VfB Stuttgart

Bei der Mitgliederversammlung droht dem VfB der große Knall: Der nervöse Verein

Kopie von Kopie von Claus Vogt
Bei der Mitgliederversammlung geht es auch in diesem Sommer wieder um die Zukunft von Präsident Claus Vogt. © Benjamin Büttner (Archiv)

Der VfB Stuttgart steht sportlich so gut da wie seit Jahren nicht. Vereinspolitisch hängt der Haussegen hingegen weiter schief. Im Sommer 2024 ist der VfB ein hochgradig nervöser Klub. Auf der Mitgliederversammlung droht der große Knall. Bei einem „Dunkelroten Tisch“ im Kursaal Bad Cannstatt vor rund 400 Mitgliedern wurde diese angespannte Stimmung im und rund um den Traditionsverein noch einmal deutlich.

War es nur ein freundlicher Hinweis? Oder eher eine Warnung? So ganz klar wurde es letztlich nicht. „Bitte überlegt euch genau“, so Rainer Adrion, „was Ihr am 28. Juli macht.“ Das Präsidiums- und Aufsichtsratsmitglied schob am Dienstagabend (11.06.) noch einordnend hinterher: „Die Verantwortung ist schon relativ groß. Es ist nicht trivial, was da abgestimmt wird.“

Superwahljahr beim VfB im nächsten Jahr

Hintergrund: Sollte an diesem letzten Juli-Sonntag das derzeitige Präsidium inklusive Präsident abgewählt werden, würde der Vereinsbeirat einen Übergangs-Präsidenten einsetzen. Nur so wäre der Verein weiter handlungsfähig. Vertrackt wird die Situation auch mit Blick auf das Superwahljahr 2025. Dann läuft die Amtszeit der aktuellen Präsidiumsmitglieder ohnehin aus. Auch der Vereinsbeirat wird neu gewählt.

Nach dem Riesenärger rund um den Machtkampf im Aufsichtsrat hängen die aktuell Verantwortlichen des eingetragenen Vereins schwer in den Seilen. Seit Wochen fordern die Ultras den Rücktritt des gesamten Präsidiums, Christian Riethmüller ist dieser Forderung bereits nachgekommen. In seinem konkreten Fall bedeutet das: In diesem Jahr wird zwar schon ein Nachfolger gewählt (Andreas Grupp und Bertram Sugg kandidieren), der Gewählte wird aber zunächst nur die restliche Amtszeit von Riethmüller ausfüllen. Also bis zur 2025er MV. Und nächstes Jahr steht dann direkt die nächste Wahl an. Sprich: Wieder Bewerbungsprozesse, wieder Wahlkampf, wieder die sich viel zu oft wiederholenden Geschichten von der Dauerkarte im A-Block, die man schon seit den 80-er Jahren im Familienbesitz weiß.

Gleiches würde für das Mandat von Adrion bzw. Vogt gelten. Alles in allem ein Riesenaufwand verbunden mit jeder Menge Aufgeregtheit und wenig Kontinuität. Hinzu würde auch eine mal wieder fatalen Außendarstellung als bundesweit bekannter „Klepperlesverein“ kommen. Alles in krassem Kontrast zum so harmonischen Bild der Truppe, die auf dem Platz steht und in die Königsklasse gestürmt ist.   

„Reißt euch jetzt endlich zusammen. Das ist ein Kindergarten, was Ihr da oben treibt“, schimpfte deshalb einer mit sich überschlagender Stimme im Cannstatter Kursaal. Mit entwaffnender Ehrlichkeit räumte Vogt mit Blick auf die massive Kritik an seiner Person ein: „Ich versteh die Fan-Proteste. Und ich akzeptiere sie.“ Er würde als Anhänger schließlich „genauso reagieren“.

Abwahlantrag gegen Vogt: Würde er bei 25,1 Prozent Zustimmung im Amt bleiben?

Adrion hat indes angekündigt, bei der MV die Vertrauensfrage zu stellen. Und sollte er weniger als 50 Prozent Zustimmung bekommen, wird auch er seinen Posten räumen. „Da braucht keiner einen Abwahlantrag stellen, da könnt Ihr mich beim Wort nehmen“, so Adrion. Eine klare Ansage.

Und der mittlerweile selbst bei vielen Fans hochumstrittene Vogt? Ein Abwahlantrag bräuchte laut Satzung eine Mehrheit von 75 Prozent. Eine bewusst hohe Hürde, die bei der MV im vergangenen Sommer deutlich verfehlt wurde. Schon vor einem Jahr sah sich Vereinsoberhaupt Vogt nämlich mit einem solchen Antrag konfrontiert. Seinen Posten musste er allerdings nicht räumen, zu hanebüchen und inhaltsleer waren viele Argumente seiner Kritiker. Das könnte sich in diesem Jahr ändern. Vogt hat Fehler gemacht und Vertrauen verspielt. Der einstige „Fan-Präsident“ hat die Unterstützung von weiten Teilen der Kurve mittlerweile verloren. Ob sich dieses Mal eine Mehrheit für seine Abwahl entscheidet?

Einer aus dem Publikum wollte wissen, ob der Präsident auch bei einem äußert bescheidenen Ergebnis von 25,1 Prozent Zustimmung im Amt bleiben würde? „Das kann ich dir noch nicht sagen“, sagte Vogt. Als Präsident solle man sich an die Satzung halten und an das oberste Organ des e.V.: die Mitgliederversammlung. Vogt hofft, dass er auf der Versammlung „viele Fragen beantworten und dort vielleicht auch schon mehr sagen kann als heute“. Die ganze Geschichte rund um seine Abwahl als Aufsichtsratschef und die daraus resultierenden Streitereien werden dann, so Vogt, „ein Stück weit ins richtige Licht gerückt“. Die Mitglieder werden gespannt sein.

Der Präsident wirkte bei seiner Replik in jedem Fall überaus angespannt. Wie auch die allgemeine Stimmung im Saal. Als Vogt auf die positiven Aspekte seiner Amtszeit (u.a. Frauen-Fußball, Stiftungsgründung, positive Finanzahlen beim e.V.) verwies, gab es Pfiffe und Buhrufe aus dem Plenum. Das dürfte jedoch nur ein kleiner Vorgeschmack auf die Atmosphäre bei der MV gewesen sein.

Anmerkung der Redaktion: Eine Aufzeichnung der kompletten Veranstaltung samt der Vorstellung der Präsidiumskandidaten und den Vorschlägen der Satzungskommission können Sie unter folgendem Link abrufen: https://vimeo.com/957038117/95aa051637  

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