VfB Stuttgart

Torhüter-Frage beim VfB: Seimen gibt Gas - hat er Chancen auf die Nummer eins?

Dennis Seimen
Nachwuchsmann Dennis Seimen auf dem Trainingsplatz in Österreich. © Danny Galm

Die Torhüter des VfB Stuttgart bleiben weiter im Fokus. Das Rennen um die Nummer eins ist nach wie vor komplett offen, ein neuer Keeper immer noch nicht verpflichtet. Und während Platzhirsch Fabian Bredlow von einer Verletzung ausgebremst wird und es in der Personalie Alexander Nübel keine Fortschritte gibt, drückt Nachwuchsmann Dennis Seimen aufs Gas. So ist der aktuelle Stand in der Stuttgarter Torhüter-Frage.

Der VfB will die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen

Der Oberkörper ist kerzengerade, die Beine tippeln schnell. Im Blick hat Seimen Ball und Angreifer, bleibt dabei konzentriert und geduldig. Dann der Abschluss aus kurzer Distanz, der Schlussmann taucht ab, lenkt die bunte Plastikkugel um den Pfosten. Blitzschnell steht der 1,92-Hüne wieder auf und erwartet den nächsten Angriff. Und damit die nächste Gelegenheit, sich auszuzeichnen. Solche Szenen gab es zuhauf im Trainingslager in Österreich und nach dem wetterbedingten Abbruch des Camps nun bald auch wieder auf den Anlagen an der Mercedesstraße. 

17 Jahre alt ist der Torhüter aus Heilbronn. Beim VfB wurde er ausgebildet und reifte zum Junioren-Nationalkeeper. Jetzt steht er vor dem nächsten Schritt in seiner noch jungen Karriere. Dem komplizierten Übergang vom Jugend- in den Profibereich. An dieser Hürde ist schon so manches Talent gescheitert. 

Auf Seimen halten sie beim VfB jedoch große Stücke. Die Fehler der Vergangenheit, als man mit Bernd Leno (2011 zu Bayer Leverkusen) und Odysseas Vlachodimos (2016 zu Panathinaikos) zwei verheißungsvolle Torhüter-Talente ziehen ließ, sollen unter allen Umständen vermieden werden, Seimen im Trikot mit dem Brustring in der Bundesliga spielen.

Um ihm den Weg dorthin zu ebnen, sucht Sportdirektor Fabian Wohlgemuth eine passende Lösung. Was gar nicht so einfach ist. Alexander Nübel scheint prädestiniert für die Aufgabe. 26 Jahre alt, Erfahrung auf hohem Niveau, wechselwillig. Wären da nicht die finanziellen Rahmenbedingungen. Die Bayern möchten ihren Ersatzkeeper am liebsten verkaufen, der VfB ist allerdings nur an einer Leihe interessiert, um der Zukunftshoffnung aus dem eigenen Nachwuchs nicht die Perspektive zu verbauen. Eine Einigung zeichnet sich weiter nicht ab. 

VfB-Keeper Fabian Bredlow ist weiter zum Zuschauen verdammt

Aktuell ist also noch komplett unklar, wer als Stammkeeper der Stuttgarter in die neue Saison gehen wird. Zumal Fabian Bredlow, der sich zum Vorbereitungsstart in guter Form präsentiert und entsprechend ehrgeizig die Rückennummer eins geschnappt hatte, seit Tagen zum Zuschauen verdammt ist. 

Fabian Bredlow
Ist schon seit mehreren Tagen zum Zuschauen verdammt: VfB-Keeper Fabian Bredlow. Hier im Bild mit Physio Manuel Roth. © Danny Galm

Hartnäckige muskuläre Probleme im hinteren Oberschenkel bremsen die Ambitionen des 28-Jährigen, der eigentlich weiter Werbung in eigener Sache betreiben wollte. Das Testspiel in Reutlingen (4:0) hat er verpasst, Seimen spielte durch. Das muss schmerzen. Zumal Bredlow in diesem Sommer seine Chance auf den Nummer-eins-Status wittert. Wie jetzt vermutlich auch Seimen. 

Schon im vergangenen Jahr ist der damals 16-Jährige mit den Profis ins Trainingslager nach Weiler/Simmerberg gereist. „Dennis ist für sein Alter schon eine tolle Persönlichkeit“, sagte dort Torwarttrainer Steffen Krebs. Ein Jahr später scheint Seimen weiter gereift. Auch körperlich hat er noch einmal zugelegt. Die Schultern sind breit, die Stimme tief und eindrücklich. Seimen hinterlässt Eindruck. 

Geht Trainer Sebastian Hoeneß ins Risiko?

Wer andere Jungprofis in diesem Alter hat trainieren sehen, merkt sofort, dass Seimen in seiner Entwicklung eine Sonderrolle einnimmt. Hier hechtet, faustet und dirigiert kein „normaler“ 17-Jähriger. Ob das in Summe schon in diesem Sommer für den Durchbruch reicht, ist nicht absehbar. Zu viele Unbekannte sind zum jetzigen Zeitpunkt noch in der Gleichung. 

Geht der Trainer Sebastian Hoeneß in Risiko und überlässt dem Teenager den Platz zwischen Pfosten? Auszuschließen ist es wohl nicht. Plan A aber offensichtlich auch nicht. Andernfalls wäre man nicht in Gesprächen mit den Bayern und Alexander Nübel. Wasserstandsmeldungen will VfB-Kaderplaner Wohlgemuth dazu nicht abgeben: „Die Interessenlagen sind ausgetauscht und im Grunde gibt es dazu nichts zu sagen“, hatte er dazu am Dienstagnachmittag (18.07.) in Neukirchen erklärt. 

Die Torhüter-Frage im Schwabenland muss zunächst weiter unbeantwortet bleiben. Da aber in Sachen Nübel nichts vorangeht, Alternativen auf dem Markt offensichtlich rar gesät sind und mit Bredlow Seimens ärgster Konkurrent um den Platz zwischen Pfosten pausieren muss, hat der Youngster das Momentum auf seiner Seite. Ganz ähnlich war es zum Startschuss der Vorbereitung für Bredlow. Bis zum Bundesliga-Auftakt gegen den VfL Bochum am 19. August kann also noch eine Menge passieren.   

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