16,6 Millionen Euro Verlust in 2022: So steht es um die VfB-Finanzen
Die Folgen der Corona-Pandemie trüben noch immer die Bilanz des VfB Stuttgart. Für 2022 verkündete AG-Vorstandsboss Alexander Wehrle am Sonntag (10.09.) auf der Mitgliederversammlung des Vereins einen Verlust von 16,6 Millionen Euro. Erfreulichere Zahlen gibt es derweil mit Blick auf das Ergebnis des e.V. - wir liefern den Überblick und erklären, warum die finanzielle Situation für die Schwaben weiter herausfordernd bleibt.
So viel Umsatz hat die VfB-AG 2022 gemacht
Der VfB konnte seinen Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr (Stichtag 31. Dezember 2022) auf 154,8 Millionen Euro verbessern (Vorjahr: 148,8 Millionen Euro). Da aber auch die Aufwendungen von 150 Millionen Euro (2021) auf 171,4 Millionen Euro gestiegen sind, steht unter dem Strich ein negatives Konzernergebnis von minus 16,6 Millionen Euro. Die AG-Zahlen im Detail:
Zum Vergleich: Hier kommen Sie zu den Zahlen für das Jahr 2021
Der Konzernumsatz von 2022 ist in etwa mit der Summe aus dem Jahr 2018 vergleichbar. Vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie hatte der Klub noch einen Rekordumsatz von 172 Millionen Euro erwirtschaftet. Die Bilanz für 2022 liegt also weiter deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau. Das liegt gleich an mehreren Gründen.
Die Gründe für das dicke VfB-Minus
Da wären zum einen auch weiterhin die Auswirkungen der Corona-Pandemie. So knabbert der Klub immer noch am massiven Umsatzeinbruch (90 Millionen Euro). Das Geld ist unwiederbringlich weg. Hinzu kommt ein KfW-Kredit in Höhe von 25 Millionen Euro, der zurückbezahlt werden muss. In diesem Jahr wird die letzte Tranche in Höhe von 12,5 Millionen Euro zurückbezahlt.
Ein weiterer Faktor sind die hohen Kosten für den Stadion-Umbau (Details dazu finden Sie hier) und die sinkenden Einnahmen aus dem TV-Topf. Im für die Höhe dieser Summen maßgeblichen Ranking sind die Schwaben nach zwei Abstiegen in den vergangenen fünf Jahren abgerutscht, rangieren aktuell nur auf dem 14. Platz.
Wie viel Geld bleib bei einem Transfer netto übrig?
Positiv auf die Bilanz von 2022 wirken sich hingegen die Transfererlöse aus. Hier hat der VfB durch Spieler-Verkäufe 36 Millionen Euro Brutto-Einnahmen erwirtschaftet. Am Ende zählt jedoch netto – und da bleiben dem VfB immerhin noch etwa 25 Millionen Euro, da ein Teil der Ablösesummen abgeht. Für Weiterverkaufsbeteiligungen, Beraterhonorare, Ausbildungs-Entschädigungen, den Restbuchwert.
Konkretes Rechenbeispiel Beispiel: Sasa Kalajdzic ist im August 2022 für 18 Millionen Euro in die Premiere League zu den Wolverhampton Wanderers gewechselt. Nach Abzug aller Beteiligungen landeten in der VfB-Kasse letztlich 11,9 Millionen Euro.
Die gleiche Rechnung muss auch in diesem Jahr mit den Transfereinnahmen aus den Verkäufen von Wataru Endo (FC Liverpool/20 Millionen Euro), Konstantinos Mavropanos (West Ham United/20 Millionen Euro) und Borna Sosa (Ajax Amsterdam/10 Millionen Euro) aufgemacht werden. Die Faustregel von Branchenkennern: Ein Drittel einer Transfer-Summe geht nicht an den Verein, sondern fließt in andere Taschen.
Verlassen konnte (und kann) sich der VfB auf seine Fans. Und das hilft nicht nur im Abstiegskampf, sondern auch dem Stuttgarter Finanzvorstand Thomas Ignatzi. Im Schnitt kamen letztes Jahr 46.000 Zuschauer in die Arena – eine Auslastung von 99 Prozent. Mit diesen Einnahmen kann der Mann für die Zahlen eigentlich immer sicher planen und sie werden ziemlich sicher bald wieder steigen. Das Stadion wird schließlich seit Mai 2022 umgebaut, die Kapazität ist seither eingeschränkt. Ab Januar 2024 soll die MHP-Arena dann wieder über 60.000 Zuschauer fassen und dank der aufwendigen Modernisierungsmaßnahmen anschließend zu einem der modernsten Fußball-Tempel in Europa zählen.
Durch die Vermarktung der neugestaltenen VIP-Bereiche und des in Deutschland einmaligen „Tunnel-Clubs“ erhoffen sich die VfB-Verantwortlichen jährliche Mehreinnahmen von rund 10 Millionen Euro. Auch soll die MHP-Arena künftig verstärkt für Business-Events und Konzerte genutzt werden.
Wann wird der Porsche-Einstieg final umgesetzt?
Auch der Einstieg von Porsche als zweitem Ankerinvestor an der Seite von Mercedes soll die Finanzlage entspannen. Die finale Umsetzung des sogenannten „100-Millionen-Euro-Deals“ steht bevor. „Es wird im Herbst alles unterschrieben sein“, sagte Präsident Claus Vogt der dpa vor der MV. Mit Blick auf die Mehrheitsverhältnisse in der AG können anschließend noch vier Prozent an weitere Investoren veräußert werden.
Darüberhinaus will der Klub seine Sponsoren-Pyramide weiter diversifizieren und damit stabiler aufstellen. Über kurz oder lang soll auch im TV-Ranking wieder nach oben geklettert werden, zumal die anstehende Rechteausschreibung den deutschen Vereinen vermutlich weniger Geld als beim letzten Abschluss einbringen wird. Die finanzielle Situation für die Schwaben wird also weiter herausfordernd bleiben.
Mitglieder-Entwicklung sorgt für positives Ergebnis: Das sind die Zahlen für den e.V.
Auf ein Minus in Höhe von 308.000 Euro in 2021 folgt für 2022 ein positiver Jahresabschluss für den Verein. Erträgen in Höhe von 4,653 Millionen Euro stehen Aufwendungen in Höhe von 4,119 Millionen Euro gegenüber, was für ein Plus von 535.000 Euro sorgt. Die Zahlen für den e.V. im Detail:
Der VfB profitiert hier ganz maßgeblich von der positiven Mitglieder-Entwicklung der letzten Jahre. Mittlerweile umfasst die vielbeschworene VfB-Familie über 85.000 Mitglieder. Damit ist der Klub aus Bad Cannstatt auch weiterhin der größte Verein im Land.
Präsidiumsmitglied Christian Riethmüller führt die positive Entwicklung der e.V.-Zahlen vor allem auf den neuverhandelten Grundlagenvertrag zwischen Verein und AG, den geringeren Aufwand für die Mitgliederverwaltung und den Wegfall von Rechts- und Beratungskosten, die im Zuge des Daten-Skandals vom Verein zu stemmen waren, zurück.
Riethmüller blickt zudem optimistisch in die Zukunft. Für das Jahr 2024 rechnet er mit einem Plus von rund 733.000 Euro. Damit wäre dem ewigen Auf und Ab der e.V.-Finanzahlen zumindest ein vorläufiges Ende gesetzt.