale zum Siegen verdammt

Und der VfB bekommt zu spüren, dass von den drei Unentschieden in den bisherigen sechs Liga-Partien unter Trainer Sebastian Hoeneß zwei zu viel waren. Das spektakuläre 3:3 gegen Titelanwärter Borussia Dortmund wurde gefeiert wie ein Sieg, von den Punktverlusten beim FC Augsburg (1:1) und nun gegen Leverkusen dann aber wieder ein Stück weit entwertet. So sind die Schwaben im Saisonfinale zum Siegen verdammt.

„Wir sind mental und als Team stark genug, um das zu schaffen“, versicherte Fabian Bredlow. Man wolle „klar bleiben“ und „nicht hektisch“ werden, kündigte Coach Hoeneß an. Die Mannschaft stehe ja „gefühlt seit zwei Jahren unter Druck“, sagte Sportdirektor Fabian Wohlgemuth. In der vergangenen Saison hatte sie sich bekanntlich auch erst am letzten Spieltag gerettet. Die Situation ist also nicht neu. „Hoffentlich kann sie damit auch besser umgehen als die anderen Mannschaften im Keller“, meinte Wohlgemuth. Natürlich werde aber nun die „nervliche Anspannung zunehmen.“

Gegen Leverkusen hatte der bemerkenswert cool verwandelte Foulelfmeter von Serhou Guirassy aus der 57. Minute nicht zum erhofften Sieg gereicht. Zum einen, weil Keeper Bredlow mit einem überharten Einsatz gegen Bayer-Verteidiger Edmond Tapsoba einen Strafstoß verursacht hatte. Zum anderen, weil Josha Vagnoman unmittelbar danach die Riesenchance zur erneuten Führung vergeben hatte - Stichwort individuelle Fehler. Es waren zwei Schlüsselszenen.

Insgesamt habe es mehrere gegeben, in denen der VfB laut Abwehrspieler Anton hätte cleverer agieren können. Wie so oft in dieser Saison. Die nun böse enden könnte.