Wie der VfB Stuttgart vom Deal mit dem Vermarkter Sportfive profitieren will
Ab der Saison 2023/24 wird der VfB Stuttgart im Bereich Marketing vom Sportrechtevermarkter Sportfive unterstützt. Von dem Deal wollen beide Seiten profitieren. Im Zentrum steht ein neues Vermarktungsmodell, welches die Umsätze steigern und die Planungssicherheit erhöhen soll. Welche Summen erhofft sich der Klub?
Vermarktungsrechte bleiben beim VfB
Am Standort in Stuttgart wird die Marketing-Abteilung des VfB künftig von einem eigens dafür aufgestellten zwölfköpfigen VfB-Team von Sportfive bei der Akquise sowie bei der Entwicklung neuer Vermarktungsprodukte unterstützt. Der Vertrag läuft vorerst für fünf Jahre bis einschließlich der Saison 2027/28.
VfB-Marketingvorstand Rouven Kasper, der selbst zehn Jahre lang in verschiedenen Führungspositionen für die globale Sportbusinessagentur tätig war, legt dabei Wert darauf, dass sämtliche Vermarktungsrechte in der Hand der Stuttgarter bleiben und der VfB auch weiterhin direkter Vertragspartner für bestehende wie potenzielle Sponsoren ist. Offiziell verkündet wurde die Zusammenarbeit Ende Januar.
Aber was macht der neue Partner dann eigentlich? „Wir liefern zusätzliche Sales-Power für den VfB“, sagte Sportfive-Geschäftsführer Hendrik Schiphorst in einer Mitteilung: „Während der Verein die übergeordnete Verantwortung behält und sich vollkommen auf die kommerzielle Vermarktungsstrategie sowie die Betreuung seiner Bestandskunden und das Partnermanagement konzentrieren kann.“ An den künftigen Erlösen partizipiert Sportfive finanziell.
CEO Alexander Wehrle hat ehrgeizige Ziele
In den letzten Jahren waren die Sponsoringerlöse des VfB rückläufig. Langjährige Partner stiegen aus (zum Beispiel Würth), andere Verträge wurden reduziert (zum Beispiel Kärcher). Im Raum steht zudem weiter der Ausstieg der Mercedes-Benz-Bank als Hauptsponsor. Darüber hinaus erwirtschafteten die Schwaben zuletzt im Vergleich mit anderen Bundesligisten eher unterdurchschnittlich viel Geld im Sponsoring.
Eine Trendwende ist aber offensichtlich in Sicht. Nach Informationen des Branchenportals SPOBIS sind die Sponsoringerlöse des VfB im vergangenen Jahr wieder um einen zweistelligen Prozentsatz gestiegen. Und Vorstandschef Alexander Wehrle hat in Sachen Vermarktung ehrgeizige Ziele: „Sowohl im klassischen Sponsoring, bei neuen digitalen Produkten und Content-Formaten sowie beim Stadion als Plattform für Veranstaltungen müssen wir die Potenziale des VfB stärker ausschöpfen, um unser wirtschaftliches Fundament zu stärken.“
Diese Erlössteigerung erhoffen sich der VfB und Sportfive
Eine zentrale Rolle in den Planungen spielt dabei der Stadion-Umbau im Zuge der Heim-EM 2024. Für rund 130 Millionen Euro (lesen Sie hier, wie sich die Kosten zusammensetzen) wird die Stuttgarter Arena aktuell modernisiert. Es entstehen unter anderem 900 neue Plätze für Business-Kunden und ein sogenannter „Tunnelclub“, ein VIP-Bereich mit Blick auf den Spielertunnel. Allein durch dessen Vermarktung erhofft man sich im roten Clubhaus zusätzliche Einnahmen von jährlich mehreren Millionen Euro.
Beim Vertrieb soll Sportfive helfen. Wie SPOBIS berichtet, sollen sich beide Parteien ehrgeizige Ziele in den Vertrag geschrieben haben, von deren Erreichung alle profitieren würden: „Innerhalb der ersten drei Jahre – der bis einschließlich der Saison 2027/28 laufenden Vereinbarung – soll eine Erlössteigerung von 50 Prozent anvisiert worden sein. Bis 2028 soll sogar die Umsatzmarke von 50 Millionen Euro in der Vermarktung ins Visier genommen werden.“ Laut dem Konzernabschluss von 2021 lagen die Sponsoring-Erträge der VfB-AG zuletzt bei 24 Millionen Euro.
Rouven Kasper spricht von einem neuen, stärkeren Motor, den die VfB-Marketingmaschinerie eingesetzt bekommt, „der uns in der Vermarktung deutlich schneller beschleunigen und nach vorne bringen wird“. Für eine größere Planungssicherheit soll der VfB wohl auch in Form von Minimumgarantien (eine Vorauszahlung des Vertriebs auf zu erwartende Verwertungserlöse) seitens Sportfive bei den Sponsoringeinnahmen profitieren.
Eine Soforteinnahme kann der VfB ebenfalls verbuchen: Nach SPOBIS-Informationen soll der VfB eine sogenannte „Signing Fee“, also eine Prämie für die Unterschrift unter die Vereinbarung, in Höhe von rund fünf Millionen Euro erhalten.