VfB Stuttgart

VfB in Europa League auf Kurs: Wie die Schwaben direkt ins Achtelfinale kommen

Fußball  VfB Stuttgart vs. Maccabi Tel Aviv
VfB-Trainer Sebastian Hoeneß bleibt klar: Der Pflichtsieg gegen Tel Aviv ist abgehakt – jetzt zählt nur noch der direkte Weg unter Europas beste Acht. © Hansjürgen Britsch

Stuttgart. Kurz vor 22 Uhr herrschte am Ausgang der MHP-Arena eine eigene, in sich geschlossene Stille. Der Mannschaftsbus von Maccabi Tel Aviv wurde gerade beladen, Koffer klackten in die Halterungen, ein Betreuer reichte noch schnell eine vergessene Jacke durch die Tür. Davor und dahinter standen schwarze SUVs, die Motoren liefen, drinnen saßen maskierte Spezialkräfte der Polizei. Ihre Aufgabe: das Team nach diesem Hochsicherheitsabend zurück ins Hotel bringen. Wo dieses Hotel liegt, wusste nur eine Handvoll Menschen. Wenn Tel Aviv am Freitagvormittag vom Flughafen in Echterdingen abhebt, endet auch für die Einsatzkräfte eine zweieinhalbtägige Ausnahmesituation. Und erst dann, so scheint es, kann man in Stuttgart wieder ausschließlich über Fußball sprechen.

Dass es diesen Fußball gab – und dass er am Ende erstaunlich normal daherkam –, gehört zu den vielen Widersprüchen dieses Europa-League-Abends. Der VfB Stuttgart löste seine Pflichtaufgabe gegen den israelischen Vertreter mit einem 4:1, das klarer war als manche Phase des Spiels. Es war der dritte internationale Sieg in Serie, einer, der den direkten Einzug ins Achtelfinale der Europa League plötzlich zum realistischen Ziel macht. Und einer, der im Schatten einer Sicherheitslage stand, wie sie Bad Cannstatt vermutlich noch nie erlebt hat.

Ein Spiel, das der VfB kontrollierte – und zwischendurch aus der Hand gab

Lorenz Assignon (24.) und Tiago Tomás (37.) legten früh die Grundlage, Maximilian Mittelstädt erhöhte per Handelfmeter kurz nach der Pause (50.). Dass Alexander Nübel beim Gegentor von Roy Revivo (52.) unglücklich aussah – schon wieder –, passte in eine kurze Phase der Nachlässigkeit, in der der VfB das Spiel offenließ, ohne es wirklich zu gefährden. Den Schlusspunkt setzte das kurz zuvor eingewechselte Geburtstagskind Josha Vagnoman (90.+4).

„Das 4:1 geht absolut in Ordnung“, sagte Trainer Sebastian Hoeneß hinterher. „Wir haben den Haken gemacht. Die Playoffs haben wir sicher – jetzt gehen wir voll auf die Top 8.“ Der VfB steht nun bei zwölf Punkten, hat die K.o.-Runde so gut wie erreicht und kann in Rom und gegen Bern dafür sorgen, dass sich die unangenehmen Playoffs im Februar erübrigen. Zwei zusätzliche englische Wochen wären verzichtbar in einer Saison, die ohnehin lang zu werden verspricht. Der Tabellenstand spricht eine klare Sprache: Die Stuttgarter dürfen selbstbewusst sein. Fußballerisch waren sie in allen sechs Spielen mindestens ebenbürtig, manche der Niederlagen – Basel (0:2), Istanbul (0:1) – hätten nicht sein müssen.

Sechs Änderungen im Vergleich zum 0:5 gegen Bayern München: ein Risiko, ein Statement, aber auch eine Notwendigkeit. Hoeneß suchte Frische – und fand sie dieses Mal auch wieder. Zumindest phasenweise. Die Mannschaft hatte zwischenzeitliche Hänger, ja, und Stürmer Deniz Undav sprach offen aus, was viele dachten: „Das ist eine Mentalitätsfrage. Wir müssen weitermachen und nicht locker werden.“ Aber die Rotation trug unter dem Strich und führte zum gewünschten Resultat.

