VfB Stuttgart

Nie wieder Ausstiegsklauseln? So reagiert der VfB Stuttgart auf den Anton-Abgang

Kopie von Anton VfB
VfB-Profi Waldemar Anton hat von einer Ausstiegsklausel profitiert. © Simeon Kramer

Waldemar Anton kehrt dem VfB Stuttgart den Rücken. Trotz wochenlangen Bekenntnissen zum VfB wechselt der Innenverteidiger nach der EM zu Borussia Dortmund. Möglich macht das eine Ausstiegsklausel im Vertrag des 27-Jährigen. Wollen die Schwaben solche Klauseln in Zukunft verhindern? Falls ja: Wie soll das gelingen? Und verpflichtet der VfB noch einen Anton-Ersatz? Wir klären auf.

Anton-Wechsel zum BVB: Ruf des Geldes schlägt Fußballromantik

„Heuchler“, „Dich braucht hier niemand!“ oder „Verräter“ waren noch die netten Worte, die sich Waldemar Anton auf Social Media nach Bekanntwerden seines Wechsels anhören musste. Der Kapitän, der nach der Vizemeisterschaft noch auf dem Zaun der Cannstatter Kurve gefeiert und sich mehrfach zum Verein bekannt hatte, verlässt den VfB in Richtung Dortmund. Die Art und Weise des Wechsels macht die weiß-rote Anhängerschaft wütend – so wütend, dass Anton auf seinem Instagram-Account die Kommentarfunktion deaktivieren musste.

Dabei nutze Waldemar Anton nur ein ihm vertraglich zugesichertes Schlupfloch aus. Für rund 22,5 Millionen Euro konnte der Abwehrchef die Schwaben fix verlassen. Und der BVB zog diese Ausstiegsklausel.

Ein gängiges Prozedere im Profi-Business, in dem Treue und Fußballromantik schon längst vom Ruf des Geldes abgelöst wurden. Nach Informationen unserer Redaktion kann Waldemar Anton erfolgsabhängig in der Spitze bis zu zehn Millionen Euro pro Jahr verdienen – das dreifache Gehalt im Vergleich zum Salär beim VfB. Welcher Profi hätte dieses Angebot nicht dankend angenommen?

Problem beim VfB Stuttgart: Viele Leistungsträger mit Ausstiegsklauseln

Das Problem aus Sicht des VfB Stuttgart sind die Ausstiegsklauseln. Gleich mehrere Profis sind mit einem solchen Schlupfloch im Vertrag ausgestattet. Hiroki Ito etwa nutze dieses Vertragsdetail aus, um sich dem FC Bayern anzuschließen. Bei Waldemar Anton wird die Klausel nach der EM aktiviert, Chris Führich und Serhou Guirassy könnten es dem Kapitän nachmachen. Viele Fans fragen sich daher – teilweise auch zu Recht: Wieso hat jeder unserer Leistungsträger eine Ausstiegsklausel?

Die Erklärung ist simpel: Die wirtschaftliche Situation des VfB Stuttgart hinkt dem aktuellen sportlichen Erfolg weit hinterher. Leistungsträger wie Anton, Führich oder Guirassy konnten nur gehalten werden, indem vertragliche Kompromisse eingegangen wurden. Beispiel Anton: Als mit dem Kapitän im Januar 2024 verlängert wurde, war der Marktwert des Abwehrchefs bereits deutlich gestiegen. Der VfB konnte aufgrund der finanziellen Lage die Gehaltsforderungen aber nicht mitgehen – und musste stattdessen eine Ausstiegsklausel hinnehmen. Das gleiche Szenario gilt im Übrigen für Chris Führich.

Das ist die bittere Konsequenz des sportlichen Erfolges am Neckar. Verträge mit Leistungsträgern mussten in einer Zeit verlängert werden, in dem die (vor allem finanzielle) Realität eine andere war. Dazu kommt erschwerend hinzu: Die sportliche Konkurrenz kann das Dreifach an Gehalt zahlen. Dass die Profis und ihre Berater vor diesem Hintergrund bei Vertragsverhandlungen die besseren Karten haben, dürfte einleuchten.

Klare Ansage beim VfB: Neuzugänge künftig ohne Schlupflöcher im Vertrag

Doch das Blatt wendet sich. Der VfB Stuttgart dürfte sich durch die CL-Mehreinnahmen in der Zukunft finanziell stabilisieren. Außerdem führt der sportliche Erfolg dazu, in Zukunft aus einer Position der Stärke in Verhandlungen zu gehen. Nach Informationen unserer Redaktion wollen die Verantwortlichen im roten Clubhaus künftig ganz auf Ausstiegsklauseln verzichten. Die Verträge der Neuzugänge Nick Woltemade, Jeff Chabot oder Justin Diehl sind wohl allesamt ohne Klauseln ausgehandelt worden.

Der VfB Stuttgart ist nicht mehr gewillt, derartige Schlupflöcher in Verträgen seiner Leistungsträger hinzunehmen. Die Spieler, die in Zukunft an den Neckar wechseln, sollen keine Ausstiegsklauseln mehr bekommen - so auch der Nachfolger von Waldemar Anton. Nach unseren Informationen befindet sich der VfB bereits im Austausch mit einem neuen Innenverteidiger. Da der Anton-Wechsel noch nicht fix ist, könnten sich der Deal aber noch hinziehen. Und wenn möglich, das ist klar: ohne Ausstiegsklausel.

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