Nur 2:2 in Kiel: So hat der VfB Stuttgart in Europa nichts verloren (Kommentar)
Kiel. Der VfB Stuttgart hat gegen Holstein Kiel nur 2:2 (1:1) gespielt. Ein enttäuschendes Ergebnis - obwohl die Schwaben in Unterzahl und Rückstand noch einen Punkt mitnehmen konnten. Enttäuschend deshalb, weil gegen Kiel dringend ein Sieg hätte her müssen. Zum einen, um die eigene Ergebniskrise endlich zu beenden. Und zum anderen, um den Anschluss an die internationalen Plätze nicht zu verlieren. Aber so, wie sich der VfB in Kiel präsentiert hat, wird es damit nichts. Eine kommentierende Einordnung unseres Redakteurs Simeon Kramer.
Wieder einen Sieg verpasst: VfB Stuttgart kassiert zu einfache Gegentore
Der Auftrag des VfB vor dem Kiel-Spiel war klar: schnell die Kurve kriegen. Zuletzt gab es aus sechs Liga-Spielen nur einen Sieg, die Schwaben stecken mitten in einer Ergebniskrise. Sportvorstand Fabian Wohlgemuth forderte daher vor der Partie: "Natürlich wollen wir den Anschluss ans vordere Drittel festigen. Dafür müssen wir in Kiel gewinnen.“ Doch das gelang nicht – trotz früher Führung durch Jamie Leweling, trotz eines in der Offensive limitierten Gegners.
Der VfB lud den Gegner - wie schon gegen München - zum Toreschießen ein. Nach einem langen Einwurf bekam Hendriks den Ball nicht geklärt, Skrzybski traf völlig frei stehend am zweiten Pfosten zum Ausgleich. Und direkt nach Wiederanpfiff standen sich abermals Hendriks und Karazor im Weg, erneut traf Skrzybski. Und zu allem Überfluss sah Leonidas Stergiou in der 53. Minute auch noch eine Rote Karte, die völlig unnötig war. Wieder kein Sieg, wieder keine drei Punkte – und wieder müssen die Verantwortlichen vor laufenden Kameras erklären, warum der VfB gerade so schwächelt.
VfB entwickelt ein Muster: Führungstreffer, aber das zweite Tor fehlt
"Es war unser Anspruch und unser Auftrag, heute dreifach zu punkten", sagte Fabian Wohlgemuth nach dem Spiel. "Wir haben in der ersten Halbzeit zu wenig investiert und sind zu wenig auf das 2:0 gegangen." Da muss man sich als Fan schon fragen: Wie kann eine Mannschaft, die eine richtungweisende Partie spielt, in der ersten Halbzeit und dazu noch nach dem Führungstreffer zu wenig investieren?
Wie schon in Hoffenheim schaffte es die Hoeneß-Elf nämlich nicht, den (deutlich schwächeren) Gegner endgültig in die Knie zu zwingen. Auch gegen Bayern und Wolfsburg ging der VfB in Führung, am Ende gab es null Punkte. Immerhin schob der Sportvorstand verteidigend hinterher: "In der zweiten Halbzeit haben wir dafür in Unterzahl versucht, noch mehr als einen Punkt mitzunehmen."
Mit VfB-Leistungen wie in Kiel braucht niemand von CL oder EL träumen
Das 2:2 in Kiel kann daher unterschiedlich bewertet werden: Entweder, der VfB hat nach Unterzahl und Rückstand noch einen Punkt mitgenommen – eine berechtigte Sichtweise. Oder aber der VfB hat es erneut nicht geschafft, nach einer Führung - dazu gegen einen Aufsteiger - dreifach zu punkten. Da bringen auch die Aussagen von Fabian Wohlgemuth oder Angelo Stiller, dass es in Kiel das "erwartet schwere Spiel" war, nichts. Denn nach den zwei verbesserten Auftritten in Hoffenheim und gegen Bayern war die Partie im hohen Norden wieder ein Rückschritt.
Der VfB tritt durch das Unentschieden auf der Stelle und kommt einfach nicht voran. Aus der "Ergebnis"-Krise wird langsam aber sicher eine "normale" Krise. Mit solchen Leistungen brauchen Fans gar nicht vom internationalen Geschäft träumen. Doch noch ist es nicht zu spät: Es sind noch neun Spieltage zu spielen – und zum Glück für den VfB Stuttgart schwächelt auch die Konkurrenz aus Dortmund, Wolfsburg oder Gladbach.




