VfB Stuttgart

Stuttgart in der Königsklasse: So kann der VfB im Konzert der Großen bestehen

Fußball VfB Stuttgart vs. Atalanta Bergamo
Stuttgart auf der größten Bühne im Klubfußball: Trotz der Niederlage gegen Bergamo zieht der VfB ein positives Zwischenfazit in der Champions League. Ab sofort gilt's aber. © Pressefoto Baumann

Trotz der 0:2-Niederlage gegen Atalanta Bergamo zieht der VfB Stuttgart ein positives Zwischenfazit zur bisherigen Saison in der Champions League. Ab sofort gilt's aber, will man im Konzert der Großen nicht nur mitspielen, sondern auch bestehen. Wie das gelingen kann, zeigen wir in unserer ausführlichen Analyse zum Spiel.  

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Gian Piero Gasperini ist ein ganz großer Meister seines Fachs. Seit 2016 sitzt der mittlerweile 66 Jahre alte Italiener auf dem Trainerstuhl bei Atalanta Bergamo. Und von dort aus hat er über die Jahre eine beeindruckende Maschinerie geformt. Seine Mannschaft spielt wie kaum ein anderes Team in Europa. Mit einer spektakulären Manndeckung fast über den gesamten Platz und einer funkensprühenden Offensive um absolute Ausnahmekönner wie Ademola Lookman.

VfB gegen Bergamo und Leverkusen ohne Schuss aufs Tor

Zu spüren bekommen hat diese Wucht aus der Lombardei am Mittwochabend (06.11.) auch der VfB. Die Schwaben zeigten im Champions-League-Heimspiel gegen den amtierenden Europa-League-Champion zwar eine ordentliche Partie, letztlich war Atalanta jedoch mindestens eine Nummer zu große für den Königsklassen-Neuling aus Bad Cannstatt.

Der Abend wurde für die Stuttgarter vielmehr zu einer Lehrstunde in Sachen taktischer Disziplin. Über die gesamte Spieldauer war Bergamo hellwach, die Defensive um den überragenden Isak Hien ließ kaum etwas zu. Alarmierend: Der VfB blieb nun zweimal in Folge ohne Schuss aufs gegnerische Tor. Das gab es in der Vizemeister-Spielzeit kein einziges Mal. Einschränkung: Es waren Duelle gegen europäische Spitzenmannschaften. Der schwäbische Offensivplan sollte eventuell dennoch überprüft werden. In der vergangen Saison gab es nur vier Spiele mit einem xG-Wert unter 1. In dieser Saison sind es bereits drei. 

Hoeneß über Bergamo: „Werden eine sehr gute Rolle in der Champions League spielen“

„Wir wussten“, analysierte Atalanta-Trainer Gasperini nach dem Spiel auf der Pressekonferenz, „dass wir gegen Stuttgart auch auf physischer Seite eine sehr gute Leistung brauchen werden, um zu punkten. Ich bin sehr zufrieden, wie meine Mannschaft die Aufgabe gelöst hat.“ Man habe „am Ende ein wenig leiden müssen“, aber insgesamt „mit Charakter“ gespielt. Auch VfB-Chefcoach Hoeneß zollte dem Gegner Respekt. Und prophezeite Bergamo eine lange Europapokalreise: „Sie werden eine sehr gute Rolle in der Champions League spielen. Sie spielen auf einem sehr hohen Niveau, haben noch kein Gegentor zugelassen. Die Mannschaft ist sehr gut unterwegs.“

Hoeneß war indes trotz der offensichtlichen Porbleme im Angriffsspiel weit weg davon, seiner Mannschaft irgendeinen Vorwurf zu machen. Einen klaren Auftrag gab er ihr für die kommenden Champions-League-Partien aber schon mit. Jetzt kämen „die Spiele, in denen wir auch den Anspruch haben können, Punkte mitzunehmen“, sagte der VfB-Trainer. Nach der Hälfte der Ligaphase und der 0:2-Niederlage gegen Bergamo liegt der Vorjahres-Vizemeister in der Königsklasse auf Rang 27. Mindestens drei Plätze muss er also noch gutmachen, soll die Europa-Reise in der K.o.-Phase weitergehen. Es wird folglich ein heißer Herbst für die Schwaben.

