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Neues Event auf dem Cannstatter Wasen: Pink Sunday kommt zum Volksfest Stuttgart

Cannstatter Wasen Fürstenberg
Symbolfoto. © ZVW/Danny Galm

Mit dem Pink Sunday kommt eine neue Veranstaltung auf den Cannstatter Wasen. Im Fürstenbergzelt soll auf dem Stuttgarter Volksfest am Sonntag (24.09.) gemeinsam gefeiert werden - egal welches Geschlecht oder Sexualität die Gäste haben. Was an dem Event besonders ist und welche Kritik es bereits im Vorfeld gibt, lesen Sie hier.

Der Pink Sunday: Vielfalt auf dem Cannstatter Wasen

Der Pink Sunday möchte gemeinsam mit dem Fürstenbergzelt das Volksfest "bunter und vielfältiger machen", so Konstantin Wulle von Fame Entertainment. Die Veranstalter des Pink Sundays sind in der Party-Szene bereits bekannt. In Süddeutschland organisieren sie bereits seit 2010 Events und Partys. Mit dem Pink Sunday folgt nun eine queere Party auf dem Wasen. Die Bezeichnung queer dient hierbei als Sammelbegriff für "lesbisch, bisexuell, schwul, trans*, inter* und mehr", so regenbogenportal.de.

Laut Konstantin Wulle kamen die neuen Münchner Wirte des Fürstenbergzelts auf die Veranstalter von Fame Entertainment zu, um ein queeres Event zu veranstalten. Gemeinsam möchten sie "nicht unterscheiden, sondern zusammen eine gute Zeit haben," so Wulle. Zusammen wurde dann das Konzept für den Pink Sunday entwickelt.

Das Programm des Pink Sunday wird von Podcastern moderiert werden. Außerdem sind Robin Solf (bekannt aus der Datingshow Prince Charming), die Drag Queens Miss Ivanka T., Vava Vilde und Lana Delicious zu Gast. Musikalisch sorgen The Mercuries für Stimmung. Das Event beginnt um 13 Uhr. Wie auch bei anderen Wasen-Veranstaltungen können im Vorfeld Plätze reserviert werden, es wird aber auch eine Abendkasse geben.

Warum braucht es ein queeres Event beim Volksfest Stuttgart?

"Der Wasen ist kein wirklicher safe space [sicherer Ort, Anmerkung der Redaktion], auf dem man oft Gewalt erlebt," betont Konstantin Wulle. Mit dem Pink Sunday möchten die Veranstalter deshalb diesen sicheren Ort kreieren. Auf sexuelle Übergriffe wurde so auch das Sicherheitspersonal des Fürstenbergzelts besonders vorbereitet.

Im Vorfeld musste das Fürstenbergzelt viele negative Kommentare einstecken. Als Reaktion auf die neue Veranstaltung kamen sogar teilweise Hass-Kommentare, so Wulle. Die Gewalt polarisiert. "Die Gesellschaft ist oft doch nicht so weit wie man es sich vorstellt," merkt Konstantin Wulle an.

Kritische Stimmen gegen das Pink Sunday-Event auf dem Cannstatter Wasen

Diesen Hass gegen queere Personen kennt auch Detlef Raasch von Pride Stuttgart. "Was wollen die Schwuchteln denn jetzt auf dem Wasen," hieß es früher laut Raasch. Doch das war bevor mit Gaydelight vor fast 25 Jahren die erste Veranstaltung auf dem Wasen für nicht-heterosexuelle Personen stattgefunden hat. Raasch bezeichnet Gaydelight als "den Ursprung von allem was heute auf dem Wasen möglich ist." Ihm sei außerdem aufgefallen, dass sich auch Frauen besonders wohl auf diesen Veranstaltungen fühlen - weil sie dort nicht belästigt werden.

Auch wenn Detlef Raasch froh sei, dass es mittlerweile mehr queere Veranstaltungen - auch abseits des Wasen - gibt, ist er vom Pink Sunday enttäuscht. Im Vorfeld hätte keine Absprache mit Pride Stuttgart oder anderen Organisationen stattgefunden. Außerdem sieht er hinter Pink Sunday eine Vermarktung des queeren Publikums. Er fragt sich, was die queere Community vom Pink Sunday (Fürstenberger) oder auch von Wasen Gay goes Wild (Klauss & Klauss) zurückbekommt.

Gaydelight hätte Pride Stuttgart in der Vergangenheit immer unterstützt - auch finanziell. Ebenso war und ist sie im Zelt mit einem Infostand vertreten und kann so wichtige Aufklärungsarbeit leisten und Hilfe anbieten. Beim Pink Sunday Event sieht er hingegen eine Vermarktung der Community. Hier wolle nur Geld verdient werden.

Fame Entertainment sieht in seinem Publikum einen Unterschied zum gewöhnlichen Wasen-Besucher der queeren Events. Gäste der bisherigen Fame Events kämen aus der Schweiz, Österreich oder Köln nach Stuttgart. Gerade im internationalen, oft touristischen Publikums des Cannstatter Wasen sieht Fame Event eine Chance: HIer könne man ein Zeichen setzen und aufzeigen, wie weit Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern bereits sei. 

Ist der Cannstatter Wasen ein sicherer Ort für queere Personen?

Egal ob bei Gaydelight (am 05.10.), dem Pink Sunday (am 24.09.) oder Wasen Gay goes Wild (am 03.10.): Der Wasen sei eigentich kein sicherer Ort für queere Personen. "Der Wasen ist wirklich ein heikles Thema. Gerade wenn man queer ist, ist es nochmal schlimmer," beschreibt Konstantin Wulle seine persönlichen Erfahrungen auf dem Volksfest. Aktuell seien sichere Orte deshalb besonders wichtig.

Wasenboje auf dem Cannstatter Volksfest 2023: Sicherer Ort für Frauen und Mädchen

Die Wasenboje schafft dieses Jahr erstmals einen solchen Ort - allerdings nur für Frauen und Mädchen. Hier können sich diese zurückziehen und Hilfe suchen, zum Beispiel wenn ihnen sexuelle Belästigung widerfahren ist.

Für Detlef Raasch von Pride Stuttgart wäre es möglich, dass die Wasenboje in Zukunft ausgeweitet wird. Hier müssen allerdings verschiedene Organisationen mithelfen. Als Ehrenamt sei so etwas kaum zu stemmen. Vielleicht ein Anstoß für weitere Veränderungen auf dem Cannstatter Wasen. 

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