Vom Mitläufer zur VfB-Stammkraft: Wie aus Chris Führich ein Spielentscheider wurde
Lange war Chris Führich beim VfB Stuttgart nicht mehr als ein Mitläufer. Doch inzwischen ist der Flügelspieler zur effektiven Stammkraft gereift. «Für uns ist es immer wichtig, Spielentscheider zu haben», lobt Trainer Sebastian Hoeneß, der mit Blick auf Führichs positive Entwicklung eine entscheidende Rolle einnimmt.
Gott sei Dank! Das steckt hinter Chris Führichs Torjubel
Immer wenn Chris Führich ein Tor schießt, bekreuzigt er sich und hebt einen oder beide Zeigefinger sowie den Kopf in Richtung Himmel. Der VfB-Flügelspieler ist gläubig und bedankt sich damit bei Gott. Dafür, dass es ihm und seiner Familie gut geht. Der Glaube erinnere ihn «täglich daran, was für ein Leben ich habe», sagte er neulich nach dem 5:0 gegen den SC Freiburg, zu dem er einen Doppelpack beitrug. Und zweimal seinen Torjubel zeigen durfte.
Es könnte sein, dass sie die Fans des mit sechs Punkten aus drei Spielen erfolgreich gestarteten Beinahe-Absteigers der Vorsaison künftig häufiger sehen. Denn Führich ist in Stuttgart nach zwei eher durchwachsenen Jahren in Schwung gekommen - und vor dem Spiel beim noch sieglosen FSV Mainz 05 am Samstag (15.30 Uhr/Sky) zur Stammkraft gereift. Neben den beiden Toren gelangen ihm beim 5:0 zum Auftakt gegen den VfL Bochum auch zwei Vorlagen.
Was VfB-Coach Hoeneß an seinem Flügelspieler schätzt
Führich wirke derzeit sehr selbstbewusst und sei für die Gegenspieler wegen seiner Beweglichkeit nur schwer auszurechnen, sagte VfB-Trainer Sebastian Hoeneß am Donnerstag (14.09.). «Im frontalen Eins gegen Eins ist er unheimlich schwer zu verteidigen.»
Der frühere VfB-Sportdirektor Sven Mislintat holte Führich im Sommer 2021 vom Zweitligisten SC Paderborn an den Neckar. Doch sein Einstand verlief unglücklich: Wegen eines Schlüsselbeinbruchs fiel der 25 Jahre alte Offensivspieler einige Wochen aus. Dann gelangen ihm in der ersten Spielzeit nur drei Tore und zwei Vorlagen, in der Saison 2022/23, als der VfB erneut bis zum Ende im Abstiegskampf steckte, waren es fünf Treffer und zwei Vorlagen.
Warum ein gesundes Maß an Egoismus dazugehört
Das fußballerische Talent von Führich war aber schon damals zu sehen: schnelle Dribblings auf engstem Raum, Spielübersicht und Ballsicherheit. Nur torgefährlich und effektiv war das häufig nicht, weil er oft die falsche Entscheidung traf. Inzwischen klappt es besser. Deutlich besser sogar.
Führich führt das auf die vielen Videoanalysen mit dem Trainerteam und das häufige Torschusstraining zurück. «Das ist enorm wichtig als Offensivspieler, das machen wir regelmäßig.» Aber es gibt auch eine psychologische Komponente: Er hat die Sicherheit, bei seinen manchmal gewagten Dribblings auch mal scheitern zu dürfen. So sagt Hoeneß, er habe ihn ermutigt, «Dinge zu probieren. Und dann gehen mal zwei Bälle in den Oberrang und dann soll er sich auch den dritten nehmen und nicht verzagen».
Dazu gehöre auch ein gesundes Maß an Egoismus. Führich solle zielstrebig sein und nicht die Verantwortung an andere weitergeben.
Dieses Vertrauen von Trainer und Mitspielern sei wichtig, wenn er vor dem gegnerischen Tor ins Risiko gehe, erklärt Führich. «Dass die Mannschaft dahintersteht, wenn man sich die Situationen nimmt, die Abschlüsse nimmt. Sonst können keine Tore passieren.»
«Für uns ist es immer wichtig, Spielentscheider zu haben»
Zwar fehlt Führich bei langen Sprints das allerhöchste Tempo, das ist derzeit aber fast seine einzige kleine Schwäche. Sollte sein Hoch anhalten, wäre der VfB auch nicht mehr so sehr abhängig von der Treffsicherheit seines Mittelstürmers Serhou Guirassy. «Für uns ist es immer wichtig, Spielentscheider zu haben», meinte Hoeneß. Neben Guirassy und Führich zählt der Trainer auch Silas Katompa Mvumpa und Enzo Millot dazu.
Nach der 1:5-Klatsche bei RB Leipzig am zweiten Spieltag wollen die Stuttgarter in Mainz nun den ersten Sieg in der Fremde feiern. Am vorletzten Spieltag der vergangenen Saison gewann der VfB beim FSV übrigens mit 4:1. Führich wurde damals nach gut einer Stunde eingewechselt, bereitete zwei Tore vor und erzielte eins selbst. Diese Statistik könnte für Samstag ein gutes Omen sein. Das ist dann allerdings mehr Aberglaube als Glaube.
Stenzel fit, Undav erstmals im Kader: Personalsituation vor Mainz-Spiel
- Der VfB kann im Spiel beim FSV Mainz 05 wieder auf Pascal Stenzel zählen. Es spreche nichts gegen einen Einsatz gegen die noch sieglosen Rheinhessen, sagte Sebastian Hoeneß. Stenzel war zuletzt vor der Länderspielpause beim 5:0 gegen den SC Freiburg wegen Schmerzen an einer Rippe ausgewechselt worden, hat zuletzt aber wieder normal mit der Mannschaft trainiert.
- Zudem steht der im Sommer vom englischen Club Brighton & Hove Albion ausgeliehene Deniz Undav aller Voraussicht nach erstmals im Kader des VfB. Der Stürmer war nach einem Teilriss des Außenbandes im Knie ausgefallen.
- Fehlen wird Mittelfeldspieler Woo-Yeong Jeong, der mit Südkorea an den Asienspielen in China teilnimmt.
- Bei Nationalspieler Josha Vagnoman rechnet Hoeneß in knapp zwei Wochen mit einer Rückkehr ins Mannschaftstraining. Der Rechtsverteidiger konnte in dieser Saison wegen einer Ermüdungsreaktion im Mittelfuß noch kein Spiel bestreiten.
So könnten Mainz und Stuttgart starten
- 1. FSV Mainz 05: Zentner - van den Berg, Bell, Fernandes - Caci, Barreiro, Kohr, Mwene - Onisiwo, Lee - Ajorque
- VfB Stuttgart: Nübel - Stenzel, Anton, Zagadou, Ito - Karazor - Stiller - Silas, Millot, Führich - Guirassy
- Schiedsrichter: Harm Osmers (Hannover)