VfB Stuttgart

VfB-Interimspräsident Dietmar Allgaier: Kandidiert er für eine volle Amtszeit?

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Dietmar Allgaier ist derzeit Interimspräsident beim VfB Stuttgart. © Daniela Hermer

Dietmar Allgaier steht seit der Abwahl von Präsident Claus Vogt interimistisch an der Spitze des VfB Stuttgart. Der Landrat aus dem Landkreis Ludwigsburg wurde vom Vereinsbeirat für die Zeit bis zur nächsten Mitgliederversammlung berufen und hatte umgehend betont, dass er nur als Übergangslösung zur Verfügung steht. Inzwischen ist jedoch klar ersichtlich, dass der 58 Jahre alte Kommunalpolitiker Gefallen an dem Amt gefunden hat. Kandidiert er womöglich doch für eine volle Amtszeit? 

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Zuletzt hatte der CDU-Mann Mitte Oktober bei einem „Dunkelroten Tisch“ im Business-Center der MHP-Arena noch einmal betont: Für ein zeitintensives Ehrenamt auf dem Chefsessel im roten Clubhaus bleiben neben seinem Hauptberuf als oberster Kommunalbeamter für den über 550.000 Einwohner zählenden Kreis Ludwigsburg keine Kapazitäten. Kurzzeitig bekomme man das organisiert, „aber über die Dauer von fünf Jahren kann ich beiden Aufgaben nicht gerecht werden“. Er habe hier auf seinen Kopf gehört. Der Bauch hätte schon Lust gehabt. „Es ist eine wunderbare Aufgabe“, sagte Allgaier vor rund 250 Vereinsmitgliedern.

Buchwald und Wehrle werben um VfB-Interimspräsident Allgaier

Die sind in der Mehrzahl überaus zufrieden mit seinem bisherigen Wirken am Wasen. Der Laden läuft geräuschlos, selbst der Vorsitz im Aufsichtsrat, dessen Verlust und der damit einhergehende Konflikt letztlich zum Sturz von Claus Vogt geführt hatte, ist mittlerweile wieder in Händen des e.V.-Präsidenten. Weshalb sich in den vergangenen Wochen auch Ehrenspielführer Guido Buchwald zum prominenten Allgaier-Fürsprecher aufgeschwungen hat. Der Bild-Zeitung sagte der Weltmeister von 1990: „Dietmar Allgaier ist der ideale Präsident für den VfB. Ich schätze ihn sehr und würde mir wünschen, dass er weitermacht.“ Auch AG-Boss Alexander Wehrle nutzte den Boulevard, um zu verkünden: „Mich persönlich würde es freuen und ich hätte nichts dagegen, wenn Dietmar Allgaier noch lange Präsident des VfB Stuttgart bleibt.“

Ob diese Lobreden via Bild-Zeitung reichen, um Allgaier zum Umdenken zu bewegen? „Natürlich macht das Feedback, das mich inzwischen vermehrt erreicht, etwas mit mir“, sagte Allgaier jüngst in einem großen Interview mit eben jener Bild-Zeitung. Er fahre „immer mit Freude zum VfB, weil mir die inhaltliche Arbeit im Team sehr viel Spaß macht. Das geht auch an mir nicht spurlos vorüber“. Am Ende sei es jedoch „eine Abwägung zwischen dem Kopf, der rational denkt, und dem Bauch, der dir sagt: ‚Eigentlich fühlst du dich hier mittlerweile sehr wohl‘.“ Er mache sich „aktuell Gedanken darüber“, unter den derzeitigen Voraussetzungen wäre die Doppelbelastung aus VfB und Verantwortung in der Kommunalpolitik aber „nicht möglich“.

VfB-Präsident und Landrat in Ludwigsburg: Geht das parallel?

Fassen wir also zusammen: Der Posten beim Bundesligisten gefällt dem Kommunalpolitiker. Auf der Ehrentribüne im Estadio Santiago Bernabeu an der Seite von Real-Präsident Florentino Perez sitzen ist vielleicht doch etwas reizvoller als eine Sitzung des Verwaltungsrats der Kreissparkasse Ludwigsburg.

Klar ist allerdings auch: Beide Ämter parallel ausüben geht eigentlich nicht. Als Landrat hat Allgaier keine 40-Stunden-Woche, sitzt in diversen wichtigen Gremien wie beispielsweise dem Aufsichtsrat der Regionalen Kliniken Holding RKH GmbH. Und dort hat der zweifache Familienvater alle Hände voll zu tun. Weiter verantwortet er als Landrat einen öffentlichen Haushalt (für 2025 plant die Ludwigsburger Kreisverwaltung laut einem StZ-Artikel mit einem deftigen Minus von 45,6 Millionen Euro) und steht über 2000 Beschäftigten vor. Dafür wird der Politiker in die Besoldungsgruppe B7 / B 8 eingestuft. Er verdient dort also brutto monatlich rund 11.800 Euro. Beim VfB gibt es derzeit noch eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 50.000 Euro – pro Jahr. Auf die verzichtet Allgaier jedoch freiwillig.

Der Bild sagte er auf die Frage, ob er beim VfB weitermachen wolle: „Als Landrat habe ich eine sehr verantwortungsvolle Funktion, die ich hauptamtlich ausfülle. Am Ende muss und will ich beiden Seiten gerecht werden. Das wäre unter den jetzigen Voraussetzungen schwierig, weil beide Ämter sehr zeitintensiv sind.“

Dass Allgaier sein politisches Mandat, er wurde 2020 für acht Jahre gewählt, für die Stelle als VfB-Präsident sausen lassen würden, halten Beobachter der Ludwigsburger Kommunalpolitik für hochgradig unwahrscheinlich. Aber was ist rund um den VfB schon wahrscheinlich? Allgaier selbst sagte zuletzt: „Nein, das ist für mich keine Option. Ich werde weiter mit vollem Einsatz als Landrat arbeiten. Auch, weil ich noch für drei Jahre gewählt bin.“

Dietmar Allgaier lässt sich alle Optionen offen - hat aber eigentlich keine Wahl

Allgaier kennt den VfB und die weiß-rote Gefühlswelt bestens. Der gebürtige Stuttgarter ist Fan, saß im Mitgliederausschuss, war Mitglied der Satzungskommission und lud während seiner Zeit als Erster Bürgermeister von Kornwestheim den damaligen VfB-Präsidenten Wolfgang Dietrich auf die Gesprächsreihe „Rotes Sofa“ ein, wo der ehemalige S-21-Projektsprecher für die umstrittene Ausgliederung werben durfte. Eine entscheidende Rolle in Allgaiers Überlegungen dürften auch potentielle Konkurrenten ums Präsidentenamt spielen. Bis zum 23. Dezember können interessierte Mitglieder noch ihre Bewerbungsunterlagen beim Wahlausschuss einreichen. Öffentlich aus der Deckung gewagt hat sich bislang noch niemand.

Und auch Allgaier lässt sich derzeit – ganz Politiker-Like - noch alle Optionen offen. Hat aber eigentlich keine Wahl. Auch wenn sein Anfangs deutliches Nein zum VfB-Präsidentenamt zuletzt deutlich undeutlicher klang. Doch das große Aber: Die Doppelrolle Landrat/VfB-Präsident lässt sich nicht stemmen. Dazu hat er ausgeschlossen, sein Mandat in Ludwigsburg niederzulegen. Schließlich trägt er dort politische Verantwortung.

Ergo steht Allgaier für den Posten im roten Clubhaus nicht dauerhaft zur Verfügung - wenn er rational auf seinen Kopf hört. Und nicht auf sein weiß-rotes Fan-Herz. 

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