Die kommenden VfB-Gegner in der Königsklasse sind allesamt noch ohne Punkt

Allein bis Weihnachten stehen für den VfB noch neun Pflichtspiele an. In der Bundesliga geht es am Sonntag (17.30 Uhr/DAZN) gegen Eintracht Frankfurt weiter. In der Champions League nun und auch im Januar noch darum, aus den bisherigen Erfahrungen die richtigen Schlüsse zu ziehen und die vermeintlichen Pflichtaufgaben zu lösen. Roter Stern Belgrad, Young Boys Bern und Slovan Bratislava heißen die nächsten internationalen Gegner, die in der Königsklasse allesamt noch keinen Punkt geholt haben und derzeit die letzten drei Plätze belegen.

Sich Woche für Woche auf neue Spiele und Ziele zu fokussieren, sei für die Mannschaft weiter ein „Lernprozess“, und sowohl Körper als auch Kopf an die hohe Belastung zu gewöhnen, eine „Herausforderung“, meinte VfB-Sportvorstand Fabian Wohlgemuth. Noch herrscht bei den Schwaben aber große Zuversicht, dass ihnen das gelingt. Trotz der kleinen und größeren Wehwehchen, die bei dem einen oder anderen Profi inzwischen auftreten.

Muskelverletzungen: Die Belastung macht sich beim VfB Stuttgart bemerkbar

Deniz Undav ist der dritte Stuttgarter Nationalspieler innerhalb von vier Wochen, der mit muskulären Problemen zu kämpfen hat. Erst traf es den inzwischen wieder fitten Chris Führich, dann den nach wie vor verletzten Jamie Leweling. Gegen Bergamo musste in der zweiten Halbzeit dann auch Undav ausgewechselt werden. Er hat sich eine Zerrung an der linken Oberschenkelrückseite zugezogen. Für die bevorstehenden Länderspiele der deutschen Nationalelf gegen Bosnien-Herzegowina und in Ungarn wurde der Stürmer von Bundestrainer Julian Nagelsmann dennoch nominiert. Sein Einsatz gegen Frankfurt ist laut Vereinsangaben fraglich, „aber nicht ausgeschlossen“.

Solche Dinge würden dazugehören, sagte VfB-Coach Hoeneß zur Verletzungsproblematik - gerade bei einer solchen Vielzahl an Spielen. Bis vor wenigen Wochen seien die Stuttgarter ja auch ganz gut durchgekommen, meinte er. Und überhaupt: Er habe die „Erwartung und den Anspruch an den Kader“, gewisse Ausfälle kompensieren zu können, erklärte der 42-Jährige.

Starke VfB-Auftritte in Madrid und Turin

Die bisherigen Leistungen seiner Mannschaft in der Champions League seien „absolut positiv“ gewesen, meinte Hoeneß. Mitunter habe man schließlich ja auch gegen die „Crème de la Crème in Europa“ gespielt. Bei Real Madrid hatte sein Team trotz der 1:3-Niederlage einen guten Eindruck hinterlassen, bei Juventus Turin nach einer überragenden Vorstellung noch ein spätes 1:0 erzwungen. Einzig das maue 1:1 gegen Sparta Prag passte nicht zu den internationalen Darbietungen der Schwaben. Die vier Punkte, die es bislang sind, hätte Hoeneß laut eigener Aussage nach der Auslosung aber unterschrieben.

Auch gegen Bergamo kamen die Stuttgarter zu der Erkenntnis: Sie können nach ihrer langen Abstinenz im Konzert der Großen mitspielen. Der Europa-League-Sieger war letztlich zu abgezockt und vor dem Tor eiskalt. Die Lombarden sind allerdings auch „eine der aktuell formstärksten Mannschaften Europas“, wie Verteidiger Maximilian Mittelstädt festhielt. Von den Fans waren die Spieler nach der Partie gefeiert worden. Beim VfB wissen sie: Die Spiele, in denen es wirklich zählt, kommen erst noch. Im heißen Herbst.

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