Verliert Claus Vogt den Vorsitz im VfB-Aufsichtsrat? Präsident droht die Abwahl
Um den Vorsitz im Aufsichtsrat des VfB Stuttgart ist ein Machtkampf entflammt. Aktuell hat Claus Vogt, Präsident des eingetragenen Vereins (e.V.), den Posten inne. In einer außerordentlichen Sitzung des Gremiums am Dienstagnachmittag (12.03.) könnte es nun aber eng werden für Vogt. Der neue Investor Porsche drängt auf eine Neuordnung an der Spitze des Beratungs- und Kontrollgremiums.
Auf der Tagesordnung der Sitzung soll die Abwahl von Claus Vogt als Chef des Aufsichtsrats stehen. Das berichten mehrere Medien übereinstimmend. Vogt würde im Fall einer Abwahl weiterhin Mitglied des Aufsichtsrats bleiben, dem Gremium dann jedoch nicht mehr vorsitzen.
Die Hintergründe des Konflikts sind teilweise öffentlich bekannt. So soll vor dem Einstieg von Porsche im Sommer 2023 ein Papier aufgesetzt und von den Aufsichtsräten unterschrieben worden sein, welches eine Neubesetzung an der Aufsichtsrates-Spitze in Aussicht stellt. Laut dem Kicker hat Vogt in diese Absichtserklärung allerdings einen entscheidenden Passus eingearbeitet: Demnach müsse zuerst die Mitgliederversammlung über dieses Vorhaben befragt werden.
Der Sportwagenbauer aus Zuffenhausen, der über die beiden Vorstände Lutz Meschke und Albrecht Reimold im Stuttgarter AR vertreten ist, strebt dabei selbst nicht nach dem Chefsessel. Der neue starke Mann (oder vielleicht ja die neue starke Frau) im AG-Aufsichtsrat soll nach den Vorstellungen von Porsche "idealerweise aus dem Kreis der vom e. V. gestellten Aufsichtsratsmitglieder stammen".
VfB-Präsident Claus Vogt will sich aktuell nicht öffentlich äußern
Die offizielle Kommunikation des Klubs in dieser Causa beschränkte sich zuletzt auf ein knappes Statement, wonach sich Vogt und das Präsidium dazu aktuell nicht äußern wollen. Brisant wird die Thematik rund um den AR-Chefposten vor dem Hintergrund einer mündlichen Zusage, die den Mitgliedern im Zuge der Ausgliederung 2017 gleich mehrfach gegeben wurde. Der Einfluss des e.V. auf die ausgegliederte Profi-Sparte solle auch dadurch immer gewahrt sein, dass das gewählte Präsidentenamt immer auch den AR-Vorsitz beinhaltet. Auf die Einhaltung der Doppelfunktion pochen jetzt die aktiven Fans.
Nun könnte dieses Versprechen gebrochen werden. Die Mehrheiten im mittlerweile elfköpfigen Gremium sind unklar. Neben Vogt sitzen auch die Präsidiumsmitglieder Christian Riethmüller und Rainer Adrion im Aufsichtsrat. Dazu kommen Franz Reiner und Peter Schymon (stellv. AR-Vorsitzender) für den Anker-Investor Mercedes, Meschke und Reimold für Porsche, Tobias Röschel von Jako sowie Beate Beck-Deharde, Alexander Kläger und Tanja Gönner. Rein formal wird der e.V. im Gremium also von sieben Personen vertreten, die Investoren-Seite von vier. Hintergrund: Röschl vom aktuell kleinsten Anteilseigner Jako sitzt rein formal für den Verein im Aufsichtsrat.
Könnte Tanja Gönner die Interimslösung an der Spitze werden?
Um den Konflikt zu befrieden, soll nun laut der Stuttgarter Zeitung Tanja Gönner, die Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Deutschen Industrie und seit September 2022 im VfB-Aufsichtsrat, den Auftrag übernommen, den Prozess einer möglichen Absetzung Vogts zu moderieren. Dazu habe die ehemalige CDU-Politikerin laut StZ in den vergangenen Tagen viele Gespräche mit unterschiedlichen Gremienmitgliedern geführt. Und womöglich läuft eine Interimslösung sogar auf die Ex-Umweltministerin hinaus. Noch im Laufe des Dienstages könnte eine Entscheidung fallen.