VfB will eine Aufholjagd starten: Was spricht für und was gegen die Schwaben?
Stuttgart. Der VfB Stuttgart will am Samstag (29.03.) bei Eintracht Frankfurt eine Aufholjagd starten: Wenn es die Schwaben noch ins internationale Geschäft schaffen wollen, müssen in den verbleibenden acht Bundesliga-Partien so viele Siege wie möglich her. Denn: Seit inzwischen fünf Partien hat das Team von Trainer Sebastian Hoeneß nicht mehr gewonnen, der Verein für Bewegungsspiele erlebt aktuell eine handfeste Ergebniskrise. Doch wie wahrscheinlich ist eine solche Aufholjagd überhaupt? Unsere Reporter Danny Galm und Simeon Kramer legen in einer Analyse dar, was im Schlussspurt für und was gegen den VfB Stuttgart spricht.
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Pro Aufholjagd: Warum es der VfB Stuttgart noch nach Europa schaffen kann
Grund 1: Schub durch den Hoeneß-Coup
Bis 2028 hat Sebastian Hoeneß seinen Vertrag am Wasen verlängert – und das ohne Ausstiegsklausel. Dieser Coup mit dem Chefcoach soll in zweierlei Hinsicht Wirkung entfalten: Zum einen nach außen als Signal an potenzielle Interessenten, zum anderen aber auch nach innen in die Mannschaft. Die Kräfte für den Schlussspurt sollen dadurch noch einmal gebündelt werden – ein zweiter Hoeneß-Effekt, sozusagen.
Der erste brachte 2023 als klassischer Trainerwechsel den erhofften Erfolg. Auf Platz 18 übernahm Hoeneß eine damals komplett verunsicherte Mannschaft und führte sie über die Relegation zum Klassenerhalt. Knapp zwei Jahre später könnte sein erneutes Bekenntnis den Fokus noch einmal schärfen – und nach zuletzt enttäuschenden Auftritten in der Liga den Auftakt einer Aufholjagd im Rennen um die internationalen Plätze markieren.
Grund 2: Gamechanger Nick Woltemade
Beim 3:1-Sieg der deutschen U21 gegen Spanien zeigte sich Nick Woltemade in überragender Verfassung. Der vor der Saison ablösefrei aus Bremen zum VfB gewechselte 1,98-Meter-Hüne demonstrierte ein beeindruckendes Repertoire. „Ein typisches Nick-Tor und zwei Stürmer-Tore“, sagte er nach dem Schlusspfiff über den ersten Dreierpack seiner Profikarriere. Beim frühen 1:0 traf der Techniker nach einem Beinschuss per Heber. Mit einem Schuss aus der Drehung und einem Kopfball schraubte er das Ergebnis weiter in die Höhe. „Ich glaube, das ist sehr selten, dass ein Zwei-Meter-Mann so ein feines Füßchen hat und so dribbelstark ist“, lobte U21-Nationaltrainer Antonio Di Salvo.
Auch im VfB-Trikot war seine starke Form zuletzt zu bestaunen. Selbst bei der bitteren 3:4-Niederlage gegen Leverkusen vor der Länderspielpause war Woltemade der beste Stuttgarter. Am Samstagabend (18:30 Uhr/Sky) bei Eintracht Frankfurt dürfte der 23-Jährige erneut in der Startelf stehen – und seine Topform unterstreichen.
Grund 3: Leichtes Restprogramm
Das Flutlicht-Duell mit der Eintracht stellt für den VfB eine hohe Hürde dar. Die Hessen stehen derzeit auf Tabellenplatz vier. Zuvor ging es für die Schwaben bereits gegen den Rekordmeister aus München (1:3) und den amtierenden Double-Sieger aus Leverkusen (3:4). Blickt man auf die nachfolgenden Aufgaben, dürfte der April – zumindest auf dem Papier – etwas leichter zu spielen sein. Bochum (A), Bremen (H), Union Berlin (A) und Heidenheim (H) warten als Gegner auf die Hoeneß-Elf nach dem Frankfurt-Spiel. Im Endspurt im Mai stehen dann noch Partien gegen Aufsteiger St. Pauli (A), den FC Augsburg (H) und zum Abschluss gegen RB Leipzig (A) an. Klar ist: Will der VfB nach Europa, darf er sich keine Ausrutscher mehr erlauben. Läuft alles nach Plan, könnte es am 34. Spieltag in Leipzig ein Endspiel um die Königsklasse geben – und im Idealfall am 24. Mai sogar noch ein weiteres Finale.
Contra Aufholjagd: Warum der VfB Stuttgart weiter Probleme haben wird
Grund 1: Abwehr kassiert zu viele Gegentore
Neun Gegentore - das ist die Bilanz in den vergangenen drei Ligaspielen. Gegen Leverkusen mussten die Schwaben vier, gegen Bayern drei und gegen Aufsteiger Kiel zwei Gegentreffer hinnehmen. Auch insgesamt betrachtet spricht die Statistik gegen den VfB: Der Vizemeister kassierte in dieser Spielzeit bereits 43 Gegentreffer, im Ligavergleich landen Chabot und Co. damit nur auf Platz 12. Ausnahmslos alle Teams, die in der Tabelle aktuell über den Schwaben stehen, kassierten bislang weniger Gegentore. Auch der Vergleich zur Saison 2023/24 ist deutlich: Dort musste Alexander Nübel nur 39 Mal hinter sich greifen. Die Abwehr ist in dieser Saison einfach zu schwach und könnte auch im Ligaendspurt für Probleme und unnötige Gegentore sorgen.
Grund 2: Viele Leistungsträger enttäuschen
In der vergangenen Saison performten nahezu alle VfB-Profis, kaum ein Spieler fiel im internen Leistungsvergleich ab. In dieser Spielzeit ist dies nicht der Fall. Zu viele Leistungsträger schwächeln. Das prominenteste Beispiel heißt Deniz Undav, der seit acht Ligaspielen nicht mehr getroffen hat. Auch Chris Führich wartet seit 15 (!) Partien auf einen Treffer, Enzo Millot seit zwölf. Und Jamie Leweling hat in der gesamten Bundesliga-Saison erst zwei Treffer erzielt. Aber auch andere Leistungsträger der vergangenen Saison, wie Atakan Karazor oder Josha Vagnoman, spielen in diesem Jahr weit unter ihren Möglichkeiten.
Grund 3: Leichtes Restprogramm? Von wegen
Auf den ersten Blick wirkt das Restprogramm der Schwaben machbar. Teams wie Heidenheim, Bochum, Union oder St. Pauli? Absolut schlagbar. Aber: Alle Teams kämpfen um den Abstieg und werden - ähnlich wie Holstein Kiel, gegen die sich der VfB alles andere als gut verkauft hat - um jeden Punkt kämpfen. Die vermeintlich „leichten“ Gegner könnten so zu großen Stolperfallen werden. Und wer glaubt, dass der VfB seine Heimspiele gegen Bremen oder Augsburg locker gewinnen wird, der schaue sich nur die zurückliegende Heimspiele gegen Wolfsburg oder Gladbach an. Dazu die Auswärtsspiele gegen die Konkurrenz aus Frankfurt und Leipzig - das wird alles andere als leicht.