Warum Lilian Egloff beim VfB Stuttgart aktuell keine Rolle spielt
Was ist mit Lilian Egloff? Warum spielt der Youngster beim VfB Stuttgart keine Rolle? Diese Fragen stellen sich gerade viele Fans der Schwaben. Auch unter Bruno Labbadia kommt der 20-Jährige nicht zum Zug, aktuell reicht es nicht einmal für einen Platz auf der Bank. Woran liegt das – und wie sieht die Zukunft für Egloff aus?
Stillstand statt Durchbruch: Lilian Egloff tritt auf der Stelle
Anfang Januar war die Chance da für das Eigengewächs. Neuer Trainer, Verletzungspech der Kollegen, dünner Kader im Offensivbereich – im Trainingslager in Marbella war alles angerichtet für Lilian Egloff. Doch aus dem erhofften Durchbruch wurde wieder nichts. Der 20-Jährige verpasste die Chance, in Spanien auf sich aufmerksam zu machen und spielte so gut wie keine Rolle.
Trainingslager-Kritik von Bruno Labbadia
„Ich denke, dass er eine Schippe zulegen muss“, lautete die Trainingslager-Kritik von Bruno Labbadia. „Wir brauchen hungrige Leute und hoffen, dass da nochmal ein Schub kommt.“ Verbunden war diese deutliche Ansage wohl mit der Hoffnung, den jungen Profi damit angestachelt zu haben. Doch das war Anfang Januar. Knapp zwei Monate später lässt sich getrost sagen: Der Seitenhieb von Labbadia hat offensichtlich nicht gefruchtet.
Wie schon seine Vorgänger setzt auch Bruno Labbadia nicht auf die Dienste des gebürtigen Heilbronners. Nur bei der 1:2-Niederlage in Leipzig wurde der Mittelfeldmann für wenige Minuten eingewechselt, gegen Köln und Schalke stand der 20-Jährige nicht mal mehr im Kader. Stillstand statt Durchbruch heißt es aktuell für Lilian Egloff, bei dem die Entwicklung stagniert.
Die Egloff-Probleme: Fehlende Gier, kein Platz im VfB-Kader
Zum einen scheint für den talentierten Rechtsfuß aktuell kein Platz im Kader der Stuttgarter. Mit Wataru Endo und Genki Haraguchi spielen zwei unangefochtene Stammspieler auf den Achter-Positionen. An den Japanern ist kein Vorbeikommen, auf den offensiven Flügelpositionen fehlt Egloff wiederum das Tempo. Zum anderen spielt der VfB auch in dieser Saison wieder gegen den Abstieg und rutscht von einer Krise in die nächste. Für einen jungen Spieler gibt es sicher angenehmere Umstände, um den Durchbruch zu schaffen.
Zur Wahrheit gehört aber auch: Gegen diese Umstände könnte sich Lilian Egloff wehren – dafür ist das Eigengewächs aber wohl zu bequem. Bruno Labbadia formulierte es in Marbella so: „Wenn er gierig ist, dann ist es relativ einfach, die Position zu bekommen.“ Scheinbar fehlt Egloff aber genau diese Gier, um voranzukommen.
Wie es richtig geht, macht aktuell Enzo Millot vor. Der junge Franzose galt als einer der Gewinner der Vorbereitung und hatte sogar einen Startelf-Platz in Aussicht. Zurück in Stuttgart baute Millot aber kontinuierlich ab und geriet so aufs Abstellgleis. Auch den Linksfuß kritisierte Labbadia anschließend in aller Öffentlichkeit - von der Trainings-Leistung bis hin zur Einstellung.
Warum Enzo Millot das hat, was Lilian Egloff fehlt
Anders als bei der Egloff-Schelte in Marbella scheint diese Millot-Kritik aber gewirkt zu haben. Der Franzose hat sich zurückgekämpft und gilt wieder als ernstzunehmende Alternative. „Bei Enzo ist in den letzten Wochen eine Entwicklung passiert“, sagte der VfB-Trainer auf der Pressekonferenz vor dem Bayern-Spiel. „Das, was man bei ihm immer wieder als Talent aufblitzen sieht, das zeigt er gerade seriös.“
Die Dinge, die das Trainerteam an Millot kritisiert habe, die „verändert er." Da gehe es nicht nur um Fußball, sondern "auch um Professionalität und wie man mit Abstiegskampf umgeht.“ Gegen Schalke fehlte der spielfreudige Offensivmann allerdings wegen der Geburt seines zweiten Kindes. „Das war schade, weil er im Aufwärtstrend war. Er hat in dieser Woche wieder ordentlich trainiert und wir hoffen, dass er diese Entwicklung weitermacht.“
Prinzip Hoffnung: Schafft Egloff noch den Durchbruch beim VfB?
Anders als Enzo Millot hat Lilian Egloff diese Entwicklung in den letzten Wochen aber eben nicht hingelegt. „Li ist gerade im Hintertreffen im Vergleich mit Enzo“, erklärt Labbadia. „Enzo hat den Schub gemacht, bei Li erhoffen wir uns das auch.“ Das Prinzip Hoffnung – es gilt also immer noch für den jungen Nachwuchsspieler.
Und deshalb steht die Türe für Egloff bei Bruno Labbadia auch weiterhin offen. Der VfB-Trainer sei kein Freund davon, Spieler direkt abzuschreiben. Ein grober Fehler oder auch eine längere Schwächephase sei für Labbadia "sofort vergessen, wenn ich merke, dass der Spieler daran arbeitet." Lilian Egloff hat also weiter die Chance, sich in den Vordergrund zu spielen. Ob er diese nun nutzen oder erneut verstreichen lassen will, liegt ganz bei ihm.
Fakt ist aber auch: Mit Matarazzo und Mislintat sind zwei VfB-Verantwortliche weg, die auf den Youngster gebaut und ihm den nächsten Schritt zugetraut haben. Im Falle eines möglichen Abstiegs (verbunden mit einem möglichen Neuanfang) scheint es offen, ob der VfB der Zukunft auch weiterhin große Stücke auf Lilian Egloff hält. Denn auch die Hoffnung währt nicht ewig - und Talent allein reicht nicht für den großen Durchbruch.