Aufschwung oder Mittelmaß: Wohin geht es für den VfB? Eine erste Zwischenbilanz
Stuttgart. Begeisternde Auftritte wechseln mit ernüchternden Ergebnissen: Nach dem Höhenflug im Vorjahr wirkt der VfB Stuttgart in dieser Saison eher wankelmütig. Mit bisher 13 Punkten hat er in der Fußball-Bundesliga acht weniger geholt als zum gleichen Zeitpunkt der vergangenen Spielzeit. Eine erste Zwischenbilanz nach zehn Spieltagen.
Die Stärken und Schwächen des VfB Stuttgart
Das Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt (2:3) war fast ein Abbild der bisherigen Saison. Der Tabellenelfte erspielte sich etliche Torchancen, nutzte aber viele nicht - und kassierte zu einfach drei Gegentore. Defizite in der Defensive und zu wenig Torgefahr sind ein Mix, der eine höhere Tabellenposition derzeit verhindert. Dabei zeigt der VfB nach wie vor begeisternde Auftritt wie beim 5:1 gegen Borussia Dortmund oder dem 1:0 in der Champions League bei Juventus Turin . Dabei blitzt auch immer wieder die unter Trainer Sebastian Hoeneß entwickelte spielerische Stärke auf. Zudem gibt es eine funktionierende Achse: von Torwart Alexander Nübel und dem neuen Abwehrchef Jeff Chabot über die Doppelsechs Atakan Karazor und Angelo Stiller bis hin zu den offensiven Enzo Millot und Deniz Undav.
Der personelle Umbruch beim VfB Stuttgart
Es war von vornherein klar, dass sich Abgänge wie die von Abwehrchef Waldemar Anton, Verteidiger Hiroko Ito und Mittelstürmer Serhou Guirassy nicht so leicht kompensieren lassen . Der aus Köln gekommene Chabot kann der Abwehrzentrale zumindest Halt geben, doch einen zweiten Top-Innenverteidiger gibt es derzeit aus verschiedenen Gründen nicht. In der Offensive stimmt bei Neuzugang Ermedin Demirovic mit bisher fünf Treffern zwar die Torquote, der Angreifer ist aber noch nicht so gut eingebunden wie früher Guirassy - vielleicht auch, weil er ein anderer Spielertyp ist. Auch bei Stürmer El Bilal Touré gibt es trotz zwischenzeitlich starker Auftritte noch viel Steigerungspotenzial.
{element}VfB-Trainer Sebastian Hoeneß im Fokus
Sebastian Hoeneß genießt am Neckar weiterhin höchste Wertschätzung. Schließlich hat er den Club von einem Abstiegskandidaten zu einem Champions-League-Teilnehmer gemacht. «Er ist sehr innovativ, sehr kreativ und er fördert vor allem die spielerischen Lösungen», sagte Ex-Bundestrainer Joachim Löw im SWR über den 42-Jährigen . «Diese Mannschaft ist fußballerisch viel, viel besser geworden und hat viel an Kreativität und offensiver Strategie dazugewonnen. Die Spieler können sich viel besser entwickeln.» Doch auch Hoeneß muss nun darauf hoffen, dass sich Spieler wie Demirovic, Touré oder in der Abwehr Ameen Al-Dakhil (nach langer Verletzung) schnell weiterentwickeln. Denn zaubern kann auch er nicht.
Wie steckt der VfB die Mehrfachbelastung weg?
Etwas Neues ist in dieser Saison die Rotation. Aufgrund der Dreifachbelastung plus der Einsätze vieler Profis für ihre Nationalmannschaften wechselt Coach Hoeneß in der Startelf immer wieder durch und holt Stammspieler früher vom Platz oder wechselt sie erst in der zweiten Halbzeit ein. Das kann Qualität auf dem Platz kosten, denn gerade Spieler wie Millot oder Undav sind kaum gleichwertig zu ersetzen.
{element}Die Elfmeterkrise beim VfB Stuttgart
Der noch beim Stand von 0:0 verschossene Elfmeter von Demirovic gegen Frankfurt war bereits der vierte in Serie, der nicht direkt verwandelt wurde. Gerade gegen dieses starke Team hätte der Strafstoß dem Spiel früh eine andere Richtung geben können. Ein sicherer Schütze fehlt. Wie sich das ändern soll? «Wir müssen einfach daran arbeiten. Es hilft nichts zu jammern. Es geht nur über Training», meinte Hoeneß.
Das Programm: Was auf den VfB im Jahresendspurt noch wartet
In den nächsten Wochen könnte sich entscheiden, ob der VfB wieder in die Spitzengruppe der Liga vorrückt oder im grauen Tabellenmittelfeld hängen bleibt. Denn bis Weihnachten treffen die Stuttgarter in fünf Partien auf Mannschaften, gegen die Punkte wohl wahrscheinlicher sind als gegen Frankfurt - angefangen am Samstag ( 15.30 Uhr/Sky ) zu Hause mit dem VfL Bochum über Werder Bremen, Union Berlin, den 1. FC Heidenheim und Aufsteiger FC St. Pauli.
«Ganz klar ist auch, dass wir durch dieses Spiel heute gegen Bochum in der Pflicht sind», sagte Hoeneß nach der Niederlage gegen die Eintracht . Gleiches gilt auch für die Champions League: Dort soll in den Spielen bei Roter Stern Belgrad sowie gegen Young Boys Bern und Slovan Bratislava der Einzug in die K.-o.-Runde bis Mitte Januar gesichert werden.