Ein Fußballabend, eingerahmt vom Sicherheitsapparat

Dass all dies an einem Abend geschah, an dem ohnehin nichts normal war, macht die sportliche Souveränität fast bemerkenswerter. Schon zwei Stunden vor dem Anpfiff kontrollierte die Polizei mit Metalldetektoren, Taschen waren verboten, Laptops mussten in durchsichtige Plastikhüllen. Reporter standen in Schlangen, die Fans noch länger. Vor der Arena gab es geduldige Reihen. Manche ließen ihr Ticket verfallen – wegen der Sicherheitslage, der frühen Anstoßzeit, der Bahnsperrung im Remstal. Wer kam, musste sich durch Spaliere von Einsatzkräften bewegen. Berittene Polizei, schwer bewaffnete Beamte, ein Hubschrauber, der den ganzen Tag über Cannstatt vibrierte: Es war kein Abend, der sich leicht vergessen lässt. Die Polizei meldete am Ende einen „weitgehend störungsfreien“ Verlauf – abgesehen von Pyro in einem Biergarten und politisch aufgeladenen Schmierereien in der Innenstadt. Ein Riesenaufwand, gewiss. Aber einer, der – im besten Sinne – ins Leere lief.

Der Blick richtet sich nun auf den Jahresabschluss: Bremen, Hoffenheim, dann im neuen Jahr in der Europa League Rom und Bern. Der VfB kann planen, vorsichtig, aber mit Berechtigung. Der direkte Achtelfinaleinzug ist möglich – und alles, was dafür notwendig ist, liegt in der eigenen Hand. Zwölf Punkte stehen nun zu Buche, der FC Porto hält mit 13 Zählern momentan den letzten der begehrten Plätze unter den Top acht. Und während andere Teams straucheln oder bereits zu viel liegen gelassen haben, kann Stuttgart seine Lage mit zwei Auftritten im neuen Jahr selbst klären: zuerst bei der AS Rom, dann zu Hause gegen die Young Boys Bern.

Das ist die VfB-Rechnung fürs direkte Achtelfinale

Die Rechnung ist dabei überraschend simpel – und doch kein Selbstläufer. Vierzehn Punkte reichten in der vergangenen Europa-League-Saison für das direkte Weiterkommen. Diese Anzahl könnte aber in dieser Saison nicht reichen, da einige andere Team ebenfalls schon kräftig gepunktet haben. Um auf Nummer sicher zu gehen und um sich die Zwischenrunde zu sparen, braucht der VfB aus den verbleibenden zwei Spielen mindestens noch einen Sieg, wenn nicht gar vier Punkte. Denn die Playoffs im Februar, zwei zusätzliche Spiele mit potenziell langen Reisen und engem Terminkalender, würde man sich im Neckarstadion gern verkneifen. Ein realistisches Szenario: Der VfB schlägt sich wacker in der ewigen Stadt, holt im Stadio Olimpico einen Zähler und punktet dreifach daheim gegen Bern. Mit dann 16 Punkten dürften die Top acht klar sein.

Dass Stuttgarts Kader tief genug ist, zeigte sich gegen Tel Aviv, auch wenn die vollends überzeugenden Phasen und die kleinen Einbrüche dicht beieinanderlagen. Doch in der Europa League war der VfB in keiner Partie klar unterlegen. Im Gegenteil: Mit etwas weniger Leichtsinn stünde man schon längst bei mehr als zwölf Punkten. Nun hat man im Januar die Chance, das nachzuholen.

Die weiteren Termine des VfB in der Europa-League

  • 7. Spieltag: 22. Januar 2026: Auswärtsspiel in Rom
  • 8. Spieltag: 29. Januar 2026: Heimspiel gegen Bern

Wann findet die K.-o.-Phase der Europa League 2025/26 statt?

  • Play-offs der K.-o.-Phase: 19. und 26. Februar 2026
  • Achtelfinale: 12. und 19. März 2026
  • Viertelfinale: 9. und 16. April 2026
  • Halbfinale: 30. April und 7. Mai 2026
  • Finale: 20. Mai 2026 (Istanbul)

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