Makellose Hoeneß-Bilanz: Der VfB-Trainer, den der BVB noch nicht schlagen konnte
Stuttgart/Dortmund. Wenn der VfB Stuttgart am Samstagnachmittag (15.30 Uhr/Sky) im Dortmunder Signal-Iduna-Park antritt, reist er nicht nur zu einem der schwersten Auswärtsspiele der Liga, sondern auch mit einer bemerkenswerten Geschichte im Gepäck. Sebastian Hoeneß hat gegen Borussia Dortmund in seiner Amtszeit als VfB-Coach noch kein Pflichtspiel verloren – und diese makellose Bilanz wirkt umso erstaunlicher, weil der kommende Gegner derzeit zu den stabilsten Teams der Liga zählt.
Zu Hause ungeschlagen, defensiv kaum zu knacken und unter Niko Kovac deutlich gefestigt: Der BVB hat einen Rhythmus gefunden, der ihm Rückhalt und Selbstvertrauen gibt. Es ist das 111. Bundesliga-Duell beider Klubs – und die Ausgangslage verspricht erneut ein Spiel, das das Prädikat „mitreißend“ verdient.
Die Historie: Ausgeglichen – aber zuletzt mit klarer Tendenz
Zwar liegen beide Klubs im historischen Vergleich nahezu gleichauf, doch der jüngste Rückblick kippt die Bilanz zugunsten der Stuttgarter. Fünf Pflichtspielsiege in Serie, dazu das 3:3 im ersten Duell unter Hoeneß – der VfB hat Dortmund zuletzt mehrfach überrascht, teils sogar dominierend. Das jüngste Aufeinandertreffen im Februar dieses Jahres endete ebenfalls mit einem 2:1-Auswärtssieg, beim Bundesliga-Debüt von BVB-Trainer Kovac.
Der letzte Dortmunder Erfolg über den VfB liegt bereits zwei Jahre zurück. Und weil die Dortmunder Duelle traditionell torreich sind – 3,39 Treffer pro Partie im Ligavergleich –, ist erneut ein offener und intensiver Nachmittag zu erwarten.
Starke Formkurven: Der VfB konstant, der BVB stabilisiert
Die aktuelle Form beider Mannschaften unterstreicht die Brisanz des Duells. Der VfB gewann vier seiner vergangenen fünf Bundesliga-Spiele und punktet seit Wochen konstant. Die Niederlage gegen Leipzig wirkt wie eine Ausnahme in einer ansonsten verlässlichen Phase. Dortmund hatte in den vergangenen Wochen zwar Höhen und Tiefen, stabilisierte sich jedoch gegen Ende der englischen Wochen. Zwei Zu-Null-Siege (Augsburg und Köln) und ordentliche Auftritte gegen Leipzig, Bayern und den HSV zeigen eine Mannschaft, die taktisch enger zusammengerückt ist.
Besonders im eigenen Stadion hat der BVB eine beeindruckende Serie hingelegt: acht Bundesliga-Heimspiele ohne Niederlage, sieben davon gewonnen. Nur der FC Bayern ist zuhause derzeit ähnlich konstant. Hinzu kommt die starke Defensivleistung – sieben Gegentore in der laufenden Saison. Der VfB liegt mit zwölf Gegentreffern und vier Zu-Null-Partien ebenfalls im Spitzenfeld. Am Samstag treffen damit zwei der robustesten Abwehrreihen der Liga aufeinander. Die zentrale Frage lautet daher: Knackt Hoeneß’ Team die schwarz-gelbe Nuss erneut – oder bleibt Dortmunds Bollwerk bestehen?
VfB vs. BVB: Ein Duell voller Wiedersehen
Neben den sportlichen Faktoren steckt diese Begegnung voller Geschichten und persönlicher Verflechtungen. Gregor Kobel, Alexander Meyer, Serhou Guirassy und Waldemar Anton tragen inzwischen das BVB-Trikot, haben aber mitunter bewegende Kapitel beim VfB geschrieben. Auf der anderen Seite trafen Dan-Axel Zagadou, Pascal Stenzel, Atakan Karazor, Chris Führich und Stefan Drljaca ebenfalls einst für den BVB auf – teils im Nachwuchs, teils im Profibereich. Es ist ein Duell, in dem viele Spieler ihren früheren Klub treffen und die Verbindungen zwischen beiden Vereinen enger sind, als es auf den ersten Blick erscheint.
Hoeneß vs. Kovac: Ein Trainerduell mit Vorgeschichte
Auch an der Seitenlinie steckt Spannung: Drei Duelle, drei Stuttgarter Siege – Hoeneß hat Kovac bislang stets geschlagen, zweimal mit dem VfB gegen Wolfsburg und einmal in Dortmund. Kovac, der nun erstmals seit Wochen wieder ein Heimspiel bestreitet, betont, wie sehr er das eigene Publikum als Faktor sieht. Hoeneß wiederum hebt die Qualität und Intensität hervor, die Dortmund in dieser Saison auszeichnet, und spricht von einer Aufgabe, die zu den anspruchsvollsten der Liga gehört.
Die beiden Fußballlehrer begegneten sich dabei erstmals vor 20 Jahren bei Hertha BSC – Kovac als Profi bei Hertha BSC Berlin, Hoeneß in der zweiten Mannschaft. Später kreuzten sich ihre Wege erneut beim FC Bayern, diesmal als Trainer auf unterschiedlichen Ebenen. Am Samstag treffen sie nun auf Augenhöhe in der Bundesliga aufeinander. Und Kovac lobte Hoeneß und die Entwicklung der Schwaben unter seiner Anleitung vorab ausdrücklich: „Er ist das Aushängeschild der deutschen Fußballlehrer. Das so hinzubekommen, ist einzigartig.“
7.700 VfB-Anhänger begleiten ihre Mannschaft in den ausverkauften Gästeblock – ein weiterer Hinweis darauf, welche Bedeutung dieser Klassiker besitzt. Dortmund bleibt zuhause eine Macht, Stuttgart reist mit einer beeindruckenden Hoeneß-Serie an. Am Samstagnachmittag wird sich zeigen, welche dieser beiden Statistiken Bestand hat – und ob das 111. Kapitel dieses Duells erneut eines der lebhaften wird.




