VfB Stuttgart

Machtverhältnisse im VfB-Aufsichtsrat: Wird der e.V. geschwächt? Ultras in Sorge

Fußball VfB Stuttgart vs. 1. FSV Mainz 05
Spruchbänder in der Cannstatter Kurve während des VfB-Heimspiels gegen den 1. FSV Mainz 05. © Pressefoto Baumann

Die aktuellen Proteste der aktiven Fanszene gegen den Investoren-Deal der Deutschen-Fußball-Liga (DFL) sind nur Teil eines viel größeren Konflikts im Fußball. Es geht längst um Grundsätzliches. Kurve oder Kapital: Wer hat die Macht? Auch beim VfB Stuttgart sorgen sich die organisierten Anhänger um den wachsenden Einfluss externer Geldgeber, vor allem im Aufsichtsrat der AG. Die Ultras befürchten, dass der e.V. dort künftig weniger Einfluss hat - und nehmen daher die Vereinsvertreter in die Pflicht.

Der „Kampf um die Mitgliederrechte vor unserer Haustüre“ sei akut, heißt es in einer Mitteilung der Ultras vom Commando Cannstatt vom Dienstag (13.02.). Im konkreten Fall geht es am Wasen um den Einstieg von Porsche als weiterem Investor neben Mercedes und Jako. Anfang des Jahres wurde der Anteilserwerb des Sportwagenbauers auch offiziell vollzogen – nach einem mitunter zähen Ringen mit Kartellamt und DFL. „Bereits seit der Ankündigung des „Weltmarkenbündnisses“ schwirren Gerüchte rund um den VfB, dass im Zuge der durch den Porsche-Einstieg notwendigen Veränderungen im Aufsichtsrat auch dessen Vorsitz neu vergeben werden soll“, so die Ultras.

Verschieben sich die Machtverhältnisse im VfB-Aufsichtsrat?

Aktuell ist Präsident Claus Vogt Vorsitzender des Aufsichtsrats der VfB Stuttgart 1893 AG, das Kontrollgremium umfasst derzeit neun Sitze. Im Zuge des Anteilserwerbs kommen durch Porsche zwei weitere Sitze hinzu. Diese Ämter sollen Lutz Meschke, stellvertretender Vorstandsvorsitzer und Vorstand Finanzen und IT, und Produktionsvorstand Albrecht Reimold übernehmen. Bei den Fans wächst nun offensichtlich die Sorge, dass sich durch den Porsche-Einstieg auch die Machtverhältnisse im Aufsichtsrat verschieben.

Konkret soll es laut der Stuttgarter Zeitung bei einer Klausur des Gremiums vor zwei Wochen auch um eine dabei entscheidende Frage gegangen sein: Bleibt der e.V-Präsident auch in Zukunft Vorsitzender des AG-Aufsichtsrates? So wurde es den Mitgliedern schließlich vor der Ausgliederung 2017 zugesagt. Auch Vogts Vorgänger Wolfgang Dietrich war Vorsitzender des Aufsichtsrates. Oder könnte in Zukunft ein Vertreter eines Investors den Aufsichtsrat leiten?

„Um die Interessen der Mitglieder und des e.V. zu wahren, gehört zu unserem Selbstverständnis und ganz frei davon, wie der aktuell ins Amt gewählte Präsident heißt, dass der oberste gewählte Vertreter des e.V. auch den Vorsitz des Aufsichtsrats der AG besetzt“, stellten die Ultras nun noch einmal klar. Sie nehmen dafür nun die Vereinsvertreter im Gremium in die Pflicht: Allen voran Präsident Claus Vogt, Vize-Präsident Rainer Adrion, Präsidiumsmitglied Christian Riethmüller sowie Tanja Gönner, Alexander Kläger und Beate Beck-Deharde. Man werde „sehr genau darauf schauen, ob die Interessen der Mitglieder des Hauptanteilseigners e.V. in der AG vertreten werden oder nicht, ob der e.V. nur auf dem Papier die Mehrheit besitzt oder ob der Einfluss des e.V. in die AG weiter minimiert wird“.

Hintergrund des Ultra-Appells: Der Porsche-Einstieg beim VfB Stuttgart

In einem ersten Schritt hat Porsche 5,49 Prozent der Anteile an der VfB Stuttgart 1893 AG erworben. Die zweite Tranche in Höhe von 5,20 Prozent ist für Juni 2024 geplant. Offizielle Angaben zur Summe wurden nicht gemacht, Berichten zufolge soll der VfB durch den Anteilsverkauf insgesamt rund 40 Millionen Euro einnehmen. Nach Abschluss der zweiten Porsche-Transaktion im Sommer würde der VfB Stuttgart e.V. 78,2 Prozent der Anteile halten. Auf die Mercedes-Benz Group AG und die Porsche AG entfallen dann jeweils 10,4 und auf die Jako AG 1,0 Prozent der Anteile.

„Der VfB Stuttgart beabsichtigt, in den kommenden Jahren die satzungsgemäß verbleibenden 3,9 Prozent der Anteile durch eine weitere Kapitalerhöhung zu veräußern“, hieß es in einer VfB-Mitteilung von Ende Januar. Dieser Schritt würde zu einer entsprechenden Verwässerung der Anteile der bestehenden Investoren gemäß ihrer Beteiligung führen.

Wer aktuell im VfB-Aufsichtsrat sitzt

Aktuell sitzen im Aufsichtsrat des VfB Stuttgart neun Personen:

  • Claus Vogt (Präsident des VfB, Gründer und Geschäftsführer der Intesia Group GmbH)
  • Rainer Adrion (Vize-Präsident des VfB, Fußball-Lehrer und ehemaliger Trainer beim VfB)
  • Christian Riethmüller, (VfB-Präsidiumsmitglied, Vorsitzender der Geschäftsführung des Buchhandelsunternehmens Osiander)
  • Franz Reiner (Vorstandsvorsitzender der Mercedes-Benz Mobility AG)
  • Peter Schymon (Leiter des Vertriebscontrollings für Mercedes-Benz Cars)
  • Beate Beck-Deharde (Gchäftsführende Gesellschafterin der beck packautomaten GmbH & Co KG)
  • Tanja Gönner (Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Deutschen Industrie)
  • Alexander Kläger (Präsident der Region Mittel- und Osteuropa (MEE) der SAP Deutschland SE & Co. KG)
  • Tobias Röschl (Vorstand für Vertrieb und Marketing der Jako).